Life-Projekt „Wiesenvögel NRW“
Internationales Jugendcamp bei Wesel

Bewährtes Modell - Jugendcamp 2012 im Life-Projekt "Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden" | Foto: BSKW

Endlich Sommerferien!

Kein Frühaufstehen, keine Hausaufgaben, keine Klassenarbeiten. Sechs Wochen lang entspannen und tun, was ich will. Aber – nach ausgiebiger Entspannung: Was will ich eigentlich?

Manche weichen stressigen Fragen nach Sinn und Zukunft möglichst lange aus. Andere stellen sie sich früh und freiwillig und geben ihre Antwort im Einsatz für Mensch und Natur. Dass das dem Lebenslauf gut steht und bei der Berufswahl hilft, ist auch kein Geheimnis. Auch deshalb machen jährlich an die Hunderttausend Menschen in Deutschland einen Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges Jahr.

Doch es geht auch anders. Haben Sie schon einmal von den IJGD gehört? Das Kürzel steht für „Internationale Jugendgemeinschaftsdienste“. Der Verein mag weniger bekannt sein als BFD und FSJ, ist aber so alt wie die Bundesrepublik. Seit 1949 organisiert er Workcamps für jugendliche und junge Erwachsene aus aller Welt, damals zunächst für den deutschen Wiederaufbau. Heute sind die Themen breit gefächert: Kultur, Sport, Soziales, Bildung, Landwirtschaft … oder eben Natur und Umwelt!

Und hier kommt die Biologische Station im Kreis Wesel ins Spiel. Gemeinsam mit den IJGD leiten auch wir in diesem Sommer ein Jugendcamp: 16 bis 18 junge Menschen aus Spanien, der Türkei, Armenien, Mexiko, Italien, Serbien und Deutschland kommen in den Kreis Wesel, um ab dem 24.7. für drei Wochen zusammen unter einem Dach zu leben und zu arbeiten. Die Themen: Naturschutz – und Kunst. Auf den ersten Blick haben die beiden Dinge wenig miteinander zu tun. Aber die Kunst befasst sich ja mit Allem und Natur an sich war immer ein Schwerpunkt, mit oder ohne „schutz“ am Ende.
Wie wird das aussehen? Da lassen wir uns ein Stück weit überraschen. Die Teilnehmenden werden sich künstlerisch am Thema Wiesenvogelschutz auslassen. Materialien und Denkanstöße bringen wir mit, doch ansonsten ist ihnen selbst überlassen, wie sie das ausgestalten. An dieser Stelle wagen wir das Experiment.

Hinzu kommen zwei Tage Einsatz draußen in der Natur. Dabei werden Samen seltener Pflanzen gesammelt, um damit später die Artenvielfalt in anderen Grünlandflächen zu steigern. Das hilft der Insektenwelt auf die Sprünge und davon zehren dann auch die Wiesenvögel.

Fest steht indes der Rahmen: das EU-Life-Projekt „Wiesenvögel NRW“. Hieraus wird das Camp finanziert. Im Gegenzug leistet das Camp einen Beitrag zu den Zielen des Projektes: Mit dem Einverständnis der Teilnehmenden sollen die Werke den Menschen in unserer Region zur Verfügung gestellt oder dargeboten werden und ihnen die bedrohte Lebensgemeinschaft des Grünlandes und Wege zu deren Schutz näherbringen.

Die Teilnehmenden werden unterdessen auch etwas mitnehmen: drei Wochen Auslandsaufenthalt, neue Kontakte, vielleicht Freunde und – im besten Falle – einen wichtigen Schritt bei der Suche nach dem eigenen Lebenssinn.

Infos zum LIFE-Projekt „Wiesenvögel NRW“

Das von der EU über das Förderinstrument LIFE und vom Land NRW finanzierte Projekt dient der Sicherung von Lebensräumen wiesenbrütender Vogelarten rastender Enten und Watvögel im Tiefland von NRW. Eckdaten des Projekts:
• Projektträger: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)
• Projektpartner: zehn Biologische Stationen in NRW sowie die niederländische vogelkundliche Organisation SOVON
• Laufzeit: Oktober 2020 bis Dezember 2027
• Gesamtbudget: knapp 19 Mio. € (davon 11,4 Mio. € EU-Fördermittel; 7,5 Mio. € Land NRW)
• Kulisse: acht EU-Vogelschutzgebiete im Tiefland von NRW, Gesamt-Maßnahmenfläche 15.000 Hektar
• Zielarten:
◦ Brutvögel der (Feucht-)Wiesen wie Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kiebitz, Bekassine, Löffelente, Knäkente und Wiesenpieper
◦ Rastvögel der Feuchtwiesen wie Enten und Watvögel
• Maßnahmen:
◦ u.a. verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts, Etablierung extensiver landwirtschaftlicher Nutzung, Wiederherstellung des Offenlandcharakters, Maßnahmen zur Abwehr von Beutegreifern (Prädatoren)
◦ Öffentlichkeitsarbeit, Besucherlenkung

Autor:

Biostation Kreis Wesel und Krefeld (Thomas Traill) aus Wesel

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