Ehrensache, ins Theater zu gehen?

"Ehrensache" heißt ein Theaterstück von Lutz Hübner, mit dem die "theaterperipherie" aus Frankfurt bei uns im Theater gastiert. Die Vorstellung ist komplett ausverkauft.

Zwei türkische Jungen lernen zwei Mädchen kennen. Es ist Wochenende. Also verabredet man sich und fährt zu einem Ausflug nach Frankfurt am Main. "Doch am Ende dieses Tages liegt eines der Mädchen tot auf einem Rastplatz mit mehr als dreißig Messerstichen regelrecht abgeschlachtet, und ihre zwei Jahre jüngere Freundin überlebt schwer verletzt, nur weil die Täter sie für tot halten. Zwar sind die beiden Jungen schnell gefaßt, aber was genau an jenem Tag passiert ist, bleibt unklar: Je nach Perspektive gibt es ganz unterschiedliche Versionen oder Vorstellungen davon, was zu einem solchen Exzess von Gewalt geführt hat," berichtet das Theaterprogramm.

Alexander Brill führt die Regie. Anja Arncken, Hartmut Volle, Deniz Kezer, Arasch Farugie und Hadi Khanjanpour heißen die auftretenden Schauspieler.

Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren, lebt heutea ber als freier Autor und Regisseur in Berlin. 1998 erhielt er den Jugendtheaterpreis für das Stück "Das Herz eines Boxers".

"Ehrensache" wurde als Stück am 10.12.2005 in Essen uraufgeführt.

"Theaterperipherie setzt sich mit den Menschen und Kulturen in unserer gesellschaftlichen Peripherie theatralisch auseinander. Das Ensemble wird für jedes folgende Projekt neu zusammengestellt. Die Darsteller sollen ihre Wurzeln in der jeweiligen Peripherie haben. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von 12 (26.1.2008) auf 42 (10.9.2010) beinahe vervierfacht.

Die Mitarbeiter haben ihre Wurzeln in Äthiopien, Afghanistan, Deutschland, Eritrea, Irak, Iran, Kenia, Marokko, Pakistan, Polen, Türken, Serbien, USA. Es spielen Christen, Juden und Muslime gemeinsam in drei Ensembles," stellt sich das Projekt selbst vor.

Das spärliche Bühnenbild besteht aus einer Bühne mit dazugehöriger Treppe, einem großen Teddybär, mehreren Koffern und Lautsprecherboxen.

Eine erste Interpretation liefern "Theaterperipherie" selbst. "In einem psychologischen Spiel von vier Jugendlichen und einem Gerichtsgutachter versucht Hübner, die Mechanismen der Ehre auf die Spur zu kommen. Welche Rolle spielen Frauen- und Männerbilder in dieser Geschichte? Welche Verhaltensmuster stecken hinter der Tat? Wie ist es möglich, daß verletzter Stolz zu einem derartigen Exzeß von Gewalt führen kann," fragt ein Theaterzettel, der auf den Zuschauerstühlen ausliegt.

Der Autor spielt mit Stereotypen von Deutschen und Türken. Türkische Jungen sind großmäulige Machos und deutsche Mädchen sind Schlampen, die leicht herumgekriegt werden können. Das Stück zeigt sehr realistisch die Verhältnisse, wie wir sie auch aus Duisburg kennen - siehe Marxloh und Hochfeld. Das Stück wirkt so, als sei es in Duisburg und für Duisburg geschrieben. Langanhaltender Applaus ist die Belohnung für die wirklich hochwertige schauspielerische Arbeit der jungen Truppe.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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