Shotokan Karate Wesel e.V. zurück vom Gasshuku
dem größten Karate-Sommertrainingslager Europas
In diesem Jahr fand der Gasshuku in Herford statt und war mit etwa 800 Aktiven sehr gut besucht.
In einem Landschaftsschutzgebiet mit Ausnahmegenehmigung zu zelten ist schon was ganz Besonderes. Da nimmt man auch in Kauf ein paar hundert Meter zur nächsten Frischwasserzapfstelle zu laufen und eine Woche lang auf Dixiklos zu gehen. Dafür waren wir direkte Nachbarn mehrerer Wespenvölker, die scheinbar erst durch uns das Nahrungsangebot der Zivilisation kennenlernten. Eigentlich habe ich ziemliche Angst vor diesen Tierchen, aber irgendwie haben wir es geschafft, uns zu arrangieren. Nur vereinzelt kam es meines Wissens zu Opfern auf dem Zeltplatz.
Der Vorteil der Lage dieses Platzes lag eindeutig in der Nähe der Trainingshallen, die immerhin 3mal täglich von uns aufgesucht wurden. Die Ersten begannen bereits früh morgens um 7:00 Uhr, also zu nachtschlafender Zeit mit dem Training. Die Glücklicheren von uns durften eine Stunde länger schlafen. In unterschiedlichen Zeitintervallen lief das Training der einzelnen Gruppen bis spätestens 18:00 Uhr. Hatte man zwischendurch eine etwas längere Pause z.B. von 3 Stunden, ging man den idyllischen Trampelpfad an den Trainingshallen vorbei auch noch ein 4. Mal, um sich in den nahegelegenen Supermärkten mit Lebensmitteln einzudecken oder im Festzelt eine Kleinigkeit zu essen.
Wir haben schon öfter am Gasshuku teilgenommen, doch in diesem Jahr waren wir zeitweise mit 12 Karatekas vom Shotokan-Karate-Wesel e.V. dabei. Sich gemeinsam schon morgens früh zu den Trainingseinheiten aufzumachen, abgeschlafft in den Pausen in den Campingstühlen zu hängen und abends nach dem letzten Training gemeinsam zu grillen oder essen zu gehen, das schweißt zusammen. War ich z.B. mal an dem Punkt angelangt, an dem ich mir unweigerlich die Frage stellte, warum ich mir das überhaupt antue, waren die anderen zur Stelle und haben mich durch ihre unerschütterliche Energie wieder mitgezogen. Umgekehrt war es sicherlich ähnlich. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl prägte den Gasshuku.
Manchmal machten wir uns trotz Blasen an den Füßen, schweren Beinen oder leichten Zerrungen abends nochmal, mitunter zum 5.Mal, auf den Weg ins Festzelt. Dort wurde die ganze Woche ein abwechslungsreiches Programm geboten. Von Disco über Karaoke und Live Musik war alles dabei. Die hochgraduierten Trainer mischten sich genauso unter das Volk, wie die Trainierenden und plötzlich waren es Gleichgesinnte, die genauso gerne feierten wie das Fußvolk. Die Verständigung war da nicht immer ganz einfach, schließlich stammen einige der Trainer aus Japan und die Teilnehmer aus vielen Ländern Europas. Mit Händen und Füßen, war aber auch das kein Problem. Besonders beim Training machte die Gestik und das Vormachen der Techniken oftmals die Übersetzung überflüssig.
Wie die Techniken, die versucht wurden uns zu vermitteln, in der Anwendung richtig aussehen sollten und welchen Effekt sie erzielen, konnten wir uns bei einem Ländervergleichskampf zwischen Japan, Frankreich und Deutschland live ansehen. Das war ein sehr aufregendes Ereignis das die Japaner überragend für sich entscheiden konnten.
Der letzte Trainingstag ist oftmals geprägt von Kyu- (Schülergrad) und Dan- (Meistergrad) Prüfungen, denen sich in diesem Jahr auch 2 Weseler stellten. Beate Kolb und Thomas Grüttgen bestanden die Prüfung zum 2. Kyu Grad (dem 2. braunen Gürtel). Diese Prüfung wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben, denn sie fand nicht wie gewohnt in einer Sporthalle unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, sondern in einem öffentlichen Park auf der grünen Wiese. Da sich die Dan-Prüfungen um etwa 2 Stunden verzögert hatten, wurden wir vor die Wahl gestellt: Entweder zu warten und in die Halle zu gehen, oder pünktlich anzufangen. Dann aber auf der Wiese unser Können unter Beweis zu stellen. Da wir seit Tagen bei sommerlichen Temperaturen überhitzte und teilweise überfüllte Turnhallen gewöhnt waren, war es für uns ein befreiender Gedanke, die Prüfung bei einer leichten Brise im Schatten der Bäume abzulegen.
Den Abschluss des Gasshuku bildete wie immer eine super Party im Festzelt. Es wird gemunkelt, dass die letzten gegen 4 Uhr morgens in ihre Schlafsäcke krochen.
Autor:Beate Kolb aus Wesel |
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