Zwischen Stillstand und Veränderung
Das Filmprogramm zu den 43. Duisburger Akzenten im filmforum

Das Filmprogramm der 43. Duisburger Akzente startet am Dienstag mit DOGTOOTH. | Foto: filmforum
  • Das Filmprogramm der 43. Duisburger Akzente startet am Dienstag mit DOGTOOTH.
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Mauern und wie man sie sprengt: Das filmforum holt die Filmreihe der im vergangenen Jahr abgesagten „43. Duisburger Akzente“ nach. „Mauern“, das Thema des letztjährigen Kulturfestivals, sorgt für Spannung(en). Denn Mauern baut man aus Motiven, die der Idee des Kinos zuwiderlaufen. Filme sind ein bewegendes Medium. Die Wände stehen starr. Das Programm, das der Filmredakteur Alexander Scholz für das filmforum kuratiert hat, überwindet den Widerspruch zwischen Stillstand und Veränderung.

DOGTOOTH am 15.3., 20:30 Uhr:
Die Welt hinter der Gartenhecke ist angeblich ein böser und gefährlicher Ort. Die reichen Eltern schotten ihre beiden Töchter und den Sohn von der Außenwelt ab. Lügengeschichten stillen alle Neugier. Das Umdeuten von Wörtern verschleiert, dass es mehr gibt als den Garten mit Swimmingpool. Die scheinbar perfekte Idylle erhält Risse, als die halbwüchsigen Kinder beginnen Fragen zu stellen. In nüchternen Bildern entwarf der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos im Jahr 2009 das Porträt einer verstörenden Familie. Das in Cannes ausgezeichnete Drama DOGTOOTH aus dem Jahr 2009 dekliniert seine bizarre Geschichte bis zur letzten Konsequenz durch. Einführung: Alexander Scholz (Filmredakteur, Kurator der Filmreihe)

NIGHT MOVES am 16.3., 20:30 Uhr:
Die Umweltaktivisten Josh (Jesse Eisenberg), Dena (Dakota Fanning) und Harmon (Peter Sarsgaard) sprengen einen Staudamm in Oregon in die Luft. Doch die vermeintlich symbolische Aktion fordert ein reales Opfer und die drei Weltretter müssen mit Konsequenzen leben. Die Regisseurin Kelly Reichardt interessiert sich für die akribische Vorbereitung und die Tat selbst. Ihr Film NIGHT MOVES aus dem Jahr 2013 zieht sowohl als Thriller in den Bann und fesselt als Psychodrama.

DER GETEILTE HIMMEL am 17.3., 18 Uhr:
Nach einer Nervenkrise kommt Rita Seidel in ihr kleines Heimat-Dorf zurück. Den Moment der Ruhe nutzt sie für einen Rückblick auf ihr Leben: Wie sie sich als junges Mädchen in den zehn Jahre älteren Chemiker Manfred Herrfurth verliebte. Wie sie in die Stadt ging und Manfred desillusioniert nach West-Berlin geht. Wie sie ihn besucht und zugleich fremd in der Stadt fühlt. Der DEFA Regisseur Konrad Wolf verfilmte eine Erzählung von Christa Wolf (beide nicht verwandt). Das Drama über die Suche nach dem Platz im Leben aus dem Jahr 1964 feierten die Kritiker als ostdeutsche Variation eines Nouvelle-Vague-Films.

SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN (frz. OmU) am 22.3., 18 Uhr:
François Truffaut war 27 Jahre alt, als er das Kino revolutionierte und die „Nouvelle Vague“ rollen ließ: SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN (LES QUATRE CENTS COUPS) aus dem Jahr 1959 wirkte stilbildend. Truffaut gewann den Regiepreis in Cannes. Ins Zentrum stellte der Autorenfilmer den 14-jährigen Antoine (Jean-Pierre Léaud). Der Sohn ist seiner Mutter gleichgültig. Sein Stiefvater mag ihn nicht erziehen. In der Schule setzt es Ohrfeigen und Antoine muss in der Ecke stehen. Er läuft weg, bricht aus, schreibt von Balzac ab, wird zum Dieb. Der einzige Ausweg: eine Erziehungsanstalt. Das filmforum zeigt die um sieben Szenen ergänzte Langfassung. Einführung: Wolfgang Schwarzer (Deutsch-Französische Gesellschaft).

OLDBOY am 23.3., 20:30 Uhr:
15 Jahre eingesperrt, fünf Tage Zeit für Rache: Geschäftsmann Oh Dae-su wird entführt und in einen fensterlosen Raum gesperrt. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist ein Fernseher. Aus den Nachrichten erfährt er: Seine Frau wurde ermordet. Oh Dae-su soll schuld sein. Unvermittelt wird der Gefangene entlassen. Er sucht Antworten. Er will Rache. Regisseur Park Chan-wook erhielt 2004 für OLDBOY beim Filmfestival in Cannes den Großen Preis der Jury. Der Thriller gilt als einer der bedeutendsten Filme des südkoreanischen Kinos.

IF... am 24.3., 18 Uhr:
Am Cheltenham College in England herrscht eine strenge Hackordnung. Die jungen Neuankömmlinge müssen die Älteren ständig bedienen. Freizeit bleibt ihnen kaum. Das Motto lautet: Wer befehlen will, muss zunächst gehorchen lernen. Aber Frischling Mick will sich nicht länger ducken und schmiedet mit zwei Freunden ein Komplott. Lindsay Andersons Coming-of-Age-Drama IF... schaut mit satirischer Schärfe auf den Verfall der traditionellen englischen Gesellschaft und ihrer Werte. Anderson gewann 1969 bei den Filmfestspielen von Cannes den Großen Preis.

PARASITE am 29.3., 20:30 Uhr:

Die koreanische Familie Kim ist ganz unten angekommen: Vater, Mutter, Sohn und Tochter hausen in einem grünlich-schummrigen Keller. Erst als der jüngste Sohn sich eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park erschleicht, eröffnet sich für die Kims die Aussicht auf ein besseres Leben. Mit findigen Tricksereien macht sich die Familie unverzichtbar. Bong Joon-hos mit feinstem Sandpapier geschliffene Satire PARASITE gewann 2020 den Oscar als
„Bester Film“.

PINK FLOYD - THE WALL (OV) am 31.3., 20:30 Uhr:
„All in all you are just another brick in the wall.” Pink Floyd veröffentlichten 1979 das Konzeptalbum THE WALL. Über 30 Millionen Mal verkaufte sich das Gesamtkunstwerk. Regisseur Alan Parker transponierte das Klangbild 1982 im Film mit finsteren und häufig bizarren Bildern. Im Mittelpunkt steht der Rockmusiker Pink, der seinen Vater im Krieg verliert, mit dem verknöcherten englischen Schulsystem aufwächst. Er wird zum Star. Doch – völlig kommunikationsunfähig – baut er eine Mauer um sich herum auf. Der Film mit Bob Geldof in der Hauptrolle, der Animations- und Realfilm zusammenfließen lässt, erscheint nach 40 Jahren visionär.

Tickets zu den Kinoveranstaltungen unter: www.filmforum.de

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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