Drei Jahre Lokalkompass - oder: Was von der Arbeit übrig blieb (ein Rückblick)

Community in spe.
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Natürlich fragt keiner! Aber falls doch - was würde ich wohl denjenigen erzählen, die wissen wollen, was mir als Resümee einfällt? Tatsächlich isses mir ziemlich gleichgültig, ob das jemanden interessiert. Ich erzähl’s einfach - die Leserklicks legen sowieso ein unerbittliches Zeugnis ab. Na denn: drei Jahre Lokalkompass-Moderation – eine Bilanz.

Kenne von gar nix

Als ich am 25. März 2010 im Weseler Lutherhaus auf der Bühne stand und der Hundertschaft meiner Zuhörer (darunter ein Dutzend Print-Kollegen) etwas von Bloggern und Community erzählte, da hatte ich überhaupt keine Kenne vom Thema. Aber das Tolle war: Die da unten auch nicht! Außer vielleicht die Schlaumeier von WAZ newMedia, die uns ahnungslose Redakteursdinos in Sachen Internet beraten sollten. Basierend auf ihrer Erfahrung mit derwesten.de.

Die Sorgen der Ahnungslosen

Gymnasiallehrer Olaf Göhmann (vielleicht doch einer mit Kenne) stellte Fragen nach Datenschutz. Dagmar Ewert-Kruse befürchtete, aufgrund ihrer Teilnahme fortan keine „netten E-Mails“ mehr von mir zu erhalten.
Klaus Zimmermann schnallte rasch, dass er hier eine hervorragende Mitteilungsplattform für seinen Verein nutzen kann. Und Gabriele Röder war nicht die Einzige, die eifrig mitschrieb, um sich den Anmeldevorgang zu merken. Keine Frage: Nach zwei Stunden war es uns gelungen, das Lokalkompass-Virus ins Uservolk zu husten.

Am Anfang stand das Lernen

Das erste Jahr – ein Lernprozess, der Seinesgleichen sucht. Ein bisschen wie Hochseilklettergarten. Andere würden sagen, wie im Trüben fischen. Spannend, aber nicht wirklich zielführend. Schnell finden sich kleine User-Clübchen, regionsübergreifend. Sie tauschen sich aus, sie lieben sich und sie streiten sich. Und schon bald bekomme ich am eigenen Leib zu spüren, dass man sich besser nicht einmischt, wenn’s mal irgendwo knallt. Lokalkompass ist zu brav für Shitstorms, doch das schützt einen nicht vor einer leckeren Portion Entrüstung, falls man an vermeintlich ungeeigneter Stelle offen seine Meinung sagt. Und ich sage gerne meine Meinung.

Die zehn Gebote des Portalfriedens

Zweites LK-Jahr, erste Halbzeit. In dieser Phase reibe ich mich total auf. Bestücke Beiträge völlig fremder Menschen in fremden Städten mit Fotos, schreibe PNs an Streithähne im Sauerland, warne Cybermobber und Schleichwerber im Ruhrgebiet und entlang der Rheinschiene. Die Social Media-Chefin macht Pause und jobbt anderswo. Irgendwer muss sich kümmern, so glaubte ich.
Warum? Weiß ich nicht! Wer erklärt’s mir?

Spätestens in der zweiten Halbzeit schreibe ich (meine eigenen) zehn Gebote des einigermaßen erfolgreichen Portalfriedens. Die gehen so:

1) Irgendwer muss sich hier kümmern
2) Trage Deinen Stress mit anderen Usern nicht öffentlich aus
3) Recherche ist gut, überschaubare Info ist besser
4) Unbelehrbarkeit ist eine Zier, doch besser surft man ohne ihr
5) Hundethemen regen mehr auf als alles Andere
6) Sei nicht übertrieben ehrlich, das macht Dich angreifbar
7) Begrenze Deine online-Zeiten, sonst gehst Du kaputt
8) Moderatoren moderieren, Admins bestimmen
9) Zu viel Internet lenkt den Redakteur unnötig vom Printgeschehen ab
10) Behüte Deine Freizeit (oder was davon übrig ist)

Alles hat ein Ende – auch die „Blaue Stunde“

Die angenehmste Lokalkompass-Zeit war zwischen dem Ende der „Blauen Stunde“ und dem Beginn des dritten Online-Jahres. Das Portal plätscherte vor sich hin – jedenfalls am Niederrhein, es gab keine markanten Auseinandersetzungen zwischen Usern. So geriet mein Resümee nach zwei Jahren Lokalkompass auch wesentlich milder, als es eine rückblickende Bewertung der Moderationsaufgaben unter Berücksichtigung diverser Umstände verdient hatte.

Aber: Lerneffekte wirken sich aus. Nach zwei Jahren kennt man seine Pappenheimer und weiß Neuankömmlinge einzuschätzen. Und was mich am meisten freute: Ich konnte wirklich stolz sein auf die LK-Teilnahmequote der Internetnutzer zwischen Xanten und Hünxe und die Beitragsqualität unserer Bürger-Reporter.
Leute, im Schnitt seid Ihr echt gut! Und danke für Eure aktive Teilnahme an unseren Aktionen!

Akzeptanz und Zugriffszahlen

Nach nunmehr drei Jahren stellen wir zufrieden fest: Lokalkompass ist im Kreis Wesel eine feste Größe. Sowohl Internetuser als auch Wochenblattleser haben das Portal auf dem Schirm – und das täglich. Die Zugriffszahlen (Visits und Pageimpressions) liegen satt im vierstelligen Bereich und machen Lust auf mehr. Das Portal ist angekommen, Nachrichtenteil und Community halten eine recht angenehme Waage. Nicht alle Besucher finden es gut, dass die „zentralen“ Beiträge von lokalkompass.de beizeiten dominieren. Doch man kommt damit zurecht und beklagt sich nicht. Eine der angenehmen Seiten der Niederrheiner.

Ein Wort zu Facebook

Diesen Absatz hat meine Frau gestrichen (zu kritisch!).

Fazit

Man kann lernen, mit den Aufgaben eines Moderators zu leben. Ich glaube, grundsätzlich ist ein gesundes Maß an Einmischung gut, solange man sich um eine gewisse Qualität bemüht und die nötige Distanz zum Gegenüber und zur Sache wahrt. Wichtig ist auch, sich jeden Tag von neuem eine zeitliche und emotionale Obergrenze für sein moderatives Wirken im Portal zu setzen. Besser ist das!

Abschließend, wenn Sie mich fragen würden, wie wichtig mir Lokalkompass ist oder sein sollte …

Aber mich fragt ja keiner.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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