Leben mit Stoma - Sabrina Berning zeigt es ungeniert
Sabrina Berning (22) aus Hamminkeln, eine lebenslustige junge Frau, leidet an einer unheilbaren Krankheit. Sie ist Stomaträgerin, hat also einen künstlichen Darmausgang.
Die Verlegung des Darmausganges kündigte sich Anfang 2012 bei Sabrina an.
Schon als Kind hatte sie oft Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme, jedoch (noch) keinen konkreten Befund. 2012 wurde bei ihr, nach Durchfall und blutigem Stuhl, die Diagnose Colitis ulcerosa diagnostiziert, eine chronische Darmerkrankung. Mit Medikamenten ging es ihr wieder richtig gut.
Da die Krankheit in Schüben verläuft, traf sie einen davon im Oktober 2012. Nach einer Woche Bauchschmerzen, hohem Blutverlust, kaum Nahrungsaufnahme mehr bis fast zum Kreislaufkollaps kam sie für 4 Wochen ins Krankenhaus.
Dort fühlte sie sich gut aufgehoben, wie sie selbst sagt.
Während der ersten zwei Wochen bekam sie über einen Zentralen Venenkatheter (ZVK) am Hals Medikamente, Antibiotika und Nahrung, um den kompletten Darm ruhig zu stellen.
Plötzlich kam ein Ärzteteam zu ihr und sagte ihr, eine Not OP stehe an. In ihrem Dickdarm bildete sich eine aggressive Flüssigkeit (toxisches Megacolon), die den Körper vergiften werde oder den Dickdarm platzen ließe.
Heute sagt Sabrina: „Es war kurz vor knapp, wäre die OP eine halbe Stunde später durchgeführt worden, wäre ich tot.“
In dieser OP wurden ihr Dickdarm still- und ein Stoma angelegt. Nach Intensivstation folgte ein langsamer Kost- und Verdauungsaufbau.
Man riet ihr, den stillgelegten Enddarm entfernen zu lassen, aber sie wollte erst ihre Ausbildung zur Industriekauffrau beenden.
Während einer anschließenden Kur war sie erneut im Krankenhaus, den Rest der Kur „konnte ich dann endlich genießen“.
Im Sommer 2013 war bei Sabrina wieder Blut im Beutel, erneut zwei Wochen Krankenhaus, ihre Schleimhäute waren gereizt, wieder halfen Medikamente. Diese sind immunsupressiv, beugen zwar Darmentzündungen vor, vermindern zugleich die Funktionen des Immunsystems. Somit sind regelmäßige Blutkontrollen unabdingbar, zum Glück bisher bei Sabrina bisher immer im grünen Bereich.
Trotz aller Strapazen hat Sabrina ihre Lebensfreude nicht verloren. Selbst ihre Ärzte bestätigten ihr ein sonniges Gemüt.
Ihre Zwillingsschwester Melanie bewundert, dass „sie so offen mit der Krankheit umgeht, sogar weiterhin Bikini trägt, aber auch generell.“ Und Sabrina setzt nach: „Die Krankheit hat uns noch mehr zusammen geschweißt.“
Mama Roswithas Bewunderung ist riesig: „Sie hat sich nie hängen lassen.“
Ganz große Hilfe durch Familie, Freunde, ihre Ausbildungsstelle und die Arbeitskollegen in Bocholt halfen ihr sehr.
Sie appelliert an andere Betroffene, ruhig alles, was vorher machbar war, zu testen, um ins alte Leben zurückzukehren. „Ausprobieren und es angehen“ lautet ihre Devise.
Nach der Not-OP war ihr erster Gedanke: „Nun kann ich nie mehr tanzen.“ Eine Leidenschaft, die sie mit Schwester Melanie teilt, was inzwischen jedoch wieder klappt.
Vor einem Monat, als ausgelernte und übernommene Industriekauffrau, hat sich Sabrina nun den stillgelegten Enddarm entfernen lassen.
Hauptabsicht, ihre Krankheit an die Öffentlichkeit zu bringen, ist: „Ich will das Tabu brechen, ich will kein Mitleid und keine Aufmerksamkeit erregen, und es gibt Leute, denen es viel, viel schlechter geht.“
Bei www.100-tage-100-momente.de ist Sabrina Kind der ersten Stunde und sie ist der Gruppe „Beuteltiere“ auf facebook beigetreten.
Autor:Jutta Kiefer aus Wesel |
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