De 4daagse von Nijmegen/Tagebuch eines HADI Langstreckenläufers aus Wesel.
Impressionen und Erlebnisse, geschildert von Volker Dickmann.
Montag , 19.07. 2010
Anreise – Unterkunft – Registrierung
Wesel / Heimatort. Schildkröten versorgt, Pick Up mit Fahrrad, Sonnenliege, Essen und Trinken beladen, man weiß ja nicht genau was einem erwartet und wo man landet. Blumen und Gemüse gegossen, gefrühstückt. Ausgiebig vom Hund Maya verabschiedet.
11.15 Uhr Abfahrt. B58 – A57 – A73-Abfahrt Nijmegen / Dukenburg, zweimal rechts und zweimal links und schon ist man nach 85 km am Ziel.
Unterkunft, eine Legehenne hat mehr Platz. Ein Schlafraum wie eine Logierkamer, zwei mal drei Meter groß, nein klein. Zwei Betten, ein Eckregal und zwei Kleiderhaken incl. Tür und Panoramafenster. Gemeinschaftsbad, Küche und Wohnzimmer. Vermieterin wohnt im Appartement, kommt aber um sechs.
Eine einfache Wohnanlage, nein nicht einfach, hier ist die Zeit vor fünfzig Jahren stehengeblieben. Keine Isolierung, sämtliche Gas-, Wasser- und Stromleitungen sind auf den Wänden verlegt. Man muss es einfach mal selber gesehen haben.
Aber jetzt mit dem Rad ab in die City, Startunterlagen abholen und registrieren lassen. Startzeit für den ersten Tag wurde aufgrund der Wetterlage von 4:00 auf 3:00 Uhr vorgelegt.
18:00 Uhr, Vermieterin und Zellengenossen, ein Eingeborener der alle Vorurteile die man über Holländer so haben kann, in sich vereint. Wir haben uns bekannt gemacht und alles Organisatorische besprochen. Ich hoffte, es wird nicht so schlimm, wie es den ersten Anschein hatte.
Dienstag , 20.07.2010
Erste Etappe über 52,1 km
Die Stationen : Nijmegen – Lent – Bemmel – Huissen – Arnhem – Helden – Elst –Valburg - Slik Ewijk – Osterhout -Nijmegen
Zimmerkollege steht um 00.45 Uhr auf und fährt mit dem Bus. Die Nachtruhe ist vorbei. Ich bleibe bis viertel vor zwei liegen. Dann Frühstücken was geht und Proviant mitnehmen. 20 Grad, kalte Finger auf`m Rad, hätte Handschuhe gebrauchen können. Am Start angekommen, stehen dort schon „gefühlte 20.000 Wanderer“. 3:00 Uhr Startschuss durch den Bürgermeister. 3.30 Uhr Überquerung der Startlinie und Registrierung mit Scanner. Es ist kalt und dunkel, selbst die Einheimischen haben Probleme mit der Zeitumstellung, kaum Zuschauer. 5.45 Uhr Morgendämmerung.
6:00 Uhr Pause, zweites Frühstück. So ab 7:00 Uhr große Müdigkeit, ein Stündchen Schlaf wäre nicht schlecht. Alles prima Organisiert; Versorgung durch den Veranstalter oder kommerzielle Unternehmer. Auch die Strecken sind durch Polizei und Helfer bestens abgesichert. Hier hat das Wandern oder auch der Volkslauf einen ganz anderen Stellenwert.
Die Temperatur steigt stetig, bis auf ca. 35 Grad, Stockholm 2007 lässt grüßen. Die Sonne brennt, der Asphalt glüht und die Teilnehmer strahlen auch noch Hitze ab. 14:00 Uhr Zielschluss und ausscannen. Die erste Blase ist im Anmarsch aber sonst geht`s gut. Zurück, duschen, essen und ins Bett.
Mittwoch, 21.07.2010
Zweite Etappe über 48,4 – die Kürzeste
Die Stationen: Nijmegen – Weurt – Beuningen – Wijchen – Niftik – Balgoij – Kerkefeld – Alverna – Venn / Vennen – Nijmegen
Heute normaler Start um 4:00 Uhr. Es soll Heute nicht so heiß werden? Es ist aber schon 25 Grad beim Start, mittags wieder knapp über 30.
Heute gibt es keinen Bericht von Unterwegs. Die Begebenheiten wiederholen sich doch größtenteils in den vier Tagen.
Nochmals etwas zu der Unterkunft: Fertigteile zusammengesetzt, Farbe an Wände und Decken, von wegen verputzen, und dann ein paar Möbel reingestellt. Holland gleich Blumenland, hier nicht . Ohrenkneifer machten es sich in der Küche gemütlich und noch so einiges mehr.
13.45 Uhr, Ziel erreicht. Die Hälfte ist geschafft. Erste Blase aufgeplatzt, zweite im Anmarsch, das kann ja noch heiter werden. Wie soll man sich nach 75 Starts in den letzten sechs Monaten schon fühlen. Ich habe es aber ja nicht anders gewollt. Vorsicht vor der Generation 50 plus. So will ich mal die Walker und Wanderer männlich wie weiblich bezeichnen. Diese sind eine besonderer Spezies Mensch. Sie können die kürzeren Strecken machen, sind top fit und voller Tatendrang. Sie ziehen einfach von rechts nach links rüber, bleiben urplötzlich stehen und gestikulieren wild zu den Sehenswürdigkeiten hin, oder bilden Rudel auf der Strecke. Hier ist größte Vorsicht geboten.
Bei Lidl noch Dosenbier geholt. Abendessen, noch ein wenig lesen, dann ab ins Bett.
Donnerstag , 22.07.2010
Dritte Etappe über 48,7 km
Die Stationen : Nijmegen – Malden – Molenhoek – Mook – Middelaar – Plasmolen – Milsbeck – Breedeweg – Goesbeek – Berg en Dal – Nijmegen
Der dritte Tag, die landschaftlich reizvollste aber vom Profil her anspruchsvollste Strecke.
Sobald man Nijmegen verlassen hat geht es dem Maas- Waal – Kanal entlang, vorbei an Felder und Wiesen, an herrschaftlichen Gutshäusern und Villen. Das Mooker Flas (ein See) mit seinen Yachten und die Maas (hier endet die Niers) mit ihrer reizvollen Landschaften laden zum Rasten ein. In den Dörfern und Städten steppt wie immer der Bär. Hier werden die 4daagse vergleichbar so gefeiert, wie bei uns das Oktoberfest. Am Ende des Tages / der Strecke, noch einmal eine richtige Herausforderung, Berg en Dal. Ein Ort und eine Landschaft die es wahrlich in sich hat. Vergleichbar mit der Nordschleife auf dem Nürburgring. Ab hier noch ca.12 km bis ins Ziel. Da tobt das Volk, hier tanzen die Kühe, 12 Kilometer pure enthusiastische Stimmung. Gänsehautfeeling, besser als beim FC Kölle. Alle Leiden der vorherigen Tage sind hier vergessen. Ziel, 14.00 Uhr. Zweite Blase geplatzt, Dritte im Anmarsch. Erst einmal Zuhause anrufen und Termin bei der Fußpflege geben lassen. Nächste Woche ist Sassenbergtriathlon und Vereinskollege Helge wird auch weiter mit um die Vereinspunktewertung kämpfen. Bin doch Froh wenn Freitagnachmittag ist, denn so schlecht ging es meinen Füssen schon lange nicht mehr.
Freitag, 23.07.2010
Vierte Etappe über 50,1 km
Die Stationen : Nijmegen – Overasselt – Niederasselt – Grave – Gassel – Beers – Vianen – Cuijk – Mook – Molenhook – Malden – Nijmegen
Es ist Kalt, verdammt kalt. Das Thermometer zeigt gerade über 10 Grad. Es ist so Kalt, dass ich meine Jacke bis fast zehn anlasse. Kann kaum noch vernünftig gehen, die Füße schmerzen ohne Ende. Die Blasen reichen sich schon die Hände. Gehe mit schwerem Gang bis Cuijk, den ersten Höhepunkt des Tages. Hier hat das Militär mit Pontons eine Überquerung über die Maas geschaffen. Der Ort, etwas grösser wie Hünxe, wird „ überschwemmt“ von zigtausenden Zuschauern. Es geht kaum bei mir noch etwas. Selbst die Aufmunterungen der anderen Wanderer motivieren mich nicht mehr.
Ich schaffe es irgendwie bis zur Via Gladiola, dem etwa drei Kilometer langem Zieleinlauf. Ich sehne nur noch das Ende herbei.
Nach einer Stunde der Schlussspurt über die drei letzten Kilometer. Dann ausgescannt und den großen Orden mit Königskrone erhalten.
Equipment wieder verpacken und ab nach Hause. Mein kleiner schwarzer Freund (Maya) wartet schließlich schon auf mich. Nijmegen, ich komme bestimmt wieder, aber frühestens erst im übernächsten Jahr.
Alle Infos und Anmeldung im Internet unter www.4daagse.nl
Schlusswort: Man sollte wirklich einmal daran teilgenommen haben. LIFE ist besser als jeden Bericht lesen.
Autor:Dieter Kloß aus Wesel |
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