Kommentar zum Bericht über Herbert Vengels im "Weseler"
Die Situation von Herrn Vengels kann ich sehr gut nachvollziehen und es ist sehr bedauerlich, was ihm widerfahren ist, zumal ich (54 Jahre alt) weiß, wie man sich fühlt, wenn man so einfach mir nichts, Dir nichts auf die Straße gesetzt wird.
Am eigenen Leib habe ich erfahren müssen, wie es ist, nach einem Jahr Arbeitssuche und über 260 Bewerbungen im Umkreis von 60 km von Wesel nun ALGII (Hartz4) beantragen zu müssen. Man kommt sich vor wie der letzte Dreck.
Hartz4 zu beantragen, sich mit seinen Lebensverhältnissen bis aufs Hemd ausziehen zu müssen, um ggf. überhaupt Anspruch auf ALGII zu haben; das ist insofern bitter, wenn man sein ganzes Leben lang voll gearbeitet, gutes Geld für gute Leistung bekommen hat und nun im Begriff ist, sozial gesehen vollkommen abzurutschen.
Vor knapp zwei Jahren bin ich aufgrund privater Gründe nach etlichen Jahren wieder in mein Heimat-Bundesland Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt und war sehr froh, dass ich recht schnell eine gute Anstellung bei einem namhaften Unternehmen der TK-Branche in Straelen bekam.
Kurz vor Beendigung meiner Probezeit – also fast einem halben Jahr –meinte mein dortiger, direkter Vorgesetzter, dass die Chemie nicht stimme und hat mich von jetzt auf gleich freigestellt und mir gekündigt, - zack, weg! Wenn man mein gutes Zeugnis liest, das man mir ausstellte, fragt man sich allen Ernstes, warum mir überhaupt gekündigt wurde.
Das hat mir mehr oder weniger den Todesstoß versetzt, denn seitdem versuche ich verzweifelt, wieder eine Anstellung zu bekommen, schreibe wie verrückt Bewerbungen, werde manchmal sogar zu Gesprächen eingeladen, die Hoffnung auf eine Anstellung steigt und dann... wieder Absage! Aufgrund des Antidiskreminierungsgesetzes sagt man mir bei höflichen Nachfragen noch nicht einmal, woran es ggf. gescheitert ist und was ich evtl. verbessern müsste.
Sie bekommen von sogenannten „seriösen“ Zeitarbeitsfirmen Stellenangebote, die so schlecht bezahlt werden, dass man davon kaum leben kann und damit meine ich keinen „gehobenen“ Standard, sondern einen völlig normalen, sprich Miete für eine NICHT-Komfort-Wohnung, Unterhalt für ein Fahrzeug mit über 100.000 km Laufleistung usw.
Mittlerweile bin ich so zermürbt und fertig, dass ich unter starken Depressionen leide und in Kürze in ein Krankenhaus zur psychiatrischen Behandlung gehe, in der Hoffnung, dort stabiler zu werden und wieder etwas mehr Selbstvertrauen zu bekommen, was mir im Laufe der Zeit einfach abhanden gekommen ist.
In was für einer verkehrten Welt leben wir, wenn Potential von qualifizierten Menschen, die arbeiten können und wollen, die gute Zeugnisse und Referenzen nachweisen können, die über Know-How und Menschenkenntnis über viele Berufsjahre hinweg verfügen, einfach auf die Straße gesetzt werden und aufgrund ihres „ach so hohen Alters“ so gut wie keine Chance haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und somit wieder ein vollständiges und geachtetes Mitglied der Gesellschaft zu sein.
Ich hatte bis jetzt immer noch die Hoffnung, dass bei der Suche nach einer Arbeit die gute Leistung und die Qualikation zählt, musste aber leider feststellen, das dies anscheinend nicht der Fall ist. Sicher ist mir bewusst, dass ich eine von vielen Tausenden bin, denen es in unserem Land so ergeht, aber ich schreibe diesen Kommentar für alle von der gleichen Thematik Betroffenen.
Wenn das in unserem Land so weitergeht, wird die Altersarmut immer weiter fortschreiten, denn wie soll man bis zu einem Alter von 65 Jahren, wie es von unserer Regierung beschlossen wurde, arbeiten, um sich einen einigermaßen menschenwürdigen Altersruhestand zu sichern, wenn man bereits mit 54 Jahren keine Arbeit mehr bekommt, weil Arbeitgeber vielfach nur auf das Alter und nicht auf das Können ihr Augenmerk legen? Darüber hinaus wird verlangt, dass das, was man sich fürs Alter gespart oder zurückgelegt hat und somit der Altersarmut vorgreifen wollte, aufbrauchen muss, um überhaupt (über-)leben zu können. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen!
Barbara Schäfer, Wesel
Autor:Barbara Schäfer aus Wesel |
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