Krieg der Kulturen oder der Spielplatz als Asyl

Gestern musste ich viel über einen Vorfall nachdenken, von dem mir ein Bekannter auf Google+ berichtet hatte: Es hatten wohl einige Mitmenschen versucht bei einer türkischen Familie einen Brandsatz durch die voher zerschlagene Haustür zu werfen. Andersgesinnte Menschen konnten dies rechtzeitig verhindern.
Bei solchen Dingen bin ich jedesmal sprachlos, wütend nicht - einfach sprachlos.

Salafisten versuchen auf Demonstrationen unsere Polizisten zu verletzen oder gar zu töten. Neo-Nazis skandieren “Tod den Ausländer”, in Syrien klammern sich Machthaber brutal an ihrer Macht fest und ihre Gegenüber sind in der Ausübung Freiheit zu erlangen, mit ihren Mitteln auch nicht gerade zimperlich, Juden hassen Moslems und umgekehrt....Also, ich könnte wohl noch ne Stunde diese Liste fortführen, mit Menschengruppen, die sich wegen ihrer Einstellung zu bestimmten Religionen, Machtansprüchen usw das Leben gegenseitig schwer machen und oft auch gewaltvoll beenden.

So denke ich, als ich gestern auf meiner Decke saß auf dem Spielplatz, in einer die Seele erwärmenden Nachmittagsonne, ein Stück Börek essend von der türkischen Frau selbstgebacken, nachdem ihre muslimischen Kinder friedvoll im Sand gebuddelt haben mit meinen christlich-angehauchten Kindern.

Ich beobachte lächelnd den Spielplatz, auf dem sich arabische, afrikanische, deutsche, kurdische Kinder tummeln und miteinander das Leben genießen.
Streitereien gibt es höchstens mal wegen einer Schaufel oder den Rationen von Salzstangen und Keksen.
Hier fahren keine Panzer, die Andersgläubige oder Aufständige zermalmen. Hier verhungert kein Kind wie 14.000 andere täglich weltweit. Hier wird geteilt, Essen, Trinken, Weisheiten, Freude und gegenseitiges Trösten.
Dieser Spielplatz kommt mir vor wie ein Asyl für die Humanität. Als einer der letzten Rückzugsgebiete bevor es wieder raus geht auf die Straße, auf der die Schlachten der Kulturen mit unverminderter Härte fortgeführt wird.

Wir könnten alle diesen Krieg beenden, wenn wir von unseren Kindern lernen würden.
Aber sobald wir die Grenzen dieses Asylum verlassen, verlässt uns auch die wahre Menschlichkeit wieder.

Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch unsere eigenen Kinder diese Achtung vor dem anderen verliert.

Autor:

Rolf Tschochohei aus Wesel

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