Die Rußlanddeutsche Landsmannschaft in Duisburg

Der Herr auf der linken Seite ist Johann Engbrecht, die Dame ganz rechts Emma Brull, die heutige Vorsitzende
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Wer zu spät kommt, den bestraft ... - genau, dieses Zitat stammt von dem ehemaligen russischen Präsidenten Michael Gorbatschow. "Nein, wir haben den Zug nicht verpaßt und sind rechtzeitig in Deutschland angekommen," Johann Engbrecht. Der Rußlanddeutsche kam vor über 20 Jahren selbst als Spätaussiedler nach Deutschland, genauer gesagt zu uns nach Duisburg, und engagiert sich seit diesen Tagen als ehrenamtlicher Berater in der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. Er ist dabei nicht nur in der Duisburger Ortsgruppe aktiv, sondern war auch lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Landesgruppe NRW.

Als die Sowjetunion zu Beginn der `90er Jahre zusammenbracht, kamen sehr viele Rußlanddeutsche in die Heimat ihrer Vorfahren. "Heute sind es nur noch 300 - 400 Personen, die nach ganz Nordrhein-Westfalen kommen," erzählt Engbrecht.

Rund 150 Großfamilien aus Duisburg und den Nachbarstädten (Mülheim, Oberhausen, Dinslaken und Moers) betreut die Landsmannschaft heute. Es gibt dabei nicht nur die Beratung in sozialen Fragen. Eine umfangreiche Kulturarbeit kommt hinzu. Die Kindertanzgruppe um Tatjana Schäfer sei hier als Beispiel genannt.

Die Rußlanddeutsche Landsmannschaft hat ihre Räumlichkeiten sowohl im Internationalen Zentrum der Volkshochschule am Innenhafen wie auch in Räumlichkeiten des Clauberg-Gymansiums. Ja, ja, ich weiß, eigentlich heißt die Schule heute formal anders. Da sie aber unter ihrem alten Namen auch heute noch in aktuellen Stadtplänen zu finden ist, benutze ich ihn der Einfachheit halber auch weiter.

In den Kellerräumen der Schule gibt es auch Räume, in denen die Tanzgruppe üben kann.

"Wir wollten als Deutsche unter Deutschen leben," beschreibt Engbricht die Motivation vieler Rußlanddeutscher, auch im Alter noch in die fremde Heimat zurückzukehren. "Wir haben noch Deutsch in der Schule gelernt. Für unsere Kinder war Deutsch in der Schule schon Fremdsprache."

Daß die Arbeit von Engbrecht Erfolge zeitigt, sei hier durchaus lobenswert erwähnt. Oft sind es hochqualifizierte Akademiker, die nach Deutschland kommten. In den ersten Jahren wurden ihre in der Sowjetunion erworbenen Schul- und Berufsabschlüsse bei uns in Deutschland nicht anerkannt. Die Situation hat sich nach seiner Beobachtung in den vergangenen 20 Jahren deutlich verbessert.

"Meine älteste Tochter war in Rußland Erzieherin und Grundschullehrerin. Sie mußte in Deutschland noch einmal eine Ausbildung als Erzieherin durchlaufen. Sie hat zum Glück heute eine Arbeitsstelle gefunden," blickt der 2fache Vater zurück. Und fragt dann auch: "Heute sollen alle Kinder einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben. Warum werden die gut qualifizierten Rußlanddeutschen nicht dafür eingestellt?"

"Wollen Sie mal ein leckeres Rezept aus Rußland ausprobieren," fragt Engbrecht noch zum Abschied und drückt mir ein Borschtsch-Rezept in die Hand.

Roter Borschtsch

Zutaten

750 g Suppenfleisch

Salz, Tomatenmark, Petersilie, Dill, 2 g Lorbeerblätter

2 mittelgroße Karotten

500 g Kartoffeln

30 g Fett

2 l Wasser

1 mittelgroße rote Beete

500 g Weißkraut

300 - 400 g Tomaten

2 Knoblauchzehen

1 große Paprikaschote

1 Zwiebel

Die Zubereitung

Aus dem Fleisch, den Lorbeeren und Salz kocht man eine Fleischbrühe. Die Brühe durch ein Sieb geben und zurück in den Kochtopf gießen. Dann Karotten und die rote Beete feinschneiden und in die Brühe geben. Das dann eine Viertelstunde kochen. Die Kartoffeln würfeln, das Kraut feinschneiden und ebenfalls dazugeben. 1/4 Stunde köcheln lassen.

Das Fett in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebel und den Knoblauch darin andünsten. Die Tomaten in Stücke schneiden. Dill, Petersilie und die Paprikaschote dazugeben. Alles kurz anschmoren. Alles in den Topf geben und weitere 10 Minuten köcheln lassen. Damit der Borschtsch eine schöne Farbe bekommt, gibt man ganz am Schluß noch etwas Tomatenmark dazu.

Den Borschtsch serviert man nach Engbrechts Worten am besten mit einem großen Eßlöffel saurer Sahne in jedem Teller.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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