Stahlkrise: Kennenlern- und Solidaritätsbrunch
Das gemeinsame Reden bei Kaffee und Brötchen hat mir gut getan!

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Gut 20 Menschen waren der Einladung zum Kennenlern- und Solidaritätsbrunch in den Jugend- und Kulturverein nach Marxloh gekommen. Es sind die verschiedenen Ankündigungen über den Arbeitsplatzabbau in der Stahlindustrie, die etliche der Anwesenden umtreibt. "Man weiß ja garnicht, wo man da drann ist" so eine Frau, "Mal wird von 5.000 Arbeitsplätzen, mal heißt es 2.000 pro 1 Million Tonnen Kapazität. - Was stimmt denn nun?" Damit setzte eine Diskussion ein, bevor noch das 1. Brötchen geschmiert war. Mit solchen Darstellungen würde die tatsächliche Dimension regelrecht kleingeredet legte ein Stahlarbeiter von tkse dar. Man müsse wissen, wenn von 27.000 Beschäftigten bei thyssenkrupp geredet wird, dann handele es sich um die bei thyssenkrupp angestellte Stammbelegschaft. Auf der Hütte arbeiten aber auch in Dauerbeschäftigung jede Menge Leute von Werksvertrags- und anderen Fremdfirmen. Deren Arbeitsplätze sind besonders bedroht, da offiziell ja nicht Arbeitsverträge gekündigt werden sondern Werksverträge. Das wird medial in der Öffentlichkeit und auch arbeitsrechtlich ganz anders behandelt.   Video zur Frage „Kampf um jeden Arbeitsplatz“
In der Diskussion wurde ausgeführt: Es wird als Faustformel davon gesprochen, dass an jedem Stahlarbeitsplatz 5 weitere Arbeitsplätze hängen. Dann handelt es sich nicht um 5.000 sondern 30.000 Arbeitsplätze, die durch die Pläne vom tkse-Vorstand bedroht sind. Die Reduzierung der Kapazitäten zieht sich ja durch die gesamten Produktionsbereiche durch. Und da werden aktuell ja auch neue Anlagen gebaut, was wegen höherer Produktivität auch Arbeitsplätze kosten wird.
Und das alles zusammen hat dann Auswirkungen auf die Stadt und die Region insgesamt. Deswegen haben wir uns ja getroffen, auch um zubesprechen, wie wir zusammen mit den Stahlbeschäftigten gegen diese Entwicklung angehen können.
Als weitere Frage tauchte auf, was denn von der sogenannten "roten Linie", keine betriebsbedingten Kündigungen zuzulassen, zu halten ist. Dies sei ja in einem Tarifvertrag bis Anfang 2026 auch so vereinbart worden. Nur, was ist dann ab Mitte 2026, wenn der Tarifvertrag ausgelaufen ist? Arbeitsplatzabbau wird seit je her auch ohne betriebsbedingte Kündigungen von den Vorständen betrieben. So wenn altersbedingte Abgänge nicht ersetzt werden oder über Programme zu vorzeitigen Ruhestandsregelungen etliche Koillegen früher in den Ruhestand versetzt und nicht durch jüngere Kollegen ersetzt werden. Das sind dann Arbeitsplätze, die insbesondere der Jugend und nachfolgenden Generationen fehlen. Gleichzeitig erhöhen diese Maßnahmen den Druck auf die verbleibenden Kollegen in der Regel verbunden mit wachsender gesundheitlicher Belastung. Deswegen wenden sich viele Kollegen im Interesse der Jugend gegen diese Maßnahmen und setzen hier die "rote Linie", nicht erst dann, wenn es um offene Kündigungen geht.
Inzwischen war auch das Frühstück von den Anwesenden aufgenommen worden, so daß an den Tischen auch andere Fragen gerade auch, um sich kennenzulernen, aufkamen.
"Jetzt verstehe ich auch, dass es Zeit braucht, diese Situation zu verarbeiten, den Kopf klar zu kriegen, um entscheiden zu können, wie sich gegen diese Entwicklung wehren zu können. Mir hat das gemeinsame Reden bei Kaffee und Brötchen heute gut getan! Am 23. Mai werde ich auf jeden Fall mit nach Essen zur Kundgebung beim Vorstand kommen!" So eine Teilnehmerin. Auch weitere Aktionen der Stahlarbeiter will sie mit ihren Möglichkeiten unterstützen. Dazu wäre z.B. interessant, mal zu hören, wie es eigentlich beim Rheinhausenkampf gelungen ist, einen derart breiten Widerstand zu entwickeln. Das wäre ja durchaus ein Thema bei einem weiteren Treffen.

Autor:

Claus Thies aus Duisburg

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