Die Denkmal geschützte Reparaturwerkstatt , oder das alte Gerippe - Teil 1
Kleine Weltausstellung in Düsseldorf
Es mag vor mehr als 100 Jahren sicher eine große Aufregung geherrscht haben, als zur „Kleinen Weltausstellung“ nach Düsseldorf eingeladen wurde. Vom 01.05. bis 20.10.1902 fand auf dem heutigen Gelände des Ehrenhofs und des Rheinparks die „Rheinisch-Westfälische Industrie - Gewerbe und Kunstausstellung Düsseldorf 1902“ statt.
Zahlreiche Aussteller aus vielen verschiedenen Bereichen nutzten die Möglichkeit ihre Produkte vorzustellen und ihren Namen bekannt zu machen. 152 Aussteller vieler verschiedener Branchen nahmen teil. Einige sollen hier willkürlich genannt werden:
Villeroy & Boch – Metlach; Rommel, Weiss & Co. – Mülheim a. Rh.; Braunkohle-Industrie – Köln; Vereinte Köln Rottweiler Pulverfabriken; August Klöne, Brückenbau – Dortmund; Vereinte Rhein-Westf. Weberei – Aachen; Gasmotorenfabrik– Deutz; Gutehoffnungshütte – Oberhausen; Eisen und Stahlwerk – Duisburg; Niederrheinhütte – Duisburg; Lokomotivfabrik – Düsseldorf und neben noch vielen anderen Friedrich Krupp – Essen.
Die Geschichte der Ausstellung (Text aus dem Jahr 1902 1) )
Der glänzende Erfolg, den die Düsseldorfer Gewerbe- und Industrie – Ausstellung im Jahre 1880 sowohl in materieller wie in idealer Hinsicht zu verzeichnen hatte, veranlasste vor 4 Jahren dem um das wirtschaftliche Leben der Rheinprovinz, besonders der Stadt Düsseldorf hochverdienten K o m m e r z i e n r a t L u e g mit den Vertretern einer Reihe hervorragender industrieller Korporationen in Verbindung zu treten und die Frage zu erörtern, ob eine Wiederholung einer solchen Ausstellung im Jahre 1902 wohl opportun sei. Es waren die „Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl – Industrieller“, ferner der „Verein deutscher Eisenhüttenleute“ und endlich der „Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland – Westfalen“, deren Vertreter sich E i n s t i m m i g dafür äußerten, dass eine „Industrie- und Gewerbe – Ausstellung“ für Rheinland – Westfalen, in Verbindung mit einer deutsch – nationalen Kunst Ausstellung für 1902 in die Wege zu leiten sei, unter der Voraussetzung, dass städtischerseits ein G e e i g n e t e s T e r r a i n zur Verfügung gestellt und gleichzeitig ein entsprechender G a r a n t i e f o n d s geschaffen werde. Hatten die Erfolge der Düsseldorfer Ausstellung 1880 doch erwiesen, dass in der rheinischen Kunststadt hinreichend organisatorische Kräfte zur Verfügung stehen, um ein bedeutendes Unternehmen, wie der einer Gewerbe- und Industrie – Ausstellung glücklich zu Ende zu führen. (....)
Welche Summen von T h a t k r a f t und I n t e l l i g e n z , welche Vollendung in T e c h n i k und G e s c h m a c k in der rheinisch – westfälischen Industrie zu finden sind, davon wird die große Düsseldorfer Ausstellung des Jahres 1902 einen vollgültigen Beweis bieten.
Für diese Ausstellung ließ die Firma Friedrich Krupp – Essen, eigens eine geeignete Halle bauen: die spätere Krupp Reparaturwerkstatt.
Die ehemalige Ausstellungshalle der Firma Krupp in Duisburg – Rheinhausen 2)
Ulrike Robeck
Ruhrgebiet – Kulturgebiet. Das „starke Stück Deutschland“ ist überzogen von einem dichten Netz anerkannter Industriedenkmale, die – restauriert und umgenutzt – an alte schwerindustrielle Zeiten erinnern. (.....) Die auffällige Zurückhaltung gegenüber den Stahlkonstruktionen mag damit zusammenhängen, dass viele Zechen ihren Haupthallen noch lange Zeit massiv aus Stein gemauerte Außenwände gegeben haben, womit der Stahlbau auf die Dachbinder – in der Regel einfach Balkenträger mit stumpfwinkligem oder gekrümmtem Obergurt – beschränk blieb.( .... ) Nach den Ausnahmen, also Werkshallen, deren Stahlbauteile mehr an die schönen, meist bis zum Boden reichenden Bogenbinderkonstruktionen der Bahnsteigs-, Markt- und Ausstellungshallen erinnern, wurde meines Wissens bisher im Ruhrgebiet nicht systematisch gesucht. Aber es gibt sie, und zwei von ihnen sind auch schon berühmt: die Maschinenhalle der Zeche Zollern II in Dortmund - Bövinghausen und die Jahrhunderthalle in Bochum. Zu den Ausnahmen gehört auch die Krupphalle in Duisburg - Rheinhausen. (...)
Ausstellungshallen hatten schon damals mehr zu sein als bloße Umhausungen von Exponaten. Sie vor allem repräsentierten das ausstellende Unternehmen und mussten entsprechend aussehen.
Alle drei genannten Hallen sind deshalb Zeugnisse der gestalterischen Möglichkeiten und Moden des Stahlbaus um die Jahrhundertwende.
Einige technische Daten der Eisenkonstruktion der Halle
Mit stolzen 4.280 m2 Grundfläche präsentierte die Firma Friedrich Krupp die größte Ausstellungshalle auf der Kleinen Weltausstellung in Düsseldorf. Die Länge betrug fast 134 m und konnte eine Breite von 35 m vorweisen. Die Höhe im Scheitel betrug 18,5 m.
Die Maße des Hauptschiffes im Kern des Gebäudes betrugen 110m Länge und 26m Breite, welches durch 11 doppelte Bogenbinder gestützt wurden. Das Gesamtgewicht der Eisenteile betrug insgesamt ca. 450 t
Dass Krupp im Mittelteil seiner riesigen Halle stolz vier große Kanonen und andere kleinere Geschütze, aber auch Panzerplatten präsentierte, störte die Besucher der Ausstellung wenig. Die Krupp-Halle - die Kanonenburg - war die größte, an ihr kam niemand vorbei.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass man bereits beim Bau der Halle für die Weltausstellung an eine Wiederverwendung derselben dachte. Nachdem am 18. Dezember 1897 die beiden ersten Hochöfen angeblasen worden waren, gab es im neuen Jahrhundert Pläne, in Rheinhausen weitere Hochöfen zu bauen und ein Stahl- und Walzwerk zu errichten.
Margarethe Krupp genehmigte nach dem Tod ihres Mannes am 23. Januar 1903 die Kosten für den Bau Dreier weiterer Hochöfen in Rheinhausen sowie die Kosten für den Bau des Stahl- und Walzwerkes. Als Nebenanlagen waren eine Eisengießerei und eine Reparaturwerkstatt geplant.
Die Werkbeschäftigten kamen anfangs aus den umliegenden Gemeinden. Da auf dem Werksgelände weitere Anlagen gebaut wurden (Siemens-Martinwerk, Thomas-Stahlwerk, Kokerei, Drahtstraße), mussten weitere Mitarbeiter von außerhalb angeworben werden. Diese sollten in unmittelbare Nähe des Werks angesiedelt werden. Durch diese Nähe versprach sich die Werksleitung eine Produktionssteigerung, lange Anfahrtswege fielen nicht mehr an und die Beschäftigten erreichten ausgeruht ihren Arbeitsplatz.
Somit wurde in den Jahren 1902/03 damit begonnen für die Mitarbeiter der Firma Werkswohnungen zu bauen: Die heutige, unter Denkmalschutz stehende, Margarethensiedlung 3)
Eine erste ausführliche Beschreibung des Werkes liegt aus dem Jahr 1907 vor. In einem Artikel der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ über die Friedrich-Alfred-Hütte zu Rheinhausen“ – so hieß das Hüttenwerk seit Juni 1904 - werden auch die Eisengießerei und die Reparaturwerkstatt vorgestellt (S. 1459 f)2):
Für die Eisengießerei wurden 5 der 11 Binder des Pavillons verwendet. Die Reparaturwerkstatt hatte daher andere Ausmaße, als vormals die Halle für die kleine Weltausstellung in Düsseldorf. Die Eisengießerei war 40, die Reparaturwerkstatt 50m lang.
Im westlichen Seitenschiff der Reparaturwerkstatt befanden sich die elektrotechnische Reparaturwerkstatt mit Magazin und im östlichen Teil die Betriebsbüros, der Umkleideraum für die Arbeiter, die Werkzeugmacherei und eine Werkstatt für Blech- und Eisenkonstruktionsarbeiten) (.....)
Würdigung
Die Ausstellungshalle von 1902, die Kanonenburg, war das selbstgeschaffene und selbstgewählte Symbol Kruppscher Leistungsstärke auf dem Gebiet der Rüstungsproduktion. Vor allem in ihrer äußeren Architektur, aber auch in der Wuchtigkeit ihrer Stahlkonstruktion teilte sich den Zeitgenossen dieser Symbolwert mit.2)
Nachsatz
Die ehemalige imposante Ausstellungshalle wurde im letzten Jahr demontiert und die Träger bis September 2009 auf dem Logport -Gelände gelagert. Die Idee des Stadtplanungsamtes, Teile der Halle auf dem Rheinhauser Markplatz als „Arkaden“ aufzustellen, wurde von der Mehrheit der Bezirksvertreter abgelehnt, ja, sogar von einem Volksvertreter als „hässliches Gerippe“ abgestempelt. Dezernent Jürgen Dressler „Das herausragendste Rheinhauser Bauwerk der Architektur des 20. Jahrhunderts auf dem bedeutendsten Rheinhauser Platz wieder zu errichten, ist als Idee so naheliegend wie genial.“4)
Schade, dass dies nicht alle so sehen. Es ist eine verschenkte Chance, den Marktplatz attraktiv zu gestalten und der ehemaligen Stahl- und Kohlestadt ein bleibendes Denkmal zu setzen, das sicher auch viele Interessierte von Außerhalb in unsere Heimatstadt gelockt hätte.
Quellenangaben
1) http://www.zeitreisen2000.de/ausstellung1902/werden_der_ausstellung.html
2) Ulrike Robeck „Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“
Rheinische Kunststätten Heft 396 1. Auflage-1994 ISBN-3-88094-747-3
3) http://www.IG-Margarethensiedlung.de
4) Rheinische Post vom 09.02.08 Josef Pogorzalek
Fotos: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“
Rheinische Kunststätten Heft 396 1. Auflage-1994 ISBN-3-88094-747-3
PS: Diesen Beitrag habe ich erneut ins Netz gestellt, weil ich den Verbleib der Halle weiter verfolgen werde.
Autor:Ingrid Lenders aus Duisburg |
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