Handelsverband Niederrhein bilanziert das Jahr 2019 - Verhaltener Optimismus im Einzelhandel
Über Öffnungszeiten, Online-Handel, gewachsene Strukturen und zeitgemäße Service-Anforderungen
In seiner Jahrespresseinformation gab der Handelsverband NRW Niederrhein e. V. die Ergebnisse seiner Jahresumfrage bekannt. Diese hatte der Verband bei seinen Mitgliedsunternehmen zu Jahresbeginn durchgeführt.
Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes: „Unsere Jahresumfrage hat gezeigt, dass die Umsätze im Einzelhandel in 2019 unterschiedlich ausgefallen sind.“ Etwas mehr als 61 Prozent hätten eine positive Umsatzentwicklung verzeichnet, so Bommann weiter.
61,8 Prozent meldeten ein leichtes Umsatzplus
Die Zahl der Unternehmen, die zumindest das Vorjahresergebnis (2018) erreichten bzw. ein leichtes Umsatzplus erzielen konnten, lag bei 70,6 Prozent. Dieses Ergebnis zeigt, dass einerseits das Konsumklima anhaltend hoch war. Im Jahresverlauf zeigte sich in der 2. Jahreshälfte nicht so stark, was auf einen eher sommerlichen Herbst und ein etwas schwächeres Weihnachtsgeschäft im stationären Handel zurück zu führen war.Bommann: "Man darf nicht außer Acht lassen, dass 29,4 % (Vorjahr 32,3 %) der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang verzeichneten."
Wie Bommann konstatierte, bildet der Einzelhandel nach wie vor auf sehr hohem Niveau aus. Bommann: „Mit 986 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Kammerbezirk ist die Bestmarke aus dem Jahr 2015 zwar nicht erreicht worden, aber die Quote ist stabil und auf einem sehr hohen Niveau.“Dieses Ergebnis zeige, so Bommann weiter, dass der Handel qualifizierten Nachwuchs nachfragt und Jugendlichen eine Perspektive im Handel gibt.
Erfreulich sei auch, wie die Umfrage ergab, dass die Betriebe auch in diesem Jahr auf hohen Niveau ausbilden würden. 89,7 % der Ausbildungsbetriebe beabsichtigten, die Ausbildungsplatzkapazität konstant zu halten (69,0 %) bzw. zu erweitern (20,7 %). 10,3 % der Unternehmen hätten angekündigt, weniger ausbilden zu wollen.
Erwartungen für 2020
Die Aussichten für 2020 sind nicht schlecht. Nach wie vor niedrige Zinsen und anhaltend hohes, aber leicht abgeschwächtes Konsumklima veranlassen manchen Bürger, Anschaffungen in mittel- und langfristigen Konsumgütern zu planen.
Zu diesen Gütern zählen z. B. Einrichtungsgegenstände, Elektronikartikel aber auch Textilien, Spielwaren oder Hausratsartikel.
Verhaltener Optimismus
Wie die Umfrage ergab, gehen die Einzelhändler am Niederrhein verhalten optimistisch ins Jahr 2020. 63,9 Prozent der Befragten sind verhalten optimistisch. Jeder 4. Einzelhändler geht mit Optimismus in das Geschäftsjahr 2020.Die Zahl der Unternehmer mit pessimistischen Erwartungen ist im Verhältnis zum Vorjahr leicht zurück gegangen 11,1 Prozent (Vorjahr 12,9 %).
Sorge bereiten die Leerstände
Aus den Antworten der Umfrage war auch die Sorge zu entnehmen, dass sich manche Einkaufslagen in den letzten Jahren verschlechtert hätten.Nach einer Erhebung des Handelsforschungsinstituts IFH, Köln sind in den letzten fünf Jahren rund 29.000 Einzelhandelsstandorte in der BRD aufgegeben worden.
Auch am Niederrhein sind die Leerstände, meist in den sog. B- und C-Lagen, in den Einkaufslagen sichtbar. „Eine deutliche Botschaft an die lokalen Entscheidungsträger“, so Bommann. Aus den Antworten der Unternehmer ginge eindeutig hervor, dass die gewachsenen Einkaufsbereiche attraktiver gestaltet werden müßten und „falsche“ Nutzungsformen wie Wettbüros, Shishas etc. verhindert werden sollten.
Internethandel gewinnt weiter an Marktanteilen und Bedeutung
„Viele Umsätze werden heute über das Internet abgewickelt und führen dazu, dass insbesondere der Fachhandel an Marktanteile verloren hat“, so Bommann. Der Bruttoumsatz mit Waren stieg im Onlinehandel 2019 auf den Rekordwert von 72,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von mehr als elf Prozent. Auch für das Jahr 2020 erwartet die Branche eine Zunahme.
(Quelle: msn online, 22.1.2020)
Jeder Einzelhändler müsse für sich prüfen, inwieweit der Handel über das Internet zur eigenen Ergebnisverbesserung beitragen könne, so Bommann weiter. „E-Commerce ist das Top-Thema im Einzelhandel“, wie Bommann betonte.Jeder Internetkäufer müsse sich bewusst sein, dass der Fachhandel zusätzlichen Service anbieten würde und diese Leistung sich zum Teil auch im Preis widerspiegelt.
„Der Einzelhandel befindet sich im größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung“, so drückte es ein Verbandsvertreter aus.
DigitalMobil Handel (DiMo) kommt
„Im Frühsommer kommt das DiMo in unser Verbandsgebiet“, so Bommann. Das ist Digitalisierung zum Anfassen und Ausprobieren – greifbare und innovative Lösungen aus der digitalen Handelswelt, so der Verbandsvertreter weiter. Geplant wäre, dass das DiMo in sechs Städten des Verbandsgebietes Station macht, um insbesondere den klein- und mittelständischen Einzelhandelsunternehmen die Möglichkeit zu bieten, was diese möglicherweise in ihren Unternehmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit umsetzen können.
„Machen Sie einen 360-Grad-Rundgang per App durch einen Laden oder überzeugen Sie sich von Frischeabteilung mittels Live-Schalte in den Supermarkt ihres Vertrauens! Das DiMo hat die verschiedensten Lösungen für den Einzelhändler an Bord“, so Bommann.
Stärkung der gewachsenen Zentren
Die Stärkung der Innenstädte, Stadtteile und der Stadtteilzentren hat höchste Priorität. Urbanität bekommt man nicht zum Nulltarif. Deshalb ist es wichtig, dass die berechtigten Interessen des Einzelhandels in die Politikentscheidungen vor Ort einfließen müssen.
Wie Bommann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, weiter betonte, gehört es zur Stärkung des kommunalen Selbstbewusstseins und damit ein Stück Lebensqualität, wenn sich die Kaufmannschaft in die Lokalpolitik einbringt. Bommann: „Blüht der Handel, blüht die Stadt.“
Kernöffnungszeiten "weiter erstebenswert"
Nach wie vor halten die Einzelhändler am Niederrhein einheitliche Öffnungszeiten am Standort für wichtig bzw. sehr wichtig. Immerhin haben 58,3 Prozent (Vorjahr 70,9 %) der Befragten hierfür ein Votum gegeben.
Nach Schätzungen des Verbandes, stehen dem Kunden und Besucher des Handels heute mehr als 20 Prozent zusätzlicher Öffnungszeiten zur Verfügung, als dies noch vor Jahren der Fall war. Dies ist ein Öffnungsservice, den die Kunden des Handels auch gerne in Anspruch nehmen. Viele Betriebe haben entweder länger am Abend geöffnet oder die Öffnungszeiten an den Samstagen ausgedehnt. Im Lebensmitteleinzelhandel ist der Einkauf von 6.30 Uhr bis 22 Uhr keine Seltenheit mehr.
„Doch bei allem Verständnis für unsere Kunden, zusätzliche Öffnungszeiten müssen sich auch betriebswirtschaftlich rechnen“, so Bommann. Die Forderung des Verbandes: Standortbezogene Kernöffnungszeiten.
Verkaufsoffene Sonntage
Auch die Möglichkeiten nach dem Ladenöffnungsgesetz, verkaufsoffene Sonntage durchzuführen, sind für den stationären Handel eine Chance, seine Leistungen zur „Schau zu stellen“.
Wie die Jahresumfrage ergab, liegt der verkaufsoffene Sonntag im Wunschkatalog der Einzelhändler an dritte Stelle, so die Verbandsvertreter. „Unsere Forderung an die Landespolitik – weg mit dem Anlassbezug“, so Bommann. Stattdessen sollte man eine begrenzte Anzahl von verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr im Ladenöffnungsgesetzt NRW ermöglichen, um mehr Rechtssicherheit für die Werbe- und Interessengemeinschaften zu erhalten.
Serviceangebote werden immer wichtiger
Immer wichtiger sind die Serviceangebote des Einzelhandels, mit denen man sich vom Onlinehandel absetzen könne und damit seine eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken würde.
„Erstaunlich ist der hohe Anteil derjenigen, die mit einem angemessenen Serviceangebot gegenüber dem Internethandel „punkten“ wollen“, so Bommann. Man müsse die unterschiedlichsten Konzepte prüfen, ob sie zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit dienen. Buy lokal, Bringservice, freies WLAN, Heimat shoppen, Lokale Verkaufsplattformen, OnlineCity, lokale Apps usw. wurden als Stichworte genannt.
Autor:Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel |
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