Handelsverband Niederrhein meldet Jahresbilanz für 2018
Nach Verbandsumfrage: ein gespaltenes Ergebnis - Verhaltener Optimismus im Einzelhandel
In einer Jahrespresseinformation gibt der Handelsverband NRW Niederrhein die Ergebnisse seiner Jahresumfrage bekannt. Diese hatte der Verband bei seinen Mitgliedsunternehmen zu Jahresbeginn durchgeführt.
Lars Hoffmann, Vorstandsvorsitzender des Verbandes: „Unsere Jahresumfrage hat gezeigt, dass die Umsätze im Einzelhandel in 2018 unterschiedlich ausgefallen sind.“ Etwas mehr als 45 Prozent hätten eine positive Umsatzentwicklung verzeichnet, so Hoffmann weiter.
Die Zahl der Unternehmen, die zumindest das Vorjahresergebnis (2017) erreichten bzw. ein leichtes Umsatzplus erzielen konnten, lag bei 67,7 V. Dieses Ergebnis zeige, dass einerseits das Konsumklima anhaltend hoch war, aber andererseits auch Umsätze in den Online-Bereich abgewandert sind. Im Jahresverlauf zeigte sich in der 2. Jahreshälfte nicht so stark, was auf einen eher sommerlichen Herbst und ein etwas schwächeres Weihnachtsgeschäft im stationären Handel zurück zu führen war.
Hoffmann: "Man darf nicht außer Acht lassen, dass 32,3 Prozent der befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang verzeichneten.
Arbeitslosenzahl in verkäuferischen Berufen
Die Arbeitsagenturen in Duisburg und Wesel melden erfreuliche Entwicklungen. Die Agentur Wesel (Kreise Wesel und Kleve) verzeichnete ein Minus von 9,0 Prozent. In Duisburg meldete die Agentur für Arbeit einen Rückgang von 9,5 Prozent.
Erwartungen für 2019
Wie die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Brigitte Gerdes, anführte, sind die Aussichten für 2019 nicht schlecht. Nach wie vor niedrige Zinsen und anhaltend hohes, aber leicht abgeschwächtes Konsumklima veranlassen manchen Bürger, Anschaffungen in mittel- und langfristigen Konsumgütern zu planen, so Gerdes weiter.Zu diesen Gütern zählen z. B. Einrichtungsgegenstände, Elektronikartikel aber auch Textilien, Spielwaren oder Hausratsartikel.
Flüchtlinge
Sehr vorsichtig interpretierten die Verbandsvertreter die Bevölkerungsentwicklung. Danach stagniert in der Region die rückläufige Bevölkerungsentwicklung. „Diese Zahlen spiegeln lediglich eine Momentaufnahme (Anmerkung Red.: Zunahme durch Erfassung der Flüchtlinge) wider. Ob hieraus ein mittel- und langfristiger Trend wird, bleibt abzuwarten“, so HV-Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bommann.
Inwieweit die zunehmende Anzahl von Flüchtlingen die Kaufkraft vor Ort beeinflussen wird, könnte heute überhaupt noch nicht abgeschätzt werden, so die Vertreter des Verbandes.
Internethandel gewinnt Marktanteile
„Viele Umsätze werden heute über das Internet abgewickelt und führen dazu, dass insbesondere der Fachhandel an Marktanteile verloren hat“, erklärt Wilhelm Bommann.
E-Commerce hatte auf Bundesebene ein Umsatzplus von 10 Prozent erzielt und lag damit deutlich über dem Wachstum des stationären Einzelhandels (ca. 2 Prozent). Diese Entwicklung hat der hiesige Einzelhandel in seine Unternehmensentscheidungen einfließen lassen.
Jeder Einzelhändler müsse für sich prüfen, inwieweit der Handel über das Internet zur eigenen Ergebnisverbesserung beitragen könne, so Hoffmann weiter. „E-Commerce ist das Top-Thema im Einzelhandel“, wie Hoffmann betonte.Jeder Internetkäufer müsse sich bewusst sein, dass der Fachhandel zusätzlichen Service anbieten würde und diese Leistung sich zum Teil auch im Preis widerspiegelt.
Stärkung der gewachsenen Zentren
Die Stärkung der Innenstädte, Stadtteile und der Stadtteilzentren hat höchste Priorität. Urbanität bekommt man nicht zum Nulltarif.
Deshalb ist es wichtig, dass die berechtigten Interessen des Einzelhandels in die Politikentscheidungen vor Ort einfließen müssen.
Kernöffnungszeiten erstebenswert
Nach wie vor halten die Einzelhändler am Niederrhein einheitliche Öffnungszeiten am Standort für wichtig bzw. sehr wichtig. Immerhin haben 70,9 Prozent (Vorjahr 80,7 Prozent) der Befragten hierfür ein Votum gegeben.
Serviceangebote werden wichtiger
Immer wichtiger sind die Serviceangebote des Einzelhandels, mit denen man sich vom Onlinehandel absetzen könne. „Erstaunlich ist der hohe Anteil derjenigen, die mit einem angemessenen Serviceangebot gegenüber dem Internethandel „punkten“ wollen“, so Hoffmann.
Man müsse die unterschiedlichsten Konzepte prüfen, ob sie zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit dienen. Buy lokal, Bringservice, freies WLAN, Heimat shoppen, Lokale Verkaufsplattformen, OnlineCity, lokale Apps usw. wurden als Stichworte genannt.
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Zentrenkonzept für die Stadt Wesel
Die Stadt Wesel ist zurzeit dabei, ihr Einzelhandels- und Zentrenkonzept zu überarbeiten. „Diese Überarbeitung ist wichtig, um einerseits Planungssicherheit für investitonswillige Unternehmen zu schaffen und, was genau so bedeutend ist, eine rechtssichere Stadtentwicklung vornehmen zu können“, so Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Auch die Ankündigung aus der vergangenen Woche, dass Saturn Anfang März schließen wolle, sei vor diesem Hintergrund zu sehen. „Es ist zielführend, wenn man sich bei der angedachten Standortsuche auf integrierte Lagen konzentriert, also in der Innenstadt“, so Bommann.
Es bliebe auch abzuwarten, wie die Bestandsaufnahme des Einzelhandels aussehen wird, so Bommann weiter. Man werde sich in die Gespräche einbringen und wartet mit Spannung auf die Ergebnisse der Gutachter.
Leerstände
Es sei sicherlich nicht schön, wenn man auf eine größere Anzahl von Leerständen (Anm. der Red: Brückstraße) treffen würde, doch man könne man aus Sicht des Verbandes nicht davon ausgehen, dass Wesel eine überdurchschnittliche Leerstandsquote aufzuweisen hätte.
In vielen Fällen würde von Einzelhändlern auch der Versuch unternommen, die Geschäftslage zu verbessern. „Dies ist ein normaler Prozess, der auch im Online losen Zeitalter zu verzeichnen war“, meint Wilhelm Bommann.
Wesel im Spiegel der Zahlen
1) Einwohner (Stand 30.06.2018) 60.470
2) Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (31.12.2017) 23.641
3) Einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf 6.860 €
4) Einzelhandelsumsatz pro Kopf 6.619 €
5) Einzelhandelszentralität 109,2
(Quellen zu 1) und 2) Kreis Wesel, Bevölkerungszahlen und Fläche am 30.06.2018 bzw. Beschäftigungsstatistik 31.12.2017; 3) + 4) + 5) Michael Bauer Research GmbH, Nürnberg und CIMA Beratung + Management GmbH/BBE Handelsberatung GmbH, München, 2018; siehe auch Glossar)
Hamminkeln im Spiegel der Zahlen
1) Einwohner (Stand 30.06.2018) 26.687
2) Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (31.12.2017) 6.723
3) Einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf 7.132 €
4) Einzelhandelsumsatz pro Kopf 4.516 €
5) Einzelhandelszentralität 71,7
Autor:Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel |
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