Die Erlebnisse der „Affengitter-Bande“ als Comic
„Bolzen, was das Zeug hält“

Ihre Bolz-Erlebnisse im eingezäunten „Affenkäfig“ haben Martin Hinzmann, Marcus Echtenbruck und Illustrator Oliver Hinzmann (v.l.) jetzt in einem spannenden, autobiografischen  Comic verarbeitet.
Foto: Affengitter-Bande
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  • Ihre Bolz-Erlebnisse im eingezäunten „Affenkäfig“ haben Martin Hinzmann, Marcus Echtenbruck und Illustrator Oliver Hinzmann (v.l.) jetzt in einem spannenden, autobiografischen Comic verarbeitet.
    Foto: Affengitter-Bande
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„Kommt, lasst uns zum Affenkäfig gehen.“ Das war einer der beliebtesten und inspirierendsten Sätze aus der Kindheit von Martin Hinzmann, seinem Bruder Oliver und dem gemeinsamen Freund Marcus Echtenbruck sowie zwei weiteren „Bolz-Kumpels“.

„Da die Bolzplätze fast alle mit einem hohen Gitter umzäunt waren, haben wir uns wie in einem Affenkäfig gefühlt“, lacht Matin Hinzmann im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Und der Zaun war das „Affengitter“. „Wenn die Jungs nach dem ausgiebigen Bolzen dann zu spät nach Hause kamen, hieß es „Da kommt ja endlich unsere Affengitter-Bande.“ Der Begriff hat sich eingeprägt. Kein Wunder, dass die drei ihn auch zum Titel eines ersten gemeinsamen Buches gemacht haben, das Mitte Juni im Duisburger Mercator-Verlag erscheint. Es handelt sich dabei um einen autobiografischen Comic.

„Der Comic zeichnet das Bild unserer Jugend im Ruhrgebiet der 1990er und 2000er Jahre, was natürlich mit vielen Reminiszenzen an die damalige Zeit verbunden ist. Wir waren neben dem Fußball auch begeisterte Videospieler, was sich in etlichen anderen Szenen zeigt“, sagt Oliver Hinzmann. Aus seiner Feder stammen die Zeichnungen. Aber der Fußball als die „schönste Nebensache der Welt“ stand natürlich immer im Vordergrund. Der Affenkäfig war einem näher als die Schule. Die fünf Freunde haben nahezu alle Vereinsfarben des Reviers vertreten. Der MSV, Schalke oder der BVB waren beim „Bolzen, was das Zeug hält“, immer mit dabei. Noch Jahre später hat man von der Jagd nach dem runden Leder geschwärmt und erzählt.

Aus Freunden
wurden Autoren

Kommilitonen, Arbeitskollegen, aber auch die Familien gaben die Anregung, daraus doch ein Buch zu machen. Aus Freunden wurden Autoren. Drei der damaligen „Fünfer-Bande“ haben ihre Erinnerungen letztlich zu Papier gebracht. Die Hinzmann-Brüder und Marcus Echtenbruck sind ohnehin immer eine „verschworene Gemeinschaft“ geblieben. Den Comic haben sie im Wesentlichen während der Corona-Pandemie zusammengestellt. Ihr „Erinnerungsprojekt“ half ihnen, diese Zeit sinnvoll und produktiv zu nutzen. Zeichner und Illustrator Oliver Hinzmann, mittlerweile freiberuflicher Kommunikationsdesigner, sein „etwas älterer“ Bruder Martin, der bei der Wirtschaftsförderung Oberhausen tätig ist, und Marcus Echtenbruck, Angestellter bei der Stadt Duisburg, lassen die Leser an ihren Erlebnissen teilhaben, die „eigentlich“ überall Ruhrgebiet so oder ähnlich passiert sind.

Bei den dreien, die heute in Buchholz, Neudorf und Walsum zuhause sind, hatten sich mit weiteren Freunden aus der Walsumer Nachbarschaft immer auf den Plätzen der Umgebung getroffen. Die „Affenkäfige“ an der Aldenrader Straße in Fahrn, hinter der St. Josef-Kirche in Aldenrade oder an der Elisabeth- und Otto-Straße in Marxloh waren ihre Stadien, ihre Arenen. Dort stieß man auf verschiedene Gruppen, Kulturen und Gegner. Das hatte Lern- und Lehrcharakter, auch wenn man manchmal leer ausging.

Den Idolen
nachgeeifert

Vieles haben die Comic-Helden hat mit den Jung-Kickern von damals gemeinsam, sonst wäre es ja auch nicht autobiografisch. Zwischen den letzten verbliebenen Zechen und Stahlwerken, inmitten einer kleinbürgerlichen Arbeiteridylle, werden fünf Jungs groß, die ihre (Hass-)Liebe zum Volkssport der Region vereint. Auf einem Hinterhof schaffen sie ihren eigenen Fußballkosmos und eifern ihren Idolen nach. Als sie eine eigene Liga gründen, müssen sie sich mit der Konkurrenz messen. Bei einem großen Turnier wird sich zeigen, wer am besten vorbereitet ist.

Denn eines Tages entdeckten sie die Möglichkeit, sich bei einem großen Turnier, dem „Be a Champ 2006“ auf dem Trainingsgelände von Schalke 04, anzumelden. Dies ist dann natürlich nochmal ein großer Antrieb, um noch stärker an sich zu arbeiten und zu trainieren. Das beschränkte Talent macht den fünf Jungs dabei allerdings einen kleinen Strich durch die Rechnung, von dem sie sich nicht entmutigen ließen.

„Genauso war es bei uns auch wirklich“, so Martin Hinzmann. Das alles und noch viel mehr haben die Autoren in „Die Affengitter-Bande“ verarbeitet. Das ist ein Buch zum Mitfiebern, Lachen, Stirnrunzeln und Jubeln mit allen Facetten, die die Jungs damals auch live auf dem Schirm hatten. Das Buch ist zugleich der erste Comic des Mercator-Verlags, den die Schwestern Julia und Susanne Nagels vor gut vier Jahren übernommen haben. In jedem Fall ist er ein lesenswertes Stück Ruhrgebiets-Kultur. „Wir waren der ersten Sekunde an begeistert“, sagen sie.

INFO

Die Autoren Oliver Hinzmann (geb. 1988), Marcus Echtenbruck (geb. 1986) und Martin Hinzmann (geb. 1985) haben sich zurückversetzt in ihre Kindheit in den 1990er/2000er Jahren und ihre Bolzerlebnisse in dem autobiografischen Comic „Die Affengitter-Bande“ verewigt. Es ist im Mercator-Verlag erschienen (ISBN 978-3-946895-30-5), über 190 Seiten stark und kostet 22 Euro. Unterstützt wurde es durch das Land NRW aus dem Fördertopf „neustart.kultur“.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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