Einfach mal Kind sein
, Chinesische Schüler aus Wuhan besuchen die Vennbruchschule in Walsum-Vierlinden und genießen vor Allem das unbeschwerte Toben mit ihren Gastgeberkindern.
In der Turnhalle an der Vennbruchstraße geht es heiß her. Die Kids aus Duisburg spielen mit den Kindern aus Wuhan Hühnerball. Wild kreischend versuchen die „Hühner“, dem Ball auszuweichen. Wer getroffen wird, muss auf die Hühnerstange. Überall strahlende, erhitze Gesichter. Sprachbarrieren gibt es hier nicht, und auch keine Berührungsängste. Die Kommunikation funktioniert einfach, niemand sitzt einsam in der Ecke oder langweilt sich. Die Walsumer Schüler freuen sich sehr über die Gäste und kümmern sich liebevoll um sie. Und das, obwohl der Reisebus seine wertvolle Fracht erst vor wenigen Stunden abgeliefert hat.
Die drei chinesischen Lehrerinnen betrachten das Getümmel aus sicherer Entfernung und etwas irritiert. So kennen sie ihre Schüler nicht, denn in ihrer Heimat geht es in der „Primary Schule Yucai“ viel gesitteter zu.
Da wird in der Turnhalle nicht wild herumgetobt, sondern jeder Schüler trainiert brav an seinem Platz und feilt an seiner Technik. Teamsport steht kaum auf dem Programm.“ Bei uns gibt 45 Schüler pro Klasse, da wird es auch in der Sporthalle eng und alle müssen in Reih und Glied stehen, damit es kein Chaos gibt“, erklären die chinesischen Lehrerinnen.
3900 Schüler gib es an der Schule in Wuhan. Eigentlich ist es eher eine Schulstadt mit vielen Gebäuden, in denen die Klassen 1- 6 täglich von morgens bis abends büffeln. Hier werden Schwerpunkte auf Mathematik und Kunst gelegt.
Und daher ist die Vennbruchschule in Vierlinden ideal für den Besuch. "Mathematik spielt bei uns auch eine ganz große Rolle.“, erklärt Schuldirektor Peter Steuwer (62): „Wir fördern hier beispielweise mit dem Programm Ilsa weniger das Rechnen, sondern das Verstehen. Zusätzlich haben wir auch eine Kooperation mit den umliegenden Kindergärten und führen schon die fünfjährigen Kindern an die Mathematik heran.“ Bei einer gemeinsamen Matheprüfung mit den chinesischen Kindern, stellt sich schnell heraus, dass die Gastkinder aus Wuhan ganz schön fit in Mathe sind. Auch die chinesischen Lehrerinnen haben festgestellt, dass ihre Schüler in diesem Bereich ein ganzes Stück weiter sind als die Walsumer Kinder. Disziplin und Leistung werden eben extrem groß geschrieben in China, manchmal leider auch auf Kosten des Kindseins. In der Pause geben die Schüler aus Wuhan daher nochmal richtig Gas. Ganze Trauben von Kindern hängen in den Spielgeräten und der Schulhof bebt.
Auch das wäre in der Wuhan schule nicht möglich: „Wir haben so viele Schüler, dass es auf dem Schulhof keinen Platz zum Toben gibt“, schildert Dolmetscherin Jun Li, „und auch solche Kletter-und Spielgeräte gibt es bei uns nicht.“
Sogar klammottentechnisch geht es disziplinierter zu, denn alle Kinder tragen die Schuluniform. Beigefarbene Röcke oder Hosen, dazu weiße Hemden und Pullunder. Sieht trotzdem lässig aus, zumal die meisten Kinder bekannte Markenturnschuhe dazu tragen.
Insgesamt 12 Tage bleiben die Gäste aus Wuhan in Deutschland. Sie besuchen das Mathematikmuseum in Gießen, das Schokoladenmuseum in Köln, den Duisburger Zoo. Im Duisburger Rathaus am Burgplatz wird die Schulpartnerschaft offiziell besiegelt.
Die zwei Tage in der Schule werden für den gemeinsamen Unterricht genutzt. Auch die chinesischen Lehrerinnen gestalten einige Schulstunden und zum Abschied präsentieren die Kinder aus Wuhan noch einmal ein anmutiges Bühnenprogramm.
Zum dritten Mal sind die Schüler aus Wuhan jetzt in der Vennbruchschule zu Gast. Einen Gegenbesuch wird es aber wohl nicht geben: „Die Bezirksregierung unterstützt noch nicht einmal den Besuch einiger Duisburger Lehrer nach Wuhan“, bedauert Peter Steuwer. Dass eine ganze Klasse dorthin reist, bleibt also Wunschdenken.
Die Schüler aus Wuhan sind eben Eliteschüler mit wohlhabenden Eltern, die die Reise finanzieren. Das ist nicht vergleichbar mit einer Duisburger Schule in der viele verschiedene Nationalitäten und alle Bevölkerungsschichten vertreten sind.
Die Walsumer Kids kümmert das nicht. Sie genießen einfach den spannenden Besuch aus China.
Beim Mittagessen gesteht der zehnjährige Amine, dass er die Schuluniform der Gastkinder richtig cool findet, und so etwas auch gern tragen würde.
Liza aus der 4a, hat mit der chinesischen Jojo in der Pause gespielt und ihr einen Schokoriegel spendiert: „Dafür habe ich von ihr gewürzte Knusperstäbchen bekommen.“
Bei Begrüßungsprogramm der Schüler gab es offenbar ein kleines musikalisches Kräftemessen:
„Wir haben ein Frühlingslied für die Chinesen gesungen und viel Applaus bekommen“, berichtet Liza, „dann durfte ich zusammen mit meiner Freundin Shakar ein Klavierstück vorspielen, aber Andra aus Wuhan war viel besser und hat uns beide am Klavier rasiert*.“
(*Anmerkung der Redaktion: „rasiert“ bedeutet an Duisburger Grundschulen „besiegt “)
Autor:Andrea Niegemann aus Duisburg |
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