Die aktuelle Lehmbruck-Ausstellung

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"100 Jahre Lehmbrucks Kniende - Paris 1911" heißt eine Ausstellung, die bis zum 22. Januar 2012 im Duisburger Wilhelm Lehmbruck Museum zu sehen ist.

100 Jahre ist sie alt, die filigrane und doch großformatige Skultpur, die im Paris des Jahres 1911 das Licht der Kunstwelt erblickte. Für ihren Schöpfer Wilhelm Lehmbruck wird die Kniende zu einem ganz persönlichen Erfolgserlebnis. Die Kniende ist schon früh erfolgreich, wird in Galerien genauso gezeigt wie in Kunstausstellungen. Und das nicht nur in Frankreich, sondern international. Die Kniende wird auch schon früh kunstwissenschaftlich besprochen und so zu einem Aushängeschild für den Künstler. Die Legende berichtet, daß Anita Lehmbruck, die Frau des damals in Paris lebenden Duisburger Künstlers, auch aus finanziellen Gründen Druck auf ihren Mann gemacht habe, daß die Kniende endlich fertig wird, damit sie endlich in die Gießerei gehen und ausgestellt werden kann.

"Die Kniende wirkt auf die Kunst der Moderne wirkt wie ein Impuls, hat diese kühne Figur mit ihrer anmutigen, sonderbaren Haltung und ihrer bis dahin einzigartigen Gestik doch immensen Einfluss genommen auf Skulptur und Malerei der vergangenen 100 Jahre," berichtet Florian Blaschke, von Hause aus Kunstwissenschaftler und seines Zeichens Pressesprecher des Duisburger Museums. 2011 nun feiert die Kniende Geburtstag, zumindest das Original davon. Immerhin gibt es inzwischen mehrere Kopien in Bronze und als Abguß.

In drei Sektionen soll die Ausstellung nicht nur ihre Motivgenese der Skulptur vorstellen. Sie soll auch die Atmosphäre im Paris des frühen 20. Jahrhunderts wieder lebendig werden lassen. Die Ausstellung möchte die Kulturszene der Zeit beleuchten, in der Wilhelm Lehmbruck in der französischen Metropole unter Künstlern und Intellektuellen gelebt, gearbeitet und ausgestellt hat - im Café du Dôme, dem Treffpunkt der Pariser Bohème, in seinem Hinterhofatelier an der Avenue du Maine oder in der legendären Salle 41 des Salon des Indépendants. Und sie kümmert sich um den kulturellen Kontext dieser Zeit, also die Musik, das Theater und dem Tanz.

Es gibt Leihgaben aus dem New Yorker MoMA, dem Pariser Louvre, dem Centre Georges Pompidou, dem Musée d'Orsay, dem Chicago Art Institute, der Berliner Nationalgalerie, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Fondation Beyeler und anderen hochrangigen Häusern zu sehen. Und was gibt es zu sehen für den Besucher? Neben Werken Lehmbrucks sind es unter anderem Skulpturen, Gemälden und Grafiken von Auguste Rodin, Pablo Picasso, Henri Matisse, Constantin Brancusi, Maurice Denis, Marcel Duchamp, Robert Delaunay, Amedeo Modigliani, Aristide Maillol, Fernand Léger oder Bernhard Hoetger.

Der erste Ausstellungsteil heißt "Sektion 1: Die Kniende und motivverwandte Werke". Er schaut auf die Herkunft des Motivs der Knienden. Dieser Teil der Ausstellung zeigt auch Werke von Künstlerkollegen, mit denen Lehmbruck in einem engen künstlerischen Kontakt gestanden hat.

"Sektion 2: Die Kniende im Kontext von Lehmbrucks Ausstellungsbeteiligungen in Paris 1910 - 1914" ist der zweite Ausstellungsabschnitt übertitelt. Er wirft einen Blick auf die damaligen Pariser Kunstausstellungen. Hier sind Werke von Lehmbrucks Künstlerkollegen zu sehen, mit denen er zwischen 1910 und 1914 gemeinsam im Salon d`Automne und im Salon des Artistes Independants ausgestellt hat.

Im Ausstellungsteil "Sektion 3: Die Kniende im kulturellen Pariser Kontext 1910 - 1914" geht es um die Erneuerung des Tanzes durch Isadora Duncan und Vaslav Nijinsky, dem Startänzer des Balletts Russes. Sie waren in den 1910er Jahren häufig Gäste in den Pariser Künstlerateliers. Der Bildhauer Antoine Bourdelle verewigte die beiden im Reliefdekor des Theatre des Champs-Elysees. Neben Lehmbruck hatten auch andere damalige Künster einen engen Kontakt zur zeitgenössischen Tanzszene. "So entwickelte sich der Tanz zeitgleich in der bildenden Kunst zu einem Hauptthema," berichtet Blaschke.

"Unsere Theorie: Die Kniende hat ihren Ursprung in Tanz und Theater," berichtet Prof. Dr. Raimund Stecker, Leiter des Museums. Er steht damit wohl ein wenig im Gegensatz zur vorherrschenden Lehrmeinung, die der Knienden eine eher religiöse Bedeutung zumaß. Für ihn und Marion Bornscheuer, Kustodin für Alte Kunst, Lehmbruck und die Klassische Moderne, Kuratorin der Ausstellung, ergibt sich aber schon aus der Gestaltung der Skulptur (ihre knieende Haltung und die Haltung des Kopfes seien hier als Beispiele genannt) die neue Bewertung der Skulptur. Stecker: "Lehmbruck war Avantgarde. Was machte er, wenn er nicht gerade im Atelier war? Er ging ins Theater und lernte doch auch den modernen Tanz kennen."

Vorträge und Musikdarbietungen gehören zum Begleitprogramm der Ausstellung.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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