Kolumne
... über den Modisten
Modist, ehemals Putzmacher, ist in Deutschland ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz Modisten fertigen Kopfbedeckungen aller Art zur allgemeinen Bekleidung und Kostümherstellung. Bis in das 20. Jahrhundert hinein beschränkten sich Putzmacher auf weibliche Kundschaft, während Hutmacher die Kopfbedeckungen für Männer herstellten. Der Beruf wird überwiegend von Frauen ausgeübt.
Die Produktpalette eines Modistenateliers umfasst vor allem Kopfbedeckungen verschiedenster Materialien, beispielsweise Filz, Stoff, Pelz und Stroh. Die Formen reichen vom Hut über die Mütze und Kappe bis zum Kopfschmuck, wie dem Fascinator, und zu Spezialitäten für die verschiedensten Anlässe (Hochzeit, Trauer, Feierlichkeiten) und Gelegenheiten (Sport, Beruf, Wetterschutz usw.).
(Fiktiver Teil)
Wanheim-Angerhausen ist ein Stadtteil im Duisburger Süden. Er ist heute ein (zumindest Duisburger) Zentrum des Modisten-Handwerks.
Was eindeutig an Stephania Scharwenzelfrau liegt. „Ohne Hut und Bart sieht mein heißgeliebter, beliebter und verehrter Reiner so nackend aus,“ befand sie eines Tages. Was er sich natürlich zu Herzen nahm und Besserung gelobte.
Sich einen Vollbart zuzulegen ist nicht weiter schwierig. Man(n) rasiert sich morgens nicht und läßt auch den Friseur / Barbier nicht an sein Gesicht heran.
Doch wie steht es mit der Kopfbedeckung, wenn kein Modist vor Ort vorhanden ist? Klar: Der erste Gedanke lautet: auf einen anderen Stadtteil ausweichen. „Auf Dauer ist das aber lästig,“ befand Reiner eines Tages. Es ist schließlich so weit bis Wanheimerort oder Buchholz.
Also nahm Reiner Kontakt zur Kreishandwerkerschaft auf. Ob man ihm wohl helfen kann? Mit Adressen und Ansprechpartnern? Nein, das nicht. Man habe ihm aber einen jungen Mann empfohlen, der gerade erfolgreich die Modisten-Ausbildung abgeschlossen habe, den Sprung in die berufliche Selbständigkeit wagen wolle und dafür noch einen Standort suche.
„Bei den vielen leerstehenden Ladenlokalen dürfte das kein Problem sein!“ denkt sich Reiner, zumal der Start ins Berufsleben (des jungen Mannes) finanziell abgesichert ist.
Dann kommt die örtliche kommunale Wirtschaftsförderung auf Reiner zu. „Herr Scharwenzelmann, wir haben viele Freiflächen auf dem ehemaligen Rheinstahl – Gelände. Wir wollen dort Bekleidungsindustrie ansiedeln. Können Sie uns beim Scharwenzeln helfen.“
Reiner ist empört. „Scharwenzeln“ – das ist sein ureigenes Metier. Das kann nur er. Also hilft er Achaz, einen kleinen Modisten-Laden zu eröffnen, eine kleine Werkstatt mit inbegriffen.
Und dann überlegt er: Was braucht man sonst noch, um einen Gentlemen und Herren von Welt auszustaffieren? Und kommt auf Korsettmacher, Schirmmacher, Handschuhmacher, Krawattenhersteller, Parfümerien, Kosmetiker, Maniküre, Pediküre u. v. m.
„Sie sollen ihre Waren nicht billig irgendwo in anderen Städten einkaufen und dann teuer bei uns verkaufen,“ beschließt Reiner.
Und tritt an die städtischen Wirtschaftsförderer heran: Ob man nicht auf dem alten Rheinstahl-Gelände entsprechende Produktionsstätten ansiedeln könne? Die könnten ja in den Leerständen der Ladenlokale ihre Produkte und Dienstleistungen qua Direktverkauf an den Mann bringen.
„Damit war eine Erfolgsgeschichte gestartet,“ blickt er zurück. Das Rheinstahl-Gelände ist aufgeblüht und bietet heute viele Arbeits- und Ausbildungsplätze im Handwerk an.
Und Reiner? Reiner sieht heute so gut aus, daß Stephania regelmäßig eifersüchtig ist – zu viele Damen himmeln ihn wegen seiner angeblichen oder tatsächlichen Schönheit an.
Und Reiner hat eine neue berufliche Tätigkeit. An Markttagen organisiert er Schauwerbeveranstaltungen auf dem ansonsten leeren Wochenmarkt.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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