5 x 11 Jahre – Der Hauptausschuss Duisburger Karneval feierte sein närrisches Jubiläum
Zu einem Jubiläumsempfang hatte der HDK in den „Duisburger Gürzenich“, besser bekannt als der „Steinhof in Huckingen“ Mitglieder und Freunde eingeladen.
32 Vereine gehören aktuell dem 1956 gegründeten Dachverband an, der in diesem Jahr auf ein närrisches Jubiläum zurückblicken kann, er wird nämlich 55 Jahre alt.
Und mit dem Männerchor von 1880 hatte der HDK noch einmal eine Reminiszenz an den im November 2010 geehrten Duisburger Komponisten und Heimatdichter Matthias Lixenfeld auf die Bühne gebracht. Die Lieder von „Heinebein“, „Peppermönzmariechen“ und „Op min old Duisburg lott ek nex komme“ waren den Anwesenden zwar noch nicht so geläufig, doch ist es schön zu wissen, daß das im November gesetzte Pflänzchen langsam aber sicher seine Wurzeln im Duisburger Karneval findet.
Doch war die Jubiläumsfeier nicht von eitlem Spass an der Freude geprägt, sondern verteilte HDK Präsident Bodo Malsch in seiner nachdenklich stimmenden Rede auch unverholen Kritik an den, den Narren auferlegten Sparzwängen und ging insbesondere auf den gesellschaftlichen Wert des Karnevals in Duisburg ein.
„Auch ohne Moos zieh`n wir Narren los“ so lautet das Motto in der Jubiläums Session.
„Mit einem grimmigen Augenzwinkern kommentiert der HDK damit die alles andere als rosige Finanzlage der Stadt und den Umstand, dass das Brauchtum zur „verzichtbaren finanziellen freiwilligen Leistung“ herabgesunken ist. Der Sparzwang geht am HDK nicht spurlos vorbei.“ so bringt es Ex Prinz Bodo auf den Punkt.
Eine Folge: „der schweren Herzens beschlossene Wegfall des Traditions-Heerlagers.“
Und Bodo Malsch weiter in seiner kritischen Darstellung der Situation und Anlehnung an das „Kulturhauptstadtjahr 2010“: „Ich möchte in Ergänzung zur der vom Präsidenten des Komitees Essener Karneval, Peter Sander, geprägten Aussage „Kultur verdrängt Brauchtum“ noch einen Schritt weitergehen und sagen „Event verdrängt Brauchtum“.
Denn was den Menschen von der Kulturhauptstadt in Erinnerung bleiben wird, das sind nicht die seit Jahrzehnten vor Ort verdienstvoll tätigen Kulturinstitutionen, die als „Local Heroes“ gefeiert wurden um ihnen gleichzeitig den Etat zu kürzen, sondern die „Mega Events“, die den Hafen in eine skurrile Kunstlandschaft verwandelten, gelbe Ballons über dem Ruhrgebiet aufsteigen ließen oder Millionen Menschen auf eine Autobahn lockten und an deren Nachhaltigkeit man zumindest zweifeln darf!“
Die anwesenden Narren krönen die kritischen Worte mit nicht enden wollendem Applaus.
„Auch der Rosenmontagszug ist ein Event. Aber er ist mehr als das. Er ist der Höhepunkt eines uralten Brauchtums, das tausende Mitglieder in den 32 Mitgliedsvereinen des HDK das ganze Jahr umtreibt. Sichtbar gefeiert wird es zwar nur zwischen Hoppeditzerwachen und Aschermittwoch, doch gearbeitet wird das ganze Jahr.“
Und mit dem Blick auf den hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen in den Vereinen bemerkte Bodo Malsch, „dass jeder kleine Karnevalsverein mehr Betreuer hat als manche Gemeinde an Jugend Sozialarbeitern“! – Applaus –
Es folgte noch ein Rückblick auf die Geschichte des Duisburger Karnevals und besonders die Gründung des HDK auf Initiative des Duisburger Verkehrsvereins im Jahr 1956. Und abschließend ging Bodo Malsch nochmals auf die soziale, integrative Funktion und den gesellschaftlichen Wert des Karnevals ein.
„Wir Karnevalisten lieben unser Brauchtum und wir sind überzeugt, dass es auch fest genug in den Herzen der Duisburger Bürger verankert ist, um mit trotziger Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Ich weiß nicht, ob in 55 Jahren noch einen HDK geben wird. Davon, dass auch im Jahre 2066 noch in Duisburg Karneval gefeiert wird, bin ich allerdings fest überzeugt!“
Nur kurz war OB Adolf Sauerland im Saal zu sehen. Die Grußworte der Stadt überbrachte allerdings Bürgermeister Benno Lensdorf, der mit seinem Amtskollegen Erkan Kocalar der Veranstaltung beiwohnte. Er woltle die Kritik ncith so richtig im Raume stehen lassen und erkannte, allerdings zum Unmut der Narren, doch eine Nachhaltigkeit bei den Aktivitäten der RUHR 2010 und verwies bei den Sparzwängen an die Regierungspräsidentin.
Zum Abschluss sprach dann Dieter Seedorfer, Präsident des Landesverband Rechter Niederrhein e.V. und Vizepräsident im Bund Deutscher Karneval. Dieser überreichte dem Jubilar eine schöne Fahnenschleife für die HDK Standarte und ließ den Worten des Bürgermeisters noch einmal Kritik folgen:
„Karneval ist Kulturgut auf Brauchtumsebene. Dieser ist in den Kirchenkalender integriert und somit ein Stück europäischer Kultur. Karneval ist nicht Comedy wie sie heute hauptsächlich zu sehen ist. Karneval zu feiern heißt, ein bedeutendes Brauchtum zu pflegen! Bei RUHR 2010 fehlte die „Ruhr Kultur“, zu der auch der Karneval gehört. Denn Karneval ist ein Kulturgut unseres Landes.“
Man sollte künftig auf die „Sonntagsredner“ achten und auch mal „den Mut aufbringen, einen Orden zu verweigern und genau hinsehen, an wen man diese ausgibt“, so Seedorfer. Und ebenso galt sein Appell der Einbeziehung der Jugend in die Arbeit der Karnevalisten, da eine Zukunft ohne die Jugend nicht möglich sei.
Ebenfalls wurde noch einmal im Vorfeld seiner Ehrung zum „Bürger des Jahres“ Ende Januar Heribert Hölz und seine Frau Ursula den Gästen vorgestellt. Letztere hat im Rahmen der „Bosnienhilfe“ Marmelade eingekocht und für den guten Zweck verkauft. „Dieses ist das 44.444 Glas, das der HDK für 55,55.- Euro erworben hat!“ gab Bodo Malsch bei der Übergabe eines Weckglases zu verstehen!
Danach folgte nach einer kurzen Pause der traditionelle "Prinzenempfang" durch die neue Tollität Prinz Jürgen II.
Mit einem bunten, hausgemachten Programm ging es weiter. Neun Duisburger Tanzmariechen aus sechs Vereinen zeigten auf der Hallenbühne ihr Können. Das Kinderprinzenpaar machte noch einmal auf seine Inthronisierung am kommenden Wochenende aufmerksam. Die Hamborner Tanzgarde zeigte eine brillante Tanzeinlage und dann kam mit dem Auftritt von Prinz Jürgen II. der Höhepunkt des Abendprogramms!
Zum Abschluss gab es einen als gut gehütetes Geheimnis getarnten Auftritt der Gruppe „Dreckstop“ aus Prinz Jürgens Heimatvereine „Marxloher Jecken“, die mit einer Playbackshow die Größen der Partysänger auf die Bühne zauberte. Und da mußte natürlich auch Jürgen II. noch einmal „ran“ und sang den „Flieger“, der vielen Narren noch von Vorgänger Michel I. in den Ohren klang.
Alles in allem war es eine herrlich erfrischende und dennoch nachdenklich stimmende Jubiläumsveranstaltung des HDK Duisburg mit anschließendem Prinzenempfang.
Eine ausgiebige Fotostrecke hat LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt wieder eingestellt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-5-x-11-jahre-der-hauptausschuss-duisburger-karneval-feierte-sein-naerrisches-jubilaeum-d38132.html/action/lesen/1/recommend/1/
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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