Über Jahre Mitarbeitermangel, jetzt Corona
Das Handwerk durchlebt seine zweite Krise

Holger Benninghoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel meint: In der Krise ist vor der Krise. | Foto: Kreishandwerkerschaft Wesel
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„Im Zuge der Corona-Krise verzeichnen Handwerksbetriebe nie dagewesene Einbrüche mit schwerwiegenden Folgen für Liquidität, Beschäftigung und den Betriebsbestand“, so ist es auf der Internetseite des Zentralverbands des Deutschen Handwerks e.V. zu lesen. Auch den Kreis Wesel trifft Corona hart, wie Holger Benninghoff, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel mitteilt.

Über mangelnde Aufträge konnte sich das Handwerk in den letzten Jahren nicht beschweren. „Über die nächsten zehn Wochen waren die Auftragsbücher in der Regel voll“, berichtet der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel Holger Benninghoff. Jedoch fehlten die Fachkräfte, sodass Kunden immer länger auf einen Termin beim Handwerker warten mussten. Der Bedarf an Mitarbeitern war groß, Auszubildende fehlten, dem Handwerk fehlte das Image. Und nun kommt Corona. Die Aufträge brechen weg. „Privatleute ziehen ihre Aufträge zurück“, wie Benninghoff weiß, „sie haben Angst, die Handwerker reinzulassen“. Es stelle sich in den Gewerken unterschiedlich dar, aber alle seien betroffen, Arbeiten würden auf später verschoben. Besonders trifft es die Frisöre, die nicht öffnen dürfen und das KfZ-Handwerk. „Das Werkstattgeschäft geht zurück und nur der Online-Handel ist erlaubt.“

Was bei allem Rückgang positiv ist: Die Kommunen im Kreis hätten ihre Aufträge vorgezogen, vor allem in Bezug auf die Schulen. Und Benninghoff lobt ferner die Moral der hiesigen Handwerker: „Sie haben Angst, wissen nicht, wie es weitergeht, scheuen Investitionen. Aber sie versuchen, flexibel wie sie sind, sich in der Krise gescheid aufzustellen. Sie nutzen die Förderinstrumente, wie die Kurzarbeit und die Soforthilfen. Diese haben wir gefordert! Keine Kredite, die viel zu komplex sind. Die Soforthilfen sind sehr gut für das Handwerk und werden bei uns auch gut angenommen. Die Politik hat zügig reagiert.“

Dennoch ist Benninghoffs Einschätzung: In der Krise ist vor der Krise. „Je länger es dauert, umso größer werden die Probleme für die Betriebe. Es werden sicherlich Handwerksbetriebe schließen müssen. Eine traurige Entwicklung, die die Betriebelandschaft verändern wird.“ Das Handwerk ist der vielseitigste Wirtschaftsbereich Deutschlands und bildet mit seinen kleinen und mittleren Betrieben ein Kernstück der deutschen Wirtschaft. Zu hoffen ist, dass es die Krise meistert und als Kernstück auch wieder zur Belebung der Wirtschaft beitragen kann.

Holger Benninghoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel meint: In der Krise ist vor der Krise. | Foto: Kreishandwerkerschaft Wesel
Autor:

Denise Brücker aus Hamminkeln

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