Im Bann der Achttausender
Meine Everest Trekking – Tour in Nepal
Die Anforderung:
In 11 Tagen soll ich 120km in extremer Höhe wandern, die Baumgrenze passieren, mit den Yaks in eiskalte Regionen vorstoßen, 2695 Höhenmeter überwinden und etliche kalte Nächte in unbeheizten Lodgen verbringen?
War die Besteigung des Killimanjaro vor 4 Jahren nicht schon anstrengend genug?
Aber NEIN, mit 70 will ich es jetzt einfach in Angriff nehmen.
Von meiner Ehefrau bestärkt buchte ich die 18 tägige ASI-Tour.
Zwei Tage vor der Tour besuchten wir erst einmal die prächtige Königsstadt Bhaktapur.
Leider sind die Spuren des verheerenden Erdbebens, trotz mühevollem Aufbau wohl noch Jahre sichtbar. Bhaktapur besteht überwiegend aus reich geschmückten Tempeln, Palästen und Pagoden mit aufwendigen Holzschnitzereien. Die königliche Familie wurde bereits 2001 in einem bisher ungeklärten Massaker hingerichtet.
Nun konnte das Abenteuer beginnen. Unser Ausgangspunkt Lukla verfügt nur über einen winzigen Landeplatz welcher in den Felsen endet und als einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt gilt. Der Sichtflughafen kann nur bei gutem Wetter angeflogen werden und somit jeder Anflug schon ein Abenteuer.
Die kurze Landebahn in Lukla erfolgreich gemeistert, erwarteten unsere 8 köpfige Abenteuergruppe unser Guide mit Gehilfen sowie zwei Yaks und deren Führer.
Den Yaks wurden klaglos von jedem Teilnehmer Reisetaschen bis 10kg aufgeladen. Den Rest durften wir selbst schleppen.
Jetzt konnte die 6tägige Besteigung beginnen.
Im steten auf und ab, allmählich die Baumgrenze passieren, näherten wir unserem Ziel. Im Hintergrund erschien bereits die beeindruckende Kulisse der näher rückenden Bergriesen.
Die Erste von vielen Hängebrücken betraten wir noch mit einem mulmigen Gefühl.
Auf den langen, schmalen, im Wind leicht schaukelnden Hängebrücken haben die Yaks absolute Vorfahrt. Sobald der erste Yak mit seinen riesigen Hörnern und schweren Lasten die Brücke betritt legen die Entgegenkommenden den Rückwärtsgang ein. Auf der schmalen Brücke beanspruchen die Tiere die gesamte Brückenbreite.
Da es hier keine Straßen gibt muss alles mit Sherpas, Mauleseln oder Yaks über die oft steilen steinigen Wege transportiert werden. Unglaublich welche Lasten die Sherpas hier auf dem Rücken, nur mit einem Stirnband gehalten, tragen.
Der Weg führt uns weiter, vorbei an Gebetsmühlen und Klöstern in immer kargere Gegenden. Das Essen wird eintöniger und die Unterkünfte immer einfacher. In den höheren Regionen wurde nur zur Essenszeit am Abend der Ofen im Aufenthaltsraum mit getrocknetem Yak Mist angeheizt. Danach herrschten, besonders nachts, arktische Temperaturen in allen Räumen.
Als Ausgleich wandern wir vor einer traumhaften Kulisse der Himalayariesen.
Nach dem letzten Ort Gorak Shep (5150m) lassen wir, schon leicht angeschlagen und schwer atmend alles überflüssige Gepäck zurück.
Auf den Spuren der großen Expeditionen steigen wir über mächtige Felsbrocken im Bann des Everest, der Lhotse und Nuptse ab ins Everest Base camp. (5365m)Hier, am Ziel unserer Träume stehen noch einige Übernachtungszelte und jeder Ankömmling lässt sich vor der gewaltigen Kulisse der Achttausender, ablichten. Zu diesem Zeitpunkt wagt sich kein Bergsteiger mehr auf den mörderischen Aufstieg zum Gipfel des Everest.
Leider erwischte einige von uns, wie auch mich auf dem Rückweg zur Unterkunft die Auswirkungen der Höhenkrankheit. Die Außentemperatur war auf -19 Grad gefallen und in der ungeheizten Lodge zog es durch die zusammen gebastelten Fensterritzen. Mit heißem Tee ausgerüstet in den Schlafsack stand mir eine schlimme Nacht bevor. Bohrende Kopfschmerzen, Brechreitz und Schüttelfrost bis zum Morgengrauen.
Hier half nur der schnelle Abstieg. Erzielt durch den zunehmenden Sauerstoffanteil in der Luft ging es mir zunehmend besser. In fünf Tagen erreichten wir wieder Lukla.
Den Bergen entronnen erholten wir uns noch in der Millionenstadt Kathmandu.
Eine einmalige Erfahrung, die ich trotz großer Strapazen und einsetzender Höhenkrankheit nicht missen wollte.
Autor:Helmut Buteweg aus Wesel |
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