Deutsch-Äthiopische Gesellschaft
Deutschland und Äthiopien – das ist die Geschichte einer alten, freundschaftlichen Beziehung. Deutsche Forstfachleute waren 1907 die ersten Entwicklungshelfer in Äthiopien. Die Deutsch-Äthiopische Gesellschaft kann also auf einer guten Tradition aufbauen, wenn sie heute versucht, das gegenseitige Verständnis zu fördern und Äthiopien auf seinem Weg zu einer stabilen Demokratie und besseren Lebensbedingungen zu unterstützen.
Seit der Gründung im Mai 1995 setzen sich Ihre deutschen und äthiopischen Mitglieder für eine praktische Hilfe zur Selbsthilfe ein, um Kriegsfolgen zu lindern und vor allem äthiopischen Jugendlichen eine Perspektive zu geben.
Mit diesen Worten stellt sich die Deutsch-Äthiopische Gesellschaft im Internet selbst vor.
" Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Erde – und ist dennoch reich. Sein Reichtum sind seine 60 Millionen Menschen. Ihnen möchte die Deutsch-Äthiopische Gesellschaft helfen – mit einer Produktionsstätte für Gabions.
Gabions sind Drahtkörbe, die mit Schotter gefüllt und anstelle von Beton verwendet werden, zum Beispiel
– für den Bau von Dämmen, Kanälen, Straßen und Uferbefestigungen
– für Erosionsmaßnahmen
– zur Gewinnung neuen Acker- und Weidelands
Wir sind Partner von WeSMCO, die eine Produktionsstätte für Gabions in einem Vorort der Hauptstadt Addis Abeba errichtet hat. Kernstück ist eine Schweißmaschine, die von der Deutsch-Äthiopischen Gesellschaft gespendet wurde. Damit können Straßenkinder ab dem 16. Lebensjahr diese vielseitig einsetzbaren Körbe produzieren.
Auf diese Weise wird dreifach geholfen. Die Jugendlichen haben Arbeit und erwerben handwerkliche Fähigkeiten, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Der Landbevölkerung werden preisgünstige Gabions für ihren Kampf gegen die Erosion zur Verfügung gestellt. Die äthiopische Wirtschaft profitiert, weil der benötigte Walzdraht im Land selbst hergestellt wird," berichtet Michael Renka, der Honorarkonsul von Äthiopien. "Wenn Sie möchten, können Sie sich auf unserem Internetauftritt www.daeg.de einen 7 Minuten langen Film über dieses Projekt anschauen.
So ganz nebenbei ist die Gesellschaft auch an der Veranstaltung von deutsch-äthiopischen Festen, Dia- und Filmvorträgen zu verschiedenen äthiopischen Themen sowie Informationen und touristische Tipps für individuelle Reisen nach Äthiopien beteiligt.
Kennengelernt habe ich Herrn Renka in Düsseldorf, in dem afrikanischen Spezialitätenrestaurant Okra, um genau zu sein. Bei einem sehr leckeren Abendessen kommen wir ganz leicht ins Gespräch. Und schweifen genauso schnell vom eigentlichen Thema ab.
Ich erfahre so nebenbei, daß der Deutsch-Äthiopischen Gesellschaft genau 23 Mitglieder angehören, fast alles Deutsche. Renka war vor rund 20 Jahren das erste Mal in Äthiopien; er hat damals für die UN gearbeitet und ein Projekt dort geleitet, das dann ausgelaufen ist.
Und muß sich wohl auch irgendwie in Land und Leute verliebt haben. Denn wie sonst ist es zu erklären, daß jemand ein privates Entwicklungshilfeprojekt auf die Beine stellt, das sowohl technische wie auch berufsbegleitende Hilfe leistet? So im nachhinein stelle ich fest, daß ich vergessen habe, danach zu fragen.
Äthiopien kennen wir durch den Eritrea-Krieg, Dürren und andere Schlagzeilen in den tagesaktuellen Nachrichten. So etwa seit dem Jahre 2000 herrscht Frieden in dem nordostafrikanischen Land. Bei dem Gespräch mit Herrn Renka wird schnell klar, daß das Land seitdem wie eine Blume aufblüht. Folgt man seinen Worten, sind insbesondere auf dem wirtschaftlichen Sektor enorme Fortschritte zu verzeichnen.
Ich selbst bin noch nie in Äthiopien gewesen, kann also nicht beurteilen, wie es dort aussieht, wie es um den Lebensstandard und die Mentalität der Menschen bestellt ist. Renka gibt daher ein Beispiel: "Der Wandel läßt sich an ein zwei kleinen Beispielen verdeutlichen. Äthiopien baut eine 5.000 Kilometer lange Bahnstrecke. Und ist in der Lage Blumen nach Deutschland und in die Niederlande zu exportieren."
Aus dem benachbarten Arabien und den umliegenden muslimischen Staaten ist derzeit immer von religiös bedingten Konflikten zu hören - ein Zustand, der nach Renkas Einschätzung in Äthiopien nicht so bald zu befürchten ist. Was auch mit religionsgeschichtlichen Gründen zu tun haben mag. In der Entstehungszeit des Islam soll Äthiopien muslimischen Glaubensflüchtlingen in Zeiten der Bedrängnis einen Ort der Zuflucht geboten haben. Aus Dankbarkeit darüber soll Mohammed gesagt haben, daß Äthiopien vom Dschihad, dem heiligen Krieg zur Verbreitung der neuen Religion, ausgenommen sein soll.
"Wir bieten Projektpartnerschaften und arbeiten dabei mit der örtlichen Verwaltung zusammen. Deutschland liefert die Technologie und Äthiopien arbeitet," beschreibt Renka den Ansatz der Gesellschaft.
Rund 40.000 Äthiopier leben heute in Deutschland, bevorzugt im Raum Leipzig, Berlin, Stuttgart und Köln. Die Deutsch-Äthiopische Gesellschaft ist - betrachtet man ihren Standort Düsseldorf - also ein Exot unter den Deutsch-Ausländischen Gesellschaften.
Es ließe sich bestimmt noch sehr viel mehr über die Gesellschaft erzählen. An dieser Stelle würde es aber zu weit führen; vielleicht gelingt es mir ja, in weiteren Texten über das Land und die Arbeit der Deutsch-Äthiopischen Gesellschaft zu schreiben.
Wer das oben schon erwähnte Restaurant "Okra" kennenlernen möchte, muß sich zur Ackerstraße 119 in Düsseldorf begeben. Soweit der Eigenwerbung zu entnommen werden kann, ist dort täglich ab 17 Uhr geöffnet.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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