Die Duisburger Akzente werden neu ausgerichtet

Die Akzenten sind ein wichtiges Ereignis im Duisburger Kulturleben. Mir sind aber die Ideen ausgegangen. Welche Themen sollen, welche Themen können wir in den kommenden Jahren ansprechen? Ich bitte um Ihre Ideen!

Süffisanz hat der Duisburger Kulturobmann als oberster örtlicher Fachpolitiker diese Worte ausgesprochen. Nun hängen sie bedeutungsschwanger in der Luft. Die selberernannten Fachleute aus den Parteien sind aufgefordert, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.

Die DVP - Duisburger Volkspartei wendet sich als erste Partei zu Wort. Sie fordert eine Lokalisierung und Regionalisierung der Veranstaltung. "Im Jahr 1 stellen sich Duisburgs Stadtteile vor. Die Kirchengemeinden, Schützenbruderschaften, Gesangsvereine, Künstler aller Art, Kulturvereine der Zuwanderer, Landsmannschaften, aber auch die Betriebe stellen sich vor. Warum sollen Firmen wie Wachtleben, Grille, Klickner, oder Heller Montan nicht mal ihre Türen und Tore öffnen, ihre Unternehmensgeschichte präsentieren und zeigen, was sie können?

Im Jahr 2 ist der Niederrhein bei uns zu Besuch. Kevelaer zeigt seine Pilgerstätten, Issum Rezepte, bei denen Bier im Mittelpunkt steht (so tun wir was für unsere örtliche Gastronomie) und Emmerich und Kleve kommen mit ihren Museen.

Im Jahr 3 folgt eine Leistungsschau des Ruhrgebiets. Kunst und Kommerz aus der Region präsentieren sich bei uns. Gerade bei dem Ruhrgebietsprogramm werden wir jeden Tag volles Programm haben!"

An dieser Stelle greift die Rheinische Umweltschutzpartei in die Debatte ein. "Das Rheinland ist doch dank unserer Politik die sauberste Region Deutschlands. Keine Schadstoffe, kein Dreck. Wir schlagen die Astronomie als Thema vor. Wir besuchen den Düsseldorfer Flughafen. Wir gehen in Sternwarten. Wir greifen zu den Sternen."

"Wir holen die Sterne nach Duisburg," ergänzen die RWRW - Rheinisch-Westfälischen Religionswichtel. Sie bringen Themen wie die Astrologie, Horoskope, Seancen und andere Geheimwissenschaften ins Spiel. "Und wie sollen wir das in die Praxis umsetzen," möchte der Kulturobmann wissen. Man denke da an Vorträge in der Volkshochschule, Buchausstellungen in der Stadtbibliothek, entsprechende Filmvorführungen in den örtlichen Kinos, um nur einige Beispiele zu nennen.

Chemie ist, wenn es knallt und stinkt. Das weiß doch jeder Schüler. "Warum nicht mal einen Akzentpunkt zu den Naturwissenschaften," fragt der VEI - Verein experimentierender Ingenieure. "Beim Sport gibt es alle 4 Jahre die Olympischen Spiele. In den Naturwissenschaften gibt es das auch. Es gibt die Physik-Olympiade, die Mathematik-Olympiade und die Chemie-Olympiade. Unsere nationale Regierung bemüht sich schon seit Jahren, diese Olympiaden nach Deutschland zu holen, hat bislang aber noch keinen Standort gefunden. Sie würde uns auch finanziell helfen, die Veranstaltungsorte herzurichten. Damit die Bevölkerung was davon hat, schlagen wir bei den Chemikern einen Wettkampf der Pyrotechniker vor."

Da möchte der Deutsche Biologen-Verband auch nicht hintan stellen. "Wir schlagen Windhundrennen, Taubenorientierungsflug, Froschwetthüpfen und Mäusefang-Wettbewerbe für Katzen vor," ergänzt ihr Präsident.

"Ehe es zu skurril wird, muß ich an dieser Stelle doch mal eingreifen," ruft der Kulturobmann aus. "Gibt es denn noch ernst gemeinte Vorschläge aus den Reihen der Kulturpolitik? Nein? Dann erkläre ich die Debatte hiermit für beendet."

Sie merken es bestimmt: Dieser Text ist eher humorvoll-satirisch gemeint. In diesem Jahr findet die Kulturhauptstadt 2010 im Ruhrgebiet statt; die diesjährigen Duisburger Akzente waren Teil davon. Wie es mit ihnen weitergeht, steht völlig in den Sternen. Die örtliche Duisburger Lokalpolitik versäumte es bislang, sich zu der Zukunft des Kulturereignisses zu positionieren. Wie soll es weitergehen? In welchen Zeitrhythmen? Mit welchen Themen? In welchem Zeitfenster? Wer beteiligt sich an den Kosten? Die örtliche Politik agiert an dieser Stelle letargischer und kurzsichtiger, als man es von der Politik im Allgemeinen annimmt. Gibt es beispielsweise Kontakte zu Wirtschafts- und Berufsverbänden von Künstlern? Wie sind die Kontakte zu literarischen und anderen überregionalen Kulturgesellschaften ausgeprägt? Können sich Duisburgs Partnerstädte (wieder mal?) im Rahmen der Akzente bei uns präsentieren? Daß Duisburg bei seinen klammen Kassen keine großen Spielräume in der Kulturpolitik hat, ist wohl bekannt. Es ist für Außenstehende aber nicht ersichtlich, daß die Kulturverantwortlichen ihre ausgelatschten Trampelpfade verlassen und sich um neue Themen und alternative Finanzierungen kümmern. Sind wir nun auch kulturell und geistig in der Provinz gelandet?

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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