"Westpremiere" im Kleinkunsttheater "Die Säule"
(Der) Schleim (der) Spuren

Ja war das nicht geradezu wunderbar?
Aber mit absoluter Sicherheit war das nicht nur wunderbar, sondern es war politisches Kabarett gewürzt mit jeder Menge Menschlichkeit vom Allerfeinsten.
Lothar Bölck ist ein gern gesehener Gast in der Säule.
Doch ersten kommt es anders, als es zweitens denkt.
Erst die Corona-Pandemie und dann ein Bühnenunfall des Kabarettkünstler verschoben den neuesten Auftrittstermin von Lothar Bölck weit nach hinten ins Jahr 2022.

Endlich, endlich, endlich am 02. Dezember war es so weit.

"(Der) Schleim (der) Spuren" stand auf dem Programmzettel der Säule, und Lothar Bölck lieferte eine Tour de Force der Pointen, Lacher und Nachdenklichkeiten.

Ja, Kabarett kann böse sein, auch bitter, aber geschenkt, wenn die nachfolgenden Lacher einen befreienden Blick auf die Ungereimtheiten in der (politischen) Welt werfen.
Lothar Bölck ist kein Schenkelklopfer-Hau-Drauf, auch wenn es UiUiUi Momente gibt. Bei diesem Künstler muss man sehr genau hinhören, denn die eine oder andere Pointe ist gar keine und plötzlich bleibt einem das Lachen eher im Halse stecken.
Und das ist gut so.

Mit feinem Gespür für das "Allzumenschliche" hält er der Berliner Republik den Spiegel vor, legt den Finger in die demokratische Verwundung, gibt politische Schleimspuren der Lächerlichkeit preis und schützt mit seinem knapp zweistündigen Programm auf amüsante Weise unsere Demokratie.

Klingt zu hoch gegriffen? Zu bombastisch? Vielleicht, aber es ist ja die vornehme Kunst der Kultur Schwert und Schild einer lebendigen Demokratie zu sein, auch wenn der Kabarettist sicher eher zu Stift und Papier greift, denn zu Schwert und Schild.

Ohne, dass es jemand im Publikum wusste, war das gestrige Programm auch eine westdeutsche Premiere, man glaubt es kaum, aber es scheint sie irgendwo noch zu geben, auch im Humor, die Trennung zwischen Ossi und Wessi.
Damit das nicht falsch verstanden wird, Lothar Bölck macht kein „Ost-Programm“, da ist er weit von entfernt, er nimmt sich als „Ossi“ eher auf die angenehme Schippe (die Wessis aber eben auch)
Aber darum geht es in seinem Programm auch gar nicht.
Selten war eine tagesaktuelle politische Bestandsaufnahme so ost-west barrierefrei.

Der gestrige Abend war schlichtweg wunderbar, so, wie der Künstler auf der Bühne. Lothar Bölck und „(Der) Schleim (der) Spuren“ muss man einfach gesehen haben.

Autor:

Stefán Dellwo aus Duisburg

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