Ausstellung zum 60. Jubiläum des Lehmbruck Museums
COURAGE - Lehmbruck und die Avantgarde
60 Jahre Lehmbruck Museum! Das Jubiläum feiert das Museum mit einer ganz besonderen Ausstellung, die den Mut zum Thema macht. In "COURAGE - Lehmbruck und die Avantgarde" wird zum ersten Mal das Werk Wilhelm Lehmbrucks im Zusammenspiel mit Künstler/innen der Moderne gezeigt. Sie alle brauchten Mut, um in einer Zeit politischer Umbrüche und sozialer Konflikte neue Wege in der Kunst zu gehen. Mit Blick auf heute, hat Courage keinerlei Patina angesetzt. Das Thema könnte kaum aktueller sein.
Die Jubiläumsausstellung setzt ein deutliches Statement für couragierte Haltung in bewegten, krisenhaften Zeiten. Für die in Duisburg geborene Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages, Grund genug Schirmherrin der Ausstellung zu sein: „Ich habe nicht gezögert, Schirmfrau dieser Ausstellung und des Jubiläumsjahres des Lehmbruck Museums zu werden. Die Ausstellung „Courage“ zeigt uns eindrucksvoll, wie Generationen vor uns mit Veränderungen umgegangen sind. Ich freue mich auf die Ideen, Anregungen und Perspektiven, die uns die Werke hier eröffnen werden, um mit Courage auch den Umbrüchen und Krisen unserer Zeit zu begegnen.“
Mutiger Anfang mit kühner Museumsarchitektur
Mutig war allein schon der Entschluss der Stadt Duisburg, nach dem zweiten Weltkrieg einen Museumsbau in der Stadt zu errichten. Manfred Lehmbruck, Sohn des in Meiderich geborenen Künstlers Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) entwarf das "Haus aus Glas", eine einzigartige Architektur aus Glas und Betonschalen, ein Zusammenspiel von Innen und Aussen, von Licht- und Schatten und freien Sichtachsen. Besonders die große, gläserne Fassade, die sich zum Park und zur Stadt hin öffnet, ist ein Zeichen für Transparenz und gleichsam eine Einladung an alle, das Museum zu besuchen. Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Das Haus wird aber nicht allein wegen seiner großartigen Skulpturensammlung und themenreichen Wechselausstellungen besucht, auch gerade wegen seiner Architektur ist es für viele ein überaus spannendes Ziel.
Gerade diese kühne Museumsarchitektur gibt den Ausschlag für die Jubiläumsausstellung, die die Besucher/innen in das frühe 20. Jahrhundert führt. Eine Zeit der Aufbruchsstimmung: das Auto, der Zug und das Flugzeug verändern die Wahrnehmungsgewohnheiten. Feste Formen lösen sich auf und unterschiedliche Perspektiven schieben sich ineinander. Diesen Zeitgeist in der Bildhauerei einzufangen, ist an Arbeiten von Alexander Archipenko (1887-1964) und vor allem bei Umberto Boccioni ( 1882-1916) zu sehen, der die Geschwindigkeit sogar in Bronze zu fassen weiß. In dieser bewegenden Zeit schafft auch Lehmbruck seine wichtigsten Werke. In der Ausstellung werden seine Arbeiten mit herausragenden Werken seiner Zeitgenossen in Bezug gestellt.
Kunst in Zeiten des Aufbruchs
Lehmbruck selbst ist mutig genug, um nach Paris zu gehen. Dort ist er mit Alexander Archipenko befreundet. Ebenso hat er Kontakt mit Auguste Rodin (1840-1917), der mit seinen antiheroischen Denkmälern die Skulptur sprichwörtlich vom hohen Sockel nimmt und Skulpturengruppen ohne zwingende Schauseite konzipiert. So wie das Denkmal für die Bürger von Calais, in dem die sechs angesehensten Bürger der Stadt Calais den Schlüssel der Stadt den englischen Besatzern überreichen wollen, um die Kapitulation ihrer Heimatstadt zu besiegeln. Jeder der sechs Bürger kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Auguste Rodin erfindet damit ein neuartiges „demokratisches“ Denkmal.
Verblüffend ähneln sich Arbeiten Lehmbrucks und des österreichischen Malers Egon Schiele (1890-1918). Bei beiden ist die Gestalt des Menschen von innerer Zerrissenheit, Zweifel und Nachdenklichkeit geprägt. Ruhe, strenge Gliederung und Ordnung finden sich wiederum sowohl in den Skulpturen Lehmbrucks als auch in der Bildsprache des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer (1888-1943). Der Schmerz des Ersten Weltkrieges ist in den Skulpturen Lehmbrucks wie auch in den Plastiken der Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867-1945) eindringlich verewigt.
Die Ausstellung macht sogar noch einen überraschenden Ausflug in den Dadaismus, da Lehmbruck in seiner Züricher Zeit, von 1916 bis 1919, in der Galerie Dada und im Cabaret Voltaire verkehrt.
Hochkarätige Leihgaben
Die Ausstellung vereint Skulpturen von Wilhelm Lehmbruck mit hochkarätigen Leihgaben aus renommierten Sammlungen der bedeutendsten Museen Europas, wie dem Albertina Museum Wien, dem Leopold Museum Wien, dem Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, dem Museo Rosso, Mailand, dem Kröller-Müller Museum, Otterlo, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Hamburger Kunsthalle und der Berlinischen Galerie sowie aus bedeutenden Privatsammlungen.
Beteiligte Künstler/innen:
Rudolf Belling, Umberto Boccioni, Émile-Antoine Bourdelle, Otto Dix, Lyonel Feininger, George Grosz und John Heartfield, Hannah Höch, Alexej Jawlensky, Käthe Kollwitz, Henri Laurens, Alice Lex-Nerlinger, Jacques Lipchitz, Auguste Rodin, Medardo Rosso, Marina Rumjanzewa, Egon Schiele, Oskar Schlemmer, Vladimir Tatlin, Sophie Taeuber-Arp, Wilhelm Lehmbruck
Laufzeit: 16.06. - 06.10.2024
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog ( noch in Vorbereitung)
Weitere Infos zum Besuch und zum Rahmenprogrammwww.lehmbruckmuseum.de
Wer mehr über die Architektur des Museums erfahren möchte, die Bilderstrecke "Das Lehmbruck Museum - damals wie heute" ist sehr interessant.
Die Fotos entstanden während der Vorbesichtigung.
Ich freue mich über euer Interesse!
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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