Der Bildhauer schlägt Gemälde
"Bildhauer schaffen und gestalten plastische Kunstwerke. Sie meißeln aus Stein Reliefs oder schnitzen Skulpturen aus Holz. Mit Materialien wie Ton oder Gips formen sie Plastiken. Aus ihren Modellen werden Gipsabdrücke oder -abgüsse hergestellt. Hieraus entstehen z.B. durch Gussverfahren Brunnen, Denkmäler oder Architekturplastiken aus Materialien wie Metall oder Beton. Die bildhauerische Arbeit verlangt ausgeprägte handwerkliche Fertigkeiten. Diese Fertigkeiten verbinden sich mit der künstlerischen Begabung des Bildhauers bzw. der Bildhauerin, so dass aus der schöpferischen Idee das Kunstwerk entsteht.
Bildhauer finden ihr Aufgabengebiet in der Entwicklung von zeichnerischen und plastischen Entwürfen bis hin zum fertigen Werk. Zum Teil arbeiten sie auch mit an der Erhaltung und Wiederherstellung von plastischen Kunstwerken.
Sofern sie nicht ein selbst gewähltes Motiv verwirklichen, erfassen sie in Gesprächen die Vorstellung des Auftraggebers bis ins Detail. Dabei beraten die Bildhauer ihre Auftraggeber über die optische Wirkung bestimmter Gestaltungselemente. Wenn der Auftrag geklärt ist, stellen Bildhauer einen zeichnerischen Entwurf her und fertigen danach ein Modell. Entwürfe fertigen sie nicht nur per Hand, sondern ggf. auch am Computer mit Grafik- oder Bildbearbeitungsprogrammen. Neben "klassischen" Kunstwerken gestalten Bildhauer z.B. Rauminstallationen. Auch andere Formen des plastischen Gestaltens, z.B. in den Bereichen Videokunst oder Computeranimation, können durch Bildhauer/innen ausgeführt werden. Als Digital-Bildhauer gestalten sie Objekte mit 3-D-Technik, indem sie beispielweise ein Objekt scannen und bearbeiten oder eigene Kunstwerke gestalten.
Falls erforderlich, besprechen sie dieses Modell erneut mit dem Auftraggeber. Daraufhin führen sie, wie besprochen, Korrekturen aus und stellen die grobe Form des Originals her. Schließlich führen sie Feinarbeiten und Details aus und behandeln die Oberflächen," stellt BerufeNet, die berufskundliche Datenbank der Bundesagentur für Arbeit, den Beruf des Bildhauers vor.
Wer Gemälde schlägt und quält, ist ein Bildhauer. Oder? Genug der Kalauer. Wilhelm Lehmbruck ist wohl Duisburgs bekanntester Bildhauer. Ob es inzwischen vor Ort einen adäquaten Nachfolger gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Gerade bei diesem Kunstzweig kommt sehr schnell die Frage auf, ob ein reiner Bildhauer heute überhaupt eine Existenzmöglichkeit hätte. Gibt es einen Markt für Bildhauerprodukte? Sind öffentliche Hand und private Sammler in der Lage, in nennenswertem Umfang Skulpturen u. ä. anzuschaffen? Eher nicht. Unter rein materiellen Gründen müßte man dem Nachwuchs aler eher raten, die Bildhauerei sein zu lassen und den Beruf zu wechseln.
Oder: Vielleicht wäre es ja sinnvoll, die klassische Bildhauerei, also die Herstellung von Skulpturen und Rauminstallationen, zu verlassen und neue Ausdrucksformen zu finden. Möglicherweise kann ja zunehmend die Computertechnik Einzug hhalten in die Bildhauerei. Möglicherweise zählt irgendwann auch der Lichtkünstler, der Videokünstler oder der Gestalter von umfangreicheren Computerinstallationen zu den Bildhauern. In meiner Phantasie sehen wir die Werke der Bildhauerei dann nicht in einem Museum, sondern in einem Fernseher. Die Werke sind dann billig, leicht reproduzierbar und klein - sie sind dann digital auf einer CD / Silberscheibe enthalten, zu einem Massenprodukte geworden, das man problemlos in einer Buchhaldung, wenn nicht gar in einem Kaufhaus käuflich erwerben kann und sich kurz vor dem Schlafengehen zu Gemüte führt.
Diese Vorstellung mag sich momentan noch gruselig anhören. Die Entwicklung der Filmindustrie macht es uns aber doch vor. Zuerst gab es die Kinos. Wer sich einen Film ansehen wollte, mußte die eigene Wohnung verlassen.
Dann kam der Fernseher; das Heimkino begann seinen SIegeszug. Nach dem Fernsehen kamen Videos und DVD. Heute kann man sich Spielfilme und jede andere Art von Film je nach Zeit, Lust und Laune anschauen.
Schauen wir zurück. Wer sich Skulpturen, Rauminstallationen und ähnliches Bildhauereiwerk heute anschauen möchte, muß (immer noch) in ein Museum gehen. Der Gedanke, sich das Museum ins heimische Wohnzimmer zu holen, ist momentan noch ungewohnt. Wer aber weiß schon, was die künstlerische Zukunft bringen wird?
Daß unsere Duisburger Künstler Malerei, Skulpturen und Fotographien herstellen, ist mir ja bekannt. Verpassen sie momentan die künstlerische Zukunft, wenn sie die digitale Kunst nicht beachten, dort nicht präsent sind und dort wohl auch nicht präsent sein wollen? Man stelle sich nur vor: Wir gehen in eine Galerie, sehen dort einene durch die Tagespresse bekannten lokalen Bildhauer, entdecken, wie er eine nFernseher anmacht und stellen fest, daß er Videokunst präsentiert. Wären wir bereit, die dazugehörige CD zu kaufen?
Es wird sich wohl noch viel ändern müssen, um die Bildhauerei wieder salonfähig zu machen.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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