100 Jahre Internationaler Frauentag im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg

Die Stimmung war von Anfang an einfach nur gut. Und was die Projektleiterin Kornelia Kehrt-Jahn wohl gehofft, aber nicht wirklich geglaubt hatte, der Andrang an Besucherinnen und auch Besuchern war sagenhaft. Zur Eröffnung am 13. März 2011 um 15.00 Uhr blieb kein Stuhl leer. Im Gegenteil, viele mussten stehend der Eröffnungsrede zur Veranstaltung "Starke Frauen in Duisburg" von Frau Dr. Susanne Sommer zuhören, nachdem sie dem türkischen Frauenchor mit Yurdun Sesi und den Chorfrauen um Asiye Tuna und Ayse Wiesner gelauscht hatten. Schwungvoll und mit Elan trugen sie ihre Lieder vor. Es war nur bedauerlich, dass es keine deutsche Übersetzung gab, denn es wäre interessant gewesen zu lesen, wie türkische Liebes- und / oder Kampflieder lauten.

Nach der Eröffnung traten einige Frauen des ehemaligen Chores “Tor 1" aus der Zeit des Arbeitskampfes auf. Besonders für mich als damalige Betroffene war dieser Auftritt und die erklärenden Worte dazu emotional kaum auszuhalten und ich fragte mich voller Zweifel, ob ich meine Lesung aus dem Buch “Die Frauen von Rheinhausen - Der Hochofen vor unserem Fenster” wohl durchstehen werde. Bewusst wählte ich dann eine kurze Geschichte von mir und 2 andere Geschichten, die zwar den Arbeitskampf, aber nicht meine persönlichen Gefühle betrafen. So schaffte ich es ganz gut. Allerdings wurde mir später von mehreren Frauen gesagt, dass man mir die Anspannung, die emotionale Betroffenheit schon ansehen und auch anhören konnte.

Zwei weitere Lesungen fanden statt: Renate Dahms las aus ihren Büchern “Tauschen, klauen, Kohldampfschieben” aus der Zeit von 1920 bis 1965 vor, die von Essgeschichten handelten. Der zweite Beitrag waren Erinnerungen an eine rothaarige Freundin. Aus “Thusnelda und die Glockenröcke” und “Das Lächeln am Ende der Straße” las sie einige Erinnerungen, die beim Publikum gut ankamen.

Zwei weitere, mehr erheiternde Beiträge folgten von Asligül Aysel, die aus dem Buch von Asli Sevindim aus “Candlelight Döner” vorlas. Auch fand die Geschichte von Hatice Akyün “Ali zum Dessert” großen Anklang.

Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch Sabine Scheerer aus Köln, die als “Museumsputze” agierte.

Lebendige Frauenbilder bereicherten die Veranstaltung zudem enorm. Frauen ab dem 62. Lebensjahr hatten ihre Koffer gepackt, in denen sie ihre Lebensstationen vorstellten. Das waren Fotos, Bücher, ja sogar ein Hochzeitskleid. Fotoalben und Zeitungsausschnitte lagen zum Betrachten und Lesen bereit und anschließend konnten Gespräche geführt werden, die bei Kaffee, Tee oder Proseco schnell in Fluss kamen. Das Fotoalbum von Peter Flore, der den Arbeitskampf mit seiner Kamera eingefangen hatte, weckte bei vielen Besuchern, die auch aus Rheinhausen gekommen waren, viele Erinnerungen. Am Ende musste darauf hingewiesen werden, dass das Museum nun schließen müsse.

Viel zu schnell vergingen die wenigen Stunden, man hätte sicher einen ganzen Tag daraus machen können. Die Teilnehmer des Nachmittags ( manche trafen sich hier erstmalig nach vielen Jahren wieder), die alle ohne Gage auftraten, erhielten zum Schluss ein kleines Dankeschön in Form einer Freundeskarte für das Museum und eine rote Rose. Eine sehr nette Geste, die erfreut angenommen wurde.

Erinnerungen zu bewahren, ist ein großes Ziel. Sie aufleben zu lassen bei einer solchen Veranstaltung, ist wichtig. Sie den Menschen, den jungen Menschen, nahe zu bringen und zu zeigen, das ist nicht nur Geschichte, das war unser Leben, ist eine Aufgabe, die wir nie aufgeben dürfen.

Ein herzliches Danke an Cornelia Kehrt-Jahn, die sich mit einer solchen Inbrunst diesem Projekt verschrieben hatte und allen Mitarbeitern des Museums für diesen erfolgreichen Tag.