Freizeit- und Eventwirtschaft ernsthaft bedroht
Niederrheinische IHK begrüßt erste Lockerungen für Wirtschaft
"Leises Aufatmen: Die Beschlüsse von Bund und NRW-Landesregierung stoßen auf grundsätzlichen Zuspruch in der Wirtschaft. Ein Kriterienkatalog mit eindeutigen Regelungen ist jetzt gefragt, denn aktuell werfen die Lockerungsmaßnahmen mehr Fragen als Antworten auf.", heißt es seitens der Niederrheinischen IHK.
Hier fehlt die Perspektive
„Restaurants, Hotels, Eventdienstleistern und Freizeiteinrichtungen fehlt weiter eine Perspektive. Hier droht ein vollständiger Ausfall des Sommergeschäfts. Land und Bund müssen bei ihren Hilfsprogrammen dringend nachsteuern“, so Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK.
Umfrage zeigt dramatische Situation
Wie dramatisch die aktuelle Situation für viele Unternehmen ist, zeigt eine aktuelle Umfrage der Niederrheinischen IHK. Sechs von zehn Unternehmen rechnen mit mehr als 10 Prozent Umsatzrückgang in 2020. Jedes zehnte Unternehmen geht von Umsatzverlusten von mehr als 50 Prozent aus. Sogar jedes fünfte Unternehmen bezeichnet den derzeitigen Umsatzrückgang als insolvenzbedrohend. Dazu zählen insbesondere Betriebe aus dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel.
Ernüchterung im Einzelhandel
Entsprechend enttäuscht zeigt sich die IHK von der Entscheidung des Landeskabinetts. Dem Vorschlag größerer Handelshäuser, ihre Verkaufsflächen auf maximal 800 Quadratmeter zu reduzieren, erteilte die Landesregierung eine Absage. Einrichtungshäuser und Babyfachmärkte dürfen dagegen öffnen.
Gleiche Wettbewerbsbedingungen nötig
„Quadratmeter und Sortimente können nicht ausschlaggebend dafür sein, ob Geschäfte öffnen dürfen oder nicht. Die Einzelhändler brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen. Hier muss die Politik dringend nachsteuern“, so Landers. Die Unternehmen am Niederrhein hätten in den vergangenen Wochen gezeigt, dass der Schutz der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern auch bei laufendem Betrieb oberste Priorität habe.
Laut Umfrage planen die Betriebe vielfältige Schutz- und Hygienemaßnahmen in ihren Unternehmen umzusetzen – von zusätzlichen Desinfektionsangeboten, Mundschutz für Mitarbeiter bis zu Alternativen zum persönlichen Kontakt. Vier von fünf Unternehmen sind ohne Vorlauf bereit, ihr Geschäft wieder aufzunehmen.
Politik in der Pflicht bei Hygiene und Finanzen
Wichtig für die Unternehmen ist ein gesicherter Zugang zu Schutz- und Hygieneartikeln wie Desinfektionsmittel oder Alltagsmasken. Jeder zweite befragte Betrieb sieht dabei die Politik in der Pflicht, Hilfsmittel bereitzustellen.
Den Bedarf politisch nachzusteuern, sehen die Unternehmen auch beim Thema Finanzen. Neben Soforthilfe (42 Prozent) und Kurzarbeitergeld (42 Prozent) forderten die Betriebe insbesondere Unternehmens-Steuersenkungen (52 Prozent) sowie das Aufsetzen eines generellen Konjunkturprogramms (39 Prozent), das vor allem die Nachfrage in den Blick nehmen sollte.
Europaweite Abstimmung erforderlich
Die IHK richtet ihren Appell nicht nur nach Düsseldorf und Berlin, sondern auch nach Brüssel. Viele komplexe Wertschöpfungs- und Versorgungsketten im Mittelstand und in der Industrie sind auf funktionierende Lieferketten angewiesen.
Die Zeitpläne für das Wiederanlaufen der Wirtschaft sollten mindestens europaweit so abgestimmt werden, dass es in den einzelnen Ländern nicht zu Engpässen kommt.
Für den Niederrhein ist die Koordinierung mit den benachbarten Niederlanden als größtem Handelspartner von entscheidender Bedeutung. Als Logistikregion europäischen Ranges hängt davon auch die Versorgung weiterer Wertschöpfungsketten in In- und Ausland ab.
Genauso wichtig für die Unternehmen
klare Regelungen, wann Schulen und Kitas wieder öffnen. Denn solange Mitarbeiter ihre Kinder betreuen müssen, fehlen sie in den Betrieben.
Autor:Lokalkompass Wesel aus Wesel |
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