Archäologische Tagung im Lehmbruck Museum eröffnet
Zum Kulturhauptstadtjahr veranstalten die Stadtarchäologien aus Essen, Dortmund und Duisburg zwischen dem 22. September und 25. September in Duisburg eine gemeinsame Tagung zum Stand der Ruhrgebietsarchäologie unter dem Titel „Von Jägern, Händlern und Hüttenleuten“.
Diese wurde am Mittwoch von Stadtentwicklungsdezernent Jürgen Dressler in Vertretung von OB Adolf Sauerland im Lehmbruck Museum eröffnet. In seiner Begrüßung ging dieser auf das verbindende Element der Archäologie in der Geschichte des Ruhrgebietes, geprägt von Hellweg und Ruhr, ein und hob auch den Wandel im Denken bei der Bewahrung der Stadtgeschichte in der Stadt Duisburg hervor.
Die Tagung blättert ganz besonders die historischen Grundlagen des Ruhr-, Emscher- und Niederrheinraumes der vorindustriellen Epoche bis zurück zur Steinzeit auf. Als Tagungsort bietet das Wilhelm Lehmbruck Museum mit seinen Exponaten moderner Kunst einen reizvollen Kontrast und spannt den Bogen zu den Vorträgen von der Steinzeit bis zur Industrialisierung.
Die Stadtarchäologien der drei Ruhrgebietsmetropolen Duisburg, Essen und Dortmund wollen mit dieser Tagung einen Überblick geben über 25 Jahre neue Funde und Forschungen zur Geschichte und Archäologie im Ruhrgebiet. Die letzte große Tagung zur Archäologie fand in Duisburg 1990 statt. Seitdem hat die Forschung in vielen Bereichen große Fortschritte und neue Erkenntnisse zu den Grundlagen dieses Raumes gemacht.
Die gemeinsame Veranstaltung der Ruhrgebietsarchäologien rückt deshalb besonders die gesamte Ruhrregion in den Fokus, um die neuesten Erkenntnisse zur Vergangenheit derselben in der Breite darstellen zu können.
An den beiden ersten Tagen stehen daher Vorträge aus dem Ruhrgebiet im Mittelpunkt. Am dritten Tag werden zudem die Räume, mit denen seit Alters her enge Beziehungen bestehen, vorgestellt.
Hochkarätige Experten aus ganz Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz konnten gewonnen werden, zu den einzelnen Epochen und Regionen den neuesten Forschungsstand zu referieren.
Am Anfang stand ein Vortrag von Dr. Jörg Orschiedt, Universität Leipzig, der die neuen Untersuchungen der steinzeitlichen Blätterhöhle bei Hagen in Westfalen vorstellte und so einen Eindruck des frühen Menschen am Ende der Zeit als Jäger und Sammler gab.
Vorträge zur Jungsteinzeit, zur Bronzezeit und zur Eisenzeit, in der es im Ruhrgebiet verblüffender Weise nur wenig Eisen gab, zum erst jüngst entdeckten eisenzeitlichen Friedhof in Duisburg-Bergheim und zu den Römern und Germanen beiderseits des Rheines rundeten den ersten Vortragstag ab.
Am Abend hielt Dr. Annemarieke Willemsen aus Leiden einen Vortrag über den Handel im mittelalterlichen Europa ohne Grenzen - von Duisburg nach Dorestad.
Am zweiten Tag stehen die Epochen nach den Römern im Mittelpunkt: Prof. Siegmund aus Basel wird das Frühmittelalter in Duisburg und am Niederrhein behandeln, der Landesarchäologe von Berlin, Prof. Wemhoff, referiert über karolingische Kirchen und Klostergründungen in Westfalen.
Die ehemalige Chefarchäologin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, Dr. Gabriele Isenberg, spricht über weißes und schwarzes Gold an der Ruhr. Ein Block mit Vorträgen zu einzelnen Objekten aus dem Ruhrgebiet - Essen-Werden, Burgen der Ruhrregion und die Hörder Burg – schließt sich an. Den Abschluß bilden drei Vorträge der Duisburger Stadtarchäologen: Dr. Volker Herrmann referiert zum Stand der Stadtarchäologie im Ruhrgebiet, Dr. Brigitta Kunz über neue Grabungen in Duisburg und Dr. Kai Thomas Platz über den archäologischen Stadtkataster Duisburg.
Auch am Abend des zweiten Tages gibt es eine interessante Sonderveranstaltung. Im Rahmen des Diskussionsforums „Stadtentwicklung im Dialog“ referiert Dr. Nora Andrikopoulou-Strack vom Landschaftsverband Rheinland zu Nutzen und Bedeutung der Stadtarchäologie für Stadtplanung, städtische Identität und Tourismus.
Der dritte Tag beginnt mit zwei Vorträgen zur Industriearchäologie und 3D-Visualisierung einer Kulturlandschaft. Danach steht der Tag im Zeichen der Kontakträume: Prof. Joachim aus Bonn wird über die Kelten zwischen Rhein und Donau sprechen, Holger Grewe von der Forschungsstelle Kaiserpfalz Ingelheim zu Pfalzen der Karolingerzeit im Rhein-Main-Gebiet. Dr. Rainer Kuhn spricht über das östliche Ende des Hellwegs und seiner sakralen Architektur in Magdeburg der ottonischen Zeit.
Vorträge unserer niederländischen Nachbarn zu Nimwegen und dem Rheinhandel zwischen 750 und 1250 n. Chr., Deventer und dem Rheinland mit den Beziehungen zum Baltikum sowie den Beziehungen zwischen Zutphen und Duisburg schließen das Vortragsprogramm ab.
Am Samstag werden zwei Exkursionen angeboten: Die eine zeigt Ausgrabungen und archäologische Funde entlang des Hellwegs, die andere führt in den Raum nördlich der Ruhr.
Duisburgs Stadtarchäologe Dr. Volker Herrmann zur Tagung:
„Es ist uns gelungen, ein sehr anspruchsvolles Programm zusammenzustellen. Viele hochkarätige Referenten garantieren spannende, zugleich aber auch für alle verständliche Vorträge. Die Tagung ist daher für alle geschichts- und archäologieinteressierten Bürger aus nah und fern interessant, nicht nur für Fachleute.“
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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