Nachbarn unterstützen Pflege
Wer kennt noch die Gemeindeschwester, meist ausgebildete Krankenschwester, die mit Zopf, Kleppermantel und Fahrrad oder „Fürsorgerporsche“ (ein älterer VW-Käfer) bei jedem Wetter in ihrem Gemeindebezirk unterwegs war, um Familien, Kranke und alte, alleinstehende Menschen bei Alltagsgeschäften zu unterstützen? Sie war auch die erste soziale Netzwerkarbeiterin und hat Nachbarn zusammengeführt, wenn Familie nicht (mehr) zur Verfügung stand.
Auch ich habe im Auftrag der lippischen Diakonie vor fast 50 Jahren Familien in diesem Sinne im ländlichen Raum unterstützt.
Die Pflegeversicherung hat dieses Modell weitgehend abgelöst. Aufgrund der zur Zeit diskutierten Mängel in der Pflege kommt es zu der Frage: Erfährt das System der „Gemeindeschwester“ eine Renaissance?
„In den Niederlanden wurde dieses Konzept im Bereich der Pflege bereits wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Mitarbeiter der „Nachbarschaftshilfe“ arbeiten eigenverantwortlich und planen ihre Arbeitsabläufe selbst, ähnlich wie die Hebammen. Deshalb gibt es keine Pflegedienstleitung. Verbunden sind die Mitarbeiter über iPad’s.
Auch in Deutschland gewinnt das Nachbarschafts-Modell immer mehr Nachahmer, zum Beispiel in Berlin, Frankfurt, Emsdetten. In Düsseldorf setzt CareTeam in allen Stadtteilen immer mehr Quartierspflegeteams ein, die knüpfen Netzwerke mit Ehrenamtlichen (Nachbarn).
Ziel ist stets die Mobilität und Eigenständigkeit der Menschen weitgehend zu erhalten oder sogar zurückzugewinnen. Eingebunden wird das soziale Umfeld: Vielleicht gibt es Nachbarn, die regelmäßig nach dem Rechten sehen, beim Einkaufen helfen möchten oder eine alleinstehende alte Person zum Arzt mitnehmen können.“
(Abstract: „Das soziale Netzwerk pflegt mit.“, ZEITONLINE vom 19. Juli 2018.)
Autor:Neithard Kuhrke aus Wesel |
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