Verein für Literatur Duisburg geht jetzt an den „Lesestart“
Die Seiten werden wieder aufgeblättert
„Über ein Jahr ohne Lesungen sind über ein ein Jahr zu viel:“ Thomas Diederichs, Vorsitzender des Vereins für Literatur Duisburg, drückt mit diesem Satz aus, was viele Vereinsmitglieder und Bücherfreunde in unserer Stadt genauso sehen. Für die hat der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Jan-Pieter Barbian, ein klares Signal: „Wir sind wieder da.“
Der hauptberufliche Sprecher des Vorstands der Volksbank Rhein-Ruhr, die den Verein seit langem tatkräftig unterstützt, und der Leiter der Stadtbibliothek, nehmen sich neben ihrem Beruf viel Zeit für ihre „Berufung“, der Literatur und vor allem dem „Live-Hören“ des Geschriebenen eine Plattform zu geben. Jetzt haben sie gemeinsam das Programm der bevorstehenden „Lese-Saison“ vorgestellt. Alle Veranstaltungen finden in der Zentralbibliothek an der Steinschen Gasse statt. Bis auf eine Ausnahme beginnen sie jeweils um 20 Uhr. Zugelassen sind zu den Einzel-Lesungen immer bis zu 76 Besucher.
Programmstart
mit Symbolkraft
Der Programmstart hat die Symbolkraft des Bibelzitates „Die letzten werden die ersten sein“, denn der Schauspieler Rupert Seidl, seit über zwei Jahrzehnten Ensemble-Mitglied des Theaters an der Ruhr in der Nachbarstadt Mülheim gestaltete mit einer Lesung aus Albert Camus' „Pest“ den letzten Leseabend des vorherigen Programms, bevor der Lockdown eintrat. Das „Wir sind wieder da“ füllt Seidl mit Leben, weil er auch den Startschuss zum neuen Programm gibt. Er liest am Montag, 20. September, aus Hans Magnus Enzenbergers „Der Untergang der Titanic“. Darin geht es um soziale Gerechtigkeit. Viele der Ertrinkenden hatten nicht Hauch einer Chance, in ein Rettungsboot zu gelangen.
Betont gesellschaftskritisch wird es auch, wenn Carsten Bender und Walter Gödden aus Jenny Alonis „Um zu erleben, was Geschichte ist, musss man Jude sein“ lesen. Die Texte der 1917 in Paderborn geborenen und 1993 in Tel Aviv verstorbenen, international anerkannten Schriftstellerin, verarbeiten sehr viel persönliche Erinnerungen und Empfindungen, da enge Familienmitglieder in verschiedenen Konzentrationslagern ums Leben kamen, auch ihre Eltern. Die Lesung ist ein Beitrag zu „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Literarische
"Allzweckwaffe"
Die „literarische Allzweckwaffe“ Frank Goosen nimmt die Besucher am Dienstag, 28. September, mit auf eine Reise in die 80er-Jahre, nicht nur für den Autor das Lieblingsjahrzehnt der Deutschen. Die Geschichten in seinem neuen Buch „Sweet Dreams“ gehen auf eine sentimentale Zeitreise, bei der die Zuhörer gewissermaßen authentisch an Frank Goosens Seite sind.
Um Corona geht es bei der Lesung am Freitag, 8. Oktober. Allerdings ist nicht das Virus, sondern der Stern gemeint. Der Schauspieler Christian Brückner liest dann aus dem Gedichtband „Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt“ von Paul Celan. In seinen Gedichten verarbeitet dieser auf eine sprachlich einzigartige Weise die schmerzhaften Erfahrungen seines Lebens. Dass das Leben mehrere Akte hat, verdeutlich auch Erfolgsautor Volker Hage in seinem Buch „Des Lebens fünfter Akt“, in dem er sich verschiedener Lebensabschnitte von Arthur Schnitzler annimmt, einem der erfolgreichsten europäischen Schriftsteller. Die Autorenlesung findet am Donnerstag, 21. Oktober, statt.
Eine weitere Autorenlesung gibt es Mittwoch, 24. November. Dann präsentiert John von Düffel Passagen aus seiner Neuerscheinung „Die Wütenden und die Schuldigen“. Düffel hat dabei den Pfarrer, der dem Tod ins Auge blickt, auf dem Schirm, aber auch eine Ärztin, die mit einem Rabbi in Quarantäne gerät. Und da gibt es auch noch den Kunststudenten, der in eine Welt der Betäubung abdriftet.
Eine amüsante und
verblüffende Reise
Die letzte Lesung in diesem Kalenderjahr gibt es am Samstag, 11. Dezember. Suzanne von Borsody liest dann unter musikalischer Begleitung des „Ensemble del Arte“ aus „Erika oder Verborgene Sinn des Lebens“ von Elke Heidenreich. Jan-Pieter Barbian, der sämtliche Veranstaltungen auf den Weg gebracht hat, beschreibt diesen Abend als eine amüsante und verblüffende Reise, auf der man sich verzaubern lassen kann. Die Veranstaltung in Kooperation mit dem Duisburger Seniorenbeirat beginnt als einzige bereits um 18 Uhr.
Das Literatur-Jahr 2022 in Duisburg startet am Montag, 17. Januar. Dann stellt Elisabeth Edl ihre aktuellen Übersetzungen französischer Erfolgstitel vor. Sie hat „Mit unsichtbarer Tinte“ von Literaturnobelreisträger Patrick Modiano, „Memoiren eines Irren“ und „Briefe an seine Leserinnen“ von Gustav Flaubert in ihrer „Büchertasche“.
Mitglieder haben
freien Eintritt
Den Abschluss des vielseitigen aktuellen Programms des Vereins für Literatur bildet Jan Weiler, wenn dieser am Montag, 24. Februar, aus seinem Buch „Die Älteren“ liest. Darin geht es um die Geschwister Carla und Nick, aber auch um deren Eltern, die 52 sind, sich wie 32 fühlen und behandelt werden wie 92.
Bei den Lesungen, die allesamt in der Zentralbibliothek im Stadtfenster, Steinsche Gasse 26, stattfinden, haben die Mitglieder des Vereins für Literatur Duisburg freien Eintritt. Die durch sie nicht abgerufenen Karten gehen in den freien Verkauf, der über Eventim abgewickelt wird. Informationen zum Verein und zum neuen Programm gibt es telefonisch unter 0203 / 2832593 oder im Netz unter www.stadtbibliothek-duisburg.de.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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