Null-Prozent-Finanzierung mit Kreditrahmen
Zinsfreiheit oft nur für kurze Zeit
Küchenträume sollen so wahr oder Wunschprodukte vermeintlich problemlos finanziert werden. „Gerade in der Vorweihnachtszeit übertrumpfen sich Elektromärkte, Möbel- und Versandhäuser mit Versprechen von unkomplizierter Wunscherfüllung durch einen Kredit zum Nulltarif“, warnt die Verbraucherzentrale NRW vor möglichen Fußangeln. Denn eine ganze Reihe dieser Finanzierungen wird – so ist im Kleingedruckten zu lesen – über einen Kreditrahmen mit Maestro- oder Kreditkarte abgewickelt. „Die Nullprozent gelten dann nur für den aktuellen Kauf etwa von Laptop oder Fernseher – und auch nur wenige Monate“, erklären die Experten. Dauert die Rückzahlung länger oder wird der Kreditrahmen weiter in Anspruch genommen, wird ein hoher Zins fällig – fast 16 Prozent sind keine Seltenheit. Bei einem Kreditrahmen von bis zu 10.000 Euro, den die finanzierenden Partnerbanken der Unternehmen anbieten, könne die vermeintliche Null-Prozent-Finanzierung über den Rahmenkredit zum Einstieg in die Verschuldung werden. „Verbraucher sollten den zusätzlichen Kreditrahmen nicht in Anspruch nehmen, den Null-Prozent-Kredit in der zinsfreien Zeit komplett zurückzahlen, danach den Kreditrahmen kündigen und die Kreditkarte zurückschicken“, so der Rat. Um mögliche Fallstricke bei Null-Prozent-Finanzierungen hundertprozentig zu umgehen, gibt die Verbraucherzentrale NRW die folgenden Tipps mit auf den Weg:
• Ablenkung vom Preisvergleich: Die meist kleinen Raten einer Null-Prozent-Finanzierung lenken schnell vom Kaufpreis ab. Zum Nulltarif zu finanzieren bedeutet nicht automatisch, dass die Ware selbst auch günstig erworben wird. Sie kann vielmehr auch deutlich teurer sein als bei anderen Anbietern. Zudem wird der Verhandlungsspielraum über den Kaufpreis durch eine Finanzierung meist eingeschränkt und über mögliche Rabatte bei Barzahlung kann nicht verhandelt werden. Finanzierungsangebote ohne Zinsen verführen außerdem zu unüberlegtem Konsum. Die Gefahr ist groß, mehr zu kaufen als finanziell zu leisten ist oder zu diesem Zeitpunkt benötigt wird.
• Verkaufsförderung mit kleinen Raten: Mit dem Argument, dass etwa der neue Fernseher ja ohnehin schon finanziert wird und keine Zinsen kostet, locken Verkäufer häufig zum Kauf eines größeren Modells mit mehr Ausstattung. Denn angesichts der kleinen Raten sei das problemlos möglich – so das Argument. Allerdings: Auch kleine Raten belasten die Haushaltskasse. Und wenn der notwendige Betrag für die Anschaffung bislang nicht angespart werden konnte, wird das auch nicht gelingen, wenn er als Rate zurückgezahlt werden muss. So bergen auch niedrige Ratenbelastungen bei längeren Laufzeiten die Gefahr, den Überblick über die monatlichen Verpflichtungen zu verlieren und in eine Schuldenspirale einzusteigen.
• Versteckte Zusatzbelastungen: Auch bei fehlendem Zins können sich manchmal zusätzliche Entgelte, zum Beispiel für die Kontoführung oder Kreditkarte, im Kleingedruckten verstecken. Weiterhin wird nicht selten versucht, Kunden zum Abschluss kostenpflichtiger Garantieverlängerungen zu drängen. Die sind meist überflüssig, denn die zweijährige gesetzliche Gewährleistung steht bei jedem Kauf zu.
• Versicherungsschutz kein Muss: Ob als Restschuld-, Kreditausfall- oder Ratenschutzversicherung – unter diesen und ähnlichen Begriffen wird vermeintlich unverzichtbarer Schutz verkauft, der Probleme bei der Ratenzahlung absichern soll. Da die Versicherungen wegen zahlreicher Ausnahmeregelungen vielfach gerade dann nicht leisten, wenn sie benötigt werden, gleichzeitig aber teuer sind, ist ihr Abschluss sehr häufig nicht zu empfehlen. Kunden sind grundsätzlich nicht verpflichtet, eine solche Versicherung abzuschließen. Achtung: Oft ist der Abschluss in den Verträgen der Nullprozentfinanzierung bereits als Erklärung voreingestellt! Die entsprechende Passage sollte dann im Vertragstext gestrichen werden.
• Vorsicht vor der Dispofalle: Wenn Finanzierungen für Auto, Küche und Fernseher gleichzeitig und dann noch bei verschiedenen Firmen laufen, kann schnell der Überblick verloren gehen. Fatal, wenn dann der Dispo-Kredit des Girokontos für das Abstottern der Null-Prozent-Raten genutzt werden muss. Wegen der hohen Zinsen hierfür wird aus den vermeintlichen null Prozent Zinsen dann schnell ein teurer Spaß. Daher sollte auch eine geringe Ratenverpflichtung im Vorfeld gut durchdacht werden. Denn werden die Raten nicht bezahlt, kann die Bank auch beim Null-Prozent-Kredit den Vertrag kündigen und den Gesamtbetrag auf einen Schlag einfordern. Zusätzlich drohen Mahn- und Verzugskosten sowie Negativeinträge bei der Schufa.
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