Der katholische Pfarrer - ein paar Gedanken zum Beruf
Über den Beruf des evangelischen Pfarrer habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Daher ist es nun angebracht, hier auch ein paar Gedanken über katholische Geistliche zu Papier zu bringen.
Katholische Pfarrer vermitteln die christliche Botschaft in der Gemeinde. Sie zelebrieren Messen und spenden Sakramente, nehmen aber auch seelsorgerliche Tätigkeiten wahr. Außerdem verwalten sie ihre Pfarrei und koordinieren die verschiedenen Gemeindedienste.
Eine Pfarrei leiten Innerhalb einer Gemeinde leitet ein Pfarrer eine Zentralpfarrei (Seelsorgeeinheit) und versieht dabei mit dem Pastoralteam zusammen auch die Arbeit in kleineren Filialgemeinden (Kooperative Pastorale). Auf der Grundlage des Alten und Neuen Testamentes sowie der kirchlichen Lehrüberlieferung widmen sich Katholische Pfarrer der pastoralen Betreuung von Menschen bzw. ihrer Gemeinde. Mit dem Ziel, zwischenmenschliche Beziehungen auf der Basis des gemeinsamen Glaubens zu knüpfen, sind sie in den unterschiedlichsten Bereichen tätig:
Sie widmen sich ihren Gemeindemitgliedern in Glaubens- und Beratungsgesprächen. Außerdem versuchen sie, möglichst viele Menschen zu erreichen und in die Kirche zu integrieren: Beispielsweise über das Wohnviertelapostolat, das den Kontakt zu den Mitgliedern einer Gemeinde durch Hausbesuche verstärken soll. In der gemeindlichen Gruppenarbeit sind sie ebenfalls tätig, z.B. koordinieren sie Jugendgruppen oder Bibelkreise. Hierfür gewinnen sie ehrenamtliche Mitarbeiter, die sie mitunter beraten und schulen. Daneben erledigen sie Verwaltungsaufgaben und wirken im Pfarrgemeinderat oder in übergemeindlichen Gremien mit.
Als Seelsorger müssen Katholische Pfarrer psychisch belastbar sein, denn sie betreuen Menschen in schwierigen Lebenslagen. In der
Klinikseelsorge haben sie ein offenes Ohr für Patienten und deren Familien oder für das Klinikpersonal. Die Notfallseelsorge kann ebenso Teil ihrer Arbeit sein: Hier leisten sie Beistand vor Ort, wenn Menschen von schweren Schicksalsschlägen getroffen werden, z.B. bei Unfällen oder dem plötzlichen Tod eines Angehörigen. Aber auch die Betriebs-, Gefängnis- oder Hospizseelsorge kann zu ihren Aufgaben gehören.
Die christliche Botschaft vermitteln sie nicht nur in Form von Predigten oder Beratungsgesprächen. In der Liturgie führen Katholische Pfarrer die Gemeinde zusammen, um sie stellvertretend vor Gott zu repräsentieren. Sie spenden Sakramente, d.h., sie führen Taufen, Firmungen oder Eheschließungen durch oder feiern die Eucharistie.
Voraussetzung für die Ausübung der Tätigkeit ist der Empfang der Priesterweihe, die nur Männern zuteil werden kann. Ein erfolgreich
abgeschlossenes Studium der katholischen Theologie (Dauer in der Regel 5 Jahre) sowie der erfolgreich absolvierte Pastoralkurs (Dauer je nach Diözese 1 bis 2 Jahre) sind dafür Voraussetzung. Die anschließende erfolgreiche Tätigkeit als Kaplan in einer oder zwei Pfarrgemeinden (Dauer je nach Diözese 3 bis 5 Jahre) und das erfolgreich bestandene Pfarrexamen führen zur Ernennung zum katholischen Pfarrer.
Die Bezeichnung "Theologe" (griechisch: "Lehrer von Gott") ist für die Anfänge der Kirche im ausdrücklichen Sinne nicht gebräuchlich, wohl
aber der Tätigkeit nach, theologische Entwürfe und theologisch argumentative Texte zu verfassen. In Folge der Auseinandersetzung mit Irrlehrern kommt es erst im 4./5. Jahrhundert zu einer positiven Verwendung des Begriffs "Theologe" (Kirchenvater/Kirchenlehrer), die vor allem apologetische Schriften verfassten. Mit der im Frühmittelalter gezielt beginnenden Klerikerausbildung an Kloster- und Domschulen sowie der Gründung der ersten Universitäten im 12./13. Jahrhundert manifestiert sich auch das ausgesprochen wissenschaftliche Berufsprofil des Theologen. Bereits im Urchristentum bildet sich die Struktur Bischof - Älteste - Diakon heraus. Aus den sogenannten Ältesten (griechisch: presbyteros) entwickelte sich in den ersten Jahrhunderten die Gruppe der Priester, denen als Mitarbeiter des Bischofs durch Handauflegung
(Priesterweihe) in besonderer Weise die Verkündigung, die Feier der Eucharistie (Agape), die Sakramentenspendung sowie die Leitung von
Gemeinden übertragen wurde.
Im Frühjahr 2010 stand die katholische Kirche zumindest in Deutschland im Kreuzfreuer der öffentlichen Kritik. Die Art und Weise, wie Priester mit Kindern umgingen, erschien an vielen Stellen zweifelhaft. Die Frage, ob es tatsächlich Übergriffe gegeben hat und wie sie zu bewerten sind, soll hier nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, eine Antwort kann ich hier sowieso nicht geben.
Der berufskundliche Text oben stammt aus BerufeNet, der berufskundlichen Datenbank der Arbeitsverwaltung im Internet. Er wirft für mich mehrere Fragen an den Arbeitgeber, also die Institution "katholische Kirche" auf.
Die katholische Kirche fordert von ihren Priestern die Ehelosigkeit. Dies ist ein tiefgreifender, wenn nicht gar der tiefgreifendste Einschnitt, den man von einem Menschen verlangen kann. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um freiwillige, sondern um erzwungene Ehelosigkeit. Spontan fällt mir kein anderer Beruf ein, der das Leben eines Menschen so tiefgreifend reglementiert.
Woher nimmt sich die katholische Kirche das Recht für diese Reglementierung? Wieso nimmt sie sich das Recht überhaupt heraus? Die evangelischen Landes- und Freikirchen beweisen es ja: Einen theologisch fundierten Zwang oder gar eine wissenschaftliche Notwendigkeit, daß nur ein lediger Priester ein guter Priester ist, gibt es offensichtlich nicht.
Schauen wir uns die Geschichte der Heilsarmee an, zumindest wie sie in der Internetenzyklopädie Wikipedia enthalten ist. Die Heilsarmee wurde im 19. Jahrhundert gegründet. William Booth ist der Gründer dieser Kirche. Seine Frau Catherine stand ihm immer und offentsichtlich auch in Zeiten der Not helfend zur Seite.
Ich bin Zeit meines Lebens immer evangelisch gewesen. Ich stelle es mir als entwürdigend und erniedrigend vor, als katholischer Priester eine Freundin und gar Kinder zu haben und dies überall und konsequent verschweigen zu müssen. Denn machen wir uns nichts vor: Als junger Mensch kann ich durchaus die Neigung und BEfäigung zum Beruf des Pfarrers verspüren. Bringe ich aber wirklich die Gefühlskälte und den Willen auf, mich gezielt nicht zu verlieben, obwohl es das Herz verlangt? Muß ich meine berufliche Berufung aufgeben, nur um zu meinem privaten Glück zu gelangen? An diesem Punkt ist es zumindest für mich nicht weiter verwunderlcih, daß die katholische Kirche an einem Priestermangel leidet. Wer möchte sich heute noch so grundlegend in sein Privatleben hineinreden lassen?
Hinzu kommt auch die Glaubwürdigkeitskrise. Oft genug können familiäre Probleme der Grund dafür sein, sich sein Herz irgendwo erleichtern zu wollen. Ein katholischer Priester ist an dieser Stelle aber kein kompetenter Gesprächspartner, kann es auch nicht sein. Ihm fehlen die lebenspraktischen Erfahrungswerte. Er kann nur theoretisch über Sachen reden, die ihm andere Leute erzählt haben.
Sollen Frauen Priester werden dürfen? Ich bin mir nicht sicher. Es wäre immerhin ein Kulturschock. Schließlich ist die katholische Kirche ja 2.000 Jahre ohne Frauen in Führungspersonen (auf welcher Ebene auch immer) ausgekommen.
Vielleicht wäre dieser Kulturschock ja heilsam. Möglicherweise könnte das Thema der menschlichen Sexualität dann ja unverkrampfter angegangen werden. Die menschliche Sexualität kennt viele Spielarten. Nur Neigungen wie Pädophilie und Inzucht sind zu Recht verboten. Einem Menschen aber einreden zu wollen, seine natürliche und erlaubte Sexualität sei eine verwerfliche Sünde, genau das bringt weitere Probleme mit sich. Woe geht man als Mensch, als Mann, als Außenstehender damit um, daß man sich als Pfarrer in eine Frau verliebt? Muß ich vielleicht sogar eine HExenjagd befürchten, wenn ich als Mann einen Mann liebe? All´ diese Fragen würden erst gar nicht auftauchen, wenn sich die katholische Kirche bewegen würde.
Es ist allerdings zu befürchten, daß sich die katholische Kirche aus rein menschlichen Gründen auf lange Zeit hinaus nicht bewegen wird. Der Grund? Wer heute in der Kirche Karriere gemahct hat, hat selbst Entbehrungen gemacht und Verzicht geübt. Warum soll ich selbst verzichten, wenn andere genießen dürfen?
WIe schon oben gesagt: Die katholische Kirche wurde heftigst wegen behaupteter Verfehlungen angegangen. Auch hier ergeben sich viele Fragen. Warum wurden diese Verfehlungen nicht früher publik gemacht? Warum wurde in dieser konzentrierten Form darüber berichtet? Sollte Kirche im Allgemeinen diskreditiert werden? Ich selbst bin Journalist. Ich kenne viele Berufskollegen, die sich in kirchlichen Themen überhaupt nicht auskennen. Eine Verpflichtung haben aber auch sie: Sollten sich Verdächtigungen als grundlos herausstellen, sollte dies in aller Öffentlichkeit gesagt werden.
Unter dem Gesichtspunkt der christlichen Nächstenliebe muß sich ein Berufsstand schon fragen, ob er sich nicht selbst schaden, wenn er übermäßige Anfeindungen zuläßt. Als Menschen sind natürlich auch Journalisten fehlbar. Darf es aber soweit gehen, daß Karriere beendet udn Menschen vernichtet werden, nur weil Anschuldigungen nicht nachgegangen wird? Was die kirchliche Seite anbelangt, so mag die Kirche Sündern gerne vergeben. Bei nachgewiesener Unschuld des Priesters sei aber die Frage erlaubt, ob nicht die weltliche Justiz eingeschaltet werden sollte. Nur so kann für die Zukunft verhindert werden, daß ein ganzer Berufsstand unter allgemeinen Generalverdacht gerät.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.