Peter Bartetzky war ein halbes Jahrhundert engagierter Kirchenmusiker - Jetzt geht er in den Ruhestand
An vielen Orgeln der Welt zuhause

Peter Bartetzky ist gelebte und erlebte Musik in Person. Schon mit 15 Jahren trat er als Honorarkraft seine erste kirchenmusikalische Stelle an. Jetzt geht er in den Ruhestand. Zumindest „offiziell“. 
Fotos: privat/Bartetzky
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  • Peter Bartetzky ist gelebte und erlebte Musik in Person. Schon mit 15 Jahren trat er als Honorarkraft seine erste kirchenmusikalische Stelle an. Jetzt geht er in den Ruhestand. Zumindest „offiziell“.
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Der Satz „Ich habe habe meine Berufung zum Beruf gemacht“ ist für Peter Bartetzky alles andere als eine Floskel. Der international anerkannte Duisburger Organist und Kirchenmusiker steht jetzt vor einer Zäsur, denn am Monatsende geht er in den Ruhestand, zumindest „offiziell“. Die Musik, vor allem aber die Orgel, die von den Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2021 gewählt wurde, wird aber weiterhin sein Leben bestimmen.

Zur Welt kam Peter Bartetzky 1955 im oberschlesischen Gleiwitz. Schon dort besuchte er, wie später auch in Hamborn, wo der Vater in den frühen 60er Jahren seine berufliche Zukunft fand, regelmäßig mit den Eltern die Sonntagsmesse. Meistens, so erzählte ihm später seine Mutter, habe er schon als kleines Kind immer mehr zur Orgel als auf den Altar geschaut. Mit acht Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht, und bereits mit 15 Jahren (!) trat er als Honorarkraft seine erste Kirchenmusikerstelle an. Also kann er mit Fug und Recht auf ein halbes Jahrhundert als Kirchenmusiker zurückblicken.

Nach dem Abitur am Meidericher Max Planck-Gymnasium nahm er das Studium der Schulmusik in Essen an der Staatlichen Hochschule für Musik (Folkwang-Hochschule) auf, „natürlich“ mit dem Hauptfach Klavier. Hinzu kamen die Fächer Chor- und Orchesterleitung sowie Tonsatz. Das erste Examen, Auslandsaufenthalte und Sun zusätzliches kirchenmusikalisches Studiums an der Robert-Schumann-Hochschule, der Staatlichen Hochschule für Musik in Düsseldorf, folgten.

Bereits mit 15 Jahren
Kirchenmusiker

Peter Bartetzky war dort noch Student, als er 1981 hauptamtlicher Kirchenmusiker an der Prämonstratenser-Abtei in Hamborn wurde, wo er jetzt in seinem laufenden 40. Jahr in den Ruhestand geht. Als in Düsseldorf bekannt wurde, dass der Student bereits „Abtei-Kantor“ ist, hat ihn der Hochschul-Leiter zu sich zitiert und gefragt, wie das denn sein könnte, denn schließlich müsse er sich mit ganzer Kraft dem Studium widmen. Bartetzkys Antwort „Ich lerne hier was, das ich woanders weitergebe, und das dort Erlernte nehme ich mit in mein Studium“ hat offensichtlich Eindruck gemacht. „Der Professor hat das wohlwollend-knurrend gut geheißen“, lacht er im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger.

Neben seiner Tätigkeit als Kirchenmusiker und Kantor war der Orgel-Virtuose auch Musiklehrer am St. Hildegardis- und am Abtei-Gymnasium. Zudem ist er seit über drei Jahrzehnten Jahren selbst Dozent an der Robert-Schumann-Hochschule. Peter Bartetzky ist gelebte und erlebte Musik. Zahlreiche anerkannte Musikpreise sprechen eine deutliche Sprache. Unzählige Gastkonzerte in ganz Deutschland und an vielen renommierten Orgeln im Ausland unterstreichen seinen international hervorragenden Ruf. Höhepunkte waren Konzerte in Gent, Warschau, Cambridge, New York, aber auch in Österreich und den Niederlanden.

Konzert in der
Westminster Abbey

Und dann ging für ihn ein Traum in Erfüllung. Vor ein paar Jahren erhielt er einen Ruf, von dem manche Musiker nicht zu träumen wagen. Er gab in der weltberühmten Londoner Westminster Abbey, Krönungskirche und Grabstätte vieler englischer Könige, ein Konzert an der imposanten, beeindruckenden und gleichermaßen klangvollen Orgel, in unmittelbarer Nähe von Big Ben und direkt an der Grabstätte von Georg Friedrich Händel. „Wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut“, erinnert er sich. Plötzlich schmunzelt er.

„Wenige Wochen vor dem Konzert hatte ich ein Gespräch mit Gabriela Grillo“, erzählt er, der seit langem regelmäßigen Kontakt zu der sozial und kulturell engagierten Duisburger Unternehmerin pflegt. Er berichtete ihr von dem bevorstehenden Konzert in London. Sie kritzelte „so ganz nebenbei“ etwas auf einen Zettel. „Und ob Sie es glauben oder nicht, sie saß im Publikum in der Westminster Abbey“, strahlt Bartetzky.

Ihm wird „seine“ Abtei-Orgel fehlen. „Aber ich bin ich ja nicht aus der Welt“, sagt er. Wenn das wieder nach Corona möglich sei, wird er die Karnevalsmesse aller Hamborner Karnevalsvereine mit Abt Albert auch künftig musikalisch begleiten und der Orgel „jecke Tön'“ entlocken. Auch die Arbeit mit dem Abtei-Chor, dem nachweislich ältesten Kirchenchor der Welt, hatte ihn begeistert. Deshalb plant er für die Zukunft ein eigenes kleines Chorprojekt.

"Machtlos" gegen
die Geburtsurkunde 

Am 31. Januar überträgt der WDR übrigens live eine Rundfunkmesse aus der Abteikirche. An der Orgel? Peter Bartetzky! Gerne hätte er die kompletten 40 Jahre dort voll gemacht. „Aber“, so lacht er laut: „Gegen meine Geburtsurkunde bin ich machtlos.“ Sein Nachfolger in der Abtei-Kirche ist übrigens Markus Kämmerling, längst kein Unbekannter in der Duisburger Kirchenmusik.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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