Ausstellung im K21

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Die Ausstellung „Auswertung der Flugdaten“ möchte ein Schlaglicht auf die Kunst der 80er Jahre aus Düsseldorfer Perspektive werfen. Sie präsentiert Arbeiten von zehn heute international bekannten Künstlern, die aus dem Umfeld der Akademie in Düsseldorf stammen. Ergänzt wird diese Auswahl mit Arbeiten von sieben Künstlern aus anderen Ländern, die ähnliche Haltungen, Ziele und Arbeitsweisen haben. Zu sehen sind fast 70 teils vielteilige Skulpturen, Installationen und Fotografien unter anderem von Richard Deacon, Katharina Fritsch, Andreas Gursky, Reinhard Mucha, Thomas Schütte und Jeff Wall.

Die 80er Jahre werden häufig als konservativ und in der Kunst als ereignislos verkannt. In Wirklichkeit kündigen sich in diesem Jahrzehnt radikale Umbrüche an. Der Ost-West-Konflikt löst sich langsam auf und das Zeitalter der Globalisierung wird in seinen Umrissen deutlich. Eine breitere Öffentlichkeit nimmt die zeitgenössische Kunst in bisher nie gekannter Weise wahr. Sie wird nun zu einem wichtigen Teil der Kulturindustrie.

In Düsseldorf übt die Kunst der international ausgerichteten Szene der 60er und 70er Jahre etwa von Bruce Nauman, Daniel Buren, Marcel Broodthaers und anderen im Umkreis von Akademie und Galerien weiterhin ihren Einfluss aus. Jüngere Künstler wie Schütte, Mucha, Gerdes oder Fritsch vertrauen hier weniger dem scheinbaren Aufbruch einer neo-expressiven Malerei, wie sie damals weite Teile der deutschen Kunst bestimmt hat. Stattdessen versuchen sie, das kritische Potential der Avantgarde aufzunehmen, wollen es dabei aber nachhaltig erweitern und verändern. So erhalten beispielsweise das Bildhafte, die Metapher, die Erzählung, die Erinnerung und die Inszenierung ein neues Gewicht. In ihrer Kunst reflektiert diese späte Moderne sich selbst, öffnet sich aber gleichzeitig den Themen und Formen der zeitgenössischen Lebenswelt. Im Zentrum steht dabei die Skulptur in ihren verschiedenen Ausprägungen, aber auch die Fotografie, die von Düsseldorf aus ihre endgültige Positionierung als Bildende Kunst weltweit durchsetzt.

„War der Neo-Expressionismus wirklich der Ausweg aus der Krise der Moderne?“, fragt Kurator Julian Heynen: „Die Ausstellung zeichnet ein anderes Bild. Sie möchte eine reflektierende und sinnliche Kunst auf der Höhe des Epochenumbruchs der so genannten Postmoderne zeigen – und zwar in ihrer Vielfalt und in ihren Divergenzen.“

„Auswertung der Flugdaten“ wirft einen konzentrierten Blick auf ein Jahrzehnt, in dem die Düsseldorfer wie die deutsche Kunst von großer internationaler Bedeutung waren. Alle gezeigten Werke stammen aus den 80er Jahren; sie gehören zu den Schlüsselarbeiten, mit denen die Künstler damals das erste Mal an eine größere Öffentlichkeit traten. Die Ausstellung demonstriert, wie die Künstler in der „neuen Unübersichtlichkeit“ nach dem Ende der Avantgarden zentrale Aspekte der modernen Kunst neu interpretiert und somit bis heute wirkende Impulse für die nach-moderne Situation geben.

Richard Deacon, Peter Fischli und David Weiss, Katharina Fritsch, Isa Genzken, Ludger Gerdes, Andreas Gursky, Candida Höfer, Harald Klingelhöller, Jeff Koons, Reinhard Mucha, Thomas Ruff, Thomas Schütte, Cindy Sherman, Thomas Struth, Jeff Wall und Franz West heißen die Künstler, die ausgestellt werden.

Ich gebe den Pressetext hier nicht umsonst ungekürzt wieder. Aber nicht etwa, weil er so gut ist, mir persönlich so gut gefällt oder ich nicht in der Lage wäre, ihn umzuformulieren. Als Journalist hatte ich die Möglichkeit, mir die Ausstellung am Vorabend der Quadriennale 2010 anzuschauen.

Begeistert bin ich nicht unbedingt. Nur ein Beispiel: Mucha wandelt Strafarbeiten aus seinen Schülertagen in Kunst um. "Was hat das mit Kunst zu tun," fragt hier zu Recht der Ausstellungsbesucher, der hart für seine täglichen Brötchen arbeiten muß. Ohne kunstpädagogische Begleitung bleiben viele Kunstwerke unverständlich.

Ich hatte mich für einige Tage schon gefragt, ob es die Ausstellung überhaupt wert ist, darüber zu schreiben. Warum tue ich es dann jetz doch? Meine Botschaft an den Leser heißt: "Überlege es dir gut, ob du hier hingehst. Es lohnt sich nur dann, wenn du dir das übrige Haus auch anschaust."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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