Ein Erlebnisbericht
Gedanken zum Thema „Berge“ oder „Nr.5 lebt“
Als ich heute Morgen wach wurde hörte ich ihn schon, zuerst noch ganz leise, aber dann immer lauter werdend und beim Frühstück sagte ich dann zu meinem Sohn: Mach dich mal langsam fertig, ich glaube „Der Berg ruft“. Tja, und was soll ich sagen: Wir sind dem Ruf gefolgt, hat doch mein neuer Job mir den angenehmen Vorteil verschafft seit gut 10 Tagen Besitzer eines (zwar bereits 12 Jahre alten, aber immer noch recht flotten) Kleinwagens zu sein, der dann mit der letzten Rate am 1. Mai 2019 vollends in unseren Besitz übergehen wird. YEAH! Ich nenne ihn liebevoll „Fährt so gut“. Bei der Namensgebung hat wohl nach zwei Gläsern Wein gerade „der Wolf mit mir getanzt“. By the way: Ich mochte Indianerfilme immer gerne, war als 7jährige in Winnetou verliebt und fand und finde bedeutungsvolle Namen faszinierend. Nun, wir dann also rein in „Fährt so gut“ und ab nach Oberhausen, Ziel: Gasometer. Hier angekommen stellten wir erst mal fest: Der Berg hat nicht nur uns gerufen. Eine megalange Menschenschlange - klar, heute ist ein Feiertag - aber es regnete nicht und in Anbetracht der bevorstehenden Exkursion ist noch Zeit, meinem Sohn etwas über meine bisherigen Erfahrungen mit Bergen zu erzählen; auch gut. Da meine Eltern eher der Typ Strandurlauber waren/sind (Ja, möglichst auch mit immer derselben Liege am selben Strandabschnitt) fuhren wir beinahe jährlich mit dem Auto nach Kroatien in ein kleines Örtchen (Primosten), teils angesiedelt auf einer wunderschönen Halbinsel, auf der wir immer im selben Haus dieselbe Wohnung bewohnten (Ich weiß schon woher ich meine Beständigkeit habe). Und ja, wir fuhren die ca. 1500 km immer mit dem Auto und jetzt kommen wir auch zum Thema Berge: Ich liebte es durch die Alpen zu fahren (der Weg ist das Ziel), erinnere mich aber auch mit einem Höllenrespekt an die ein oder andere Überquerung des Wurzenpasses. Mit seiner engen kurvenreichen Passstraße und bis zu 18 % Steigung war er für unseren alten Ford Granada damals eine echte Herausforderung. Einmal musste die ganze Familie (bis auf den fahrenden Vater) aussteigen und schwitzend nebenher laufen aus Sorge, der Wagen würde es sonst nicht bis nach Oben schaffen. Beunruhigend auch, dass bei dem Wagen vor uns nach jeder kleinsten Strecke vorwärts Holzklötze hinter die Räder gelegt wurden, damit er nicht rückwärts wieder herunterrollte. Ein Albtraum und wir waren jedes Mal froh, wenn wir den Pass überquert hatten und entspannt weiterfahren konnten. Meine zweite Kindheitserinnerung ist der Teufelsberg in Berlin, ein Trümmerberg. Bis 1972 wurden insgesamt 26 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt abgeladen, die Landschaft danach mit Sand- und Mutterboden gestaltet und rund eine Million Bäume darauf gepflanzt. Der künstlich aufgeschüttete Teufelsberg wurde zur höchsten Geländeerhebung im damaligen West-Berlin und im Winter liebten wir es dort rodeln zu gehen. Aber das war`s dann auch schon mit Bergen bei mir. Frei nach dem Motto: „Wie der Herr – so`s Gescherr“ zog es mich dann später auch eher in den Süden/an den Strand, bequemerweise allerdings dann mit dem Flieger.
Und nun, nun sitze nein liege ich auf einem gemütlichen "Fatboy" Kissen (davon gibt es hier unzählige, die für die Besucher auf den kreisrunden Treppenstufen bereitgelegt wurden) unter einer riesigen Nachbildung des Matterhorns, im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers schwebend, lausche mystisch klingender, leiser Musik und lasse mich beeindrucken. Der legendäre Berg wird anhand modernster 3D-Projektionen im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten eindrucksvoll in Szene gesetzt, aber auch die Besteigungsrouten werden erkennbar gemacht. Die monumentale Skulptur schwebt seitenverkehrt im riesigen Raum und spiegelt sich im Fußboden der obersten Gasometer-Ebene. Schaut man in den Spiegel fühlt man sich wie ein Vogel, der auf den bekanntesten Gipfel der Alpen herabblickt. Ein unglaubliche Erscheinung, erst recht wenn man später mit dem gläsernen Fahrstuhl auf die Aussichtsplattform des Gasometers hochfährt und sieht, wie die Skulptur von oben aussieht, bzw. wie sie an ein paar Drahtseilen befestigt im Raum aufgehängt wurde. GROßARTIG! Oben angekommen genoss ich erst mal die wunderbare Aussicht und nachdem ich mich mit „Nummer 5“ angefreundet und ihn mit 50 Cent Stücken gefüttert hatte, erfreute ich mich auch an den Einblicken in die Gärten und Häuser der umliegenden Wohngebiete.
Aber auch ansonsten ist die Ausstellung ein Genuß: In einzigartigen Filmausschnitten und prachtvollen Fotos zeigt sie, wie in den gewaltigen Gebirgsmassiven der Erde einzigartige Lebenswelten mit ihren eigenen Tier- und Pflanzenwelten entstanden sind. Du stehst vor diesen großen Fotoleinwänden und denkst du wärst mittendrin, sehr beeindruckend... Und sie macht den ewigen Kreislauf des Gesteins nachvollziehbar, das sich in Jahrmillionen auffaltet und in gleichen Zeiträumen von Erosion zermahlen wird und wieder vergeht.
Der Besuch ist allemal einen Ausflug wert (Die Ausstellung endet allerdings am 31.12) und in mir wurde eine neue Sehnsucht geweckt. Bisher habe ich hier auf dem "platten Land" ja noch nix vermisst, denn wie sagte Hannibal Lector in dem Film "Das Schweigen der Lämmer" schon zu Clarice Starling: "Wir beginnen das zu begehren, was wir täglich sehen", und von Bergen sieht man hier nun malrecht wenig. Bei irgendeinem kommenden Urlaub (wenn auch noch in weiter Ferne) liege ich nicht mehr faul mit `zig Büchern auf einer Liege am Strand, sondern bringe mich den Wolken näher und in luftige Höhen, denn der "Ruf der Berge" hallt noch in mir, JAWOLL!
Autor:Heike Mühlen aus Wesel |
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