Kindheit am Niederrhein -- "Früher war alles besser"
Wenn ich heute an meine Kindheit zurückdenke, habe ich manchmal einen seltsamen Flashback ... dann kommt es mir so vor, als wäre alles rosarot gewesen, muckelig und irgendwie .... perfekt ....
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Als ich noch ein Kind war, hat mir meine Mutter oft von ihrer eigenen Kindheit erzählt und da sie Jahrgang 1931 ist und auf einem Bauernhof im alten Ostpreussen aufwuchs, war das für mich als kleinen Stoppelhopser immer eine fantastische Abenteuerreise in meine Vorstellungskraft.
Sie kannte als sie aufwuchs weder Telefon noch Kühlschrank. Autos gab es so gut wie keine, die Toilette war ein "Donnerbalken" ausserhalb des Wohnhauses und die Matratzen waren mit Stroh gefüllt.
"Wir mussten sechs Tage in der Woche fünf Kilometer zu Fuß in die Schule laufen, auch bei Eis und Schnee und wir sind niiiie zu spät gekommen!", war ein Satz den ich mindestens einmal pro Woche zu hören bekam.
So hatte sich in meinem kindlichen Kopf die Vorstellung verfestigt, dass Mutters Kindheit schon unendlich lange zurück lag, denn wenn ich mich in meiner eigenen Umgebung umsah, war alles so vollkommen anders, als die Welt aus Mama's Erinnerungen. Und der sentimentale Enthusiasmus in den sie beim erzählen jedesmal verfiel, ließen mir die Jetztzeit immer etwas grau, eintönig und kalt erscheinen.
Meine Großeltern waren noch fast vollständig Selbstversorger, Brot wurde im eigenen Ofen gebacken, Wurst und Schinken selbst gemacht, Milch und Käse kamen von den eigenen Kühen und selbst die Kleider die meine Onkel und Tanten als Kinder trugen waren von Oma alle eigenhändig genäht und wenn ich mich richtig erinnere hat Opa sogar die Möbel selbst gebaut.
Echte Alleskönner eben.
Ich muss gestehen, so ein kleines bisschen beneide ich meine Großeltern um alle ihre Fähigkeiten und um das Leben das sie führten. Aus der zweifelsohne reichlich verklärten Erinnerung meiner Mutter ging oft unter, was für ein entbehrungsreiches Leben es gewesen sein muss! Voller harter Arbeit selbst an Sonntagen, niemals in Urlaub fahren und die einzige Altersvorsorge waren ihre sieben Kinder.
Ob sie wohl glücklich waren? Sicher hatten sie eine vollkommen andere Vorstellung von Glück als mancher zivilisationsverwöhnte Mensch heutzutage (mich selbst eingeschlossen).
Manchmal wünsche ich mir, ich hätte eine Zeitmaschine um mir selbst ein Bild machen zu können ....
Autor:Imke Schüring aus Wesel |
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