Warum Hamsterkäufe nicht notwendig sind

In Deutschland gibt es genug Mehle und Speiseöle, Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen sind aber aktuell möglich

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat deutliche Auswirkungen auf die Versorgung mit Energie und Nahrungsmitteln – nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt. Das verunsichert viele Menschen. Eine Nahrungsmittelknappheit ist in Deutschland jedoch nicht zu befürchten. Bei Mehl, Speiseöl oder Kartoffeln gibt es genug Alternativen oder einen ausreichenden heimischen Anbau. Werden Produkte vermehrt gehortet, entstehen dagegen zusätzliche Engpässe, die die Preissteigerungen weiter anheizen können.

• Sind Speiseöle wirklich knapp?
Die Ukraine und Russland bauen mehr als drei Viertel der weltweiten Sonnenblumen an – die Ukraine allein rund die Hälfte. Wegen des Krieges und aufgrund von Hamsterkäufen gibt es daher kurzfristig Lieferengpässe bei Sonnenblumenöl, aber auch bei Rapsöl. Allerdings ist es problemlos möglich, auf andere Speiseöle zurückgreifen wie etwa Olivenöl. Es gibt ein großes Angebot aus anderen EU-Staaten, Kanada oder den USA, und Deutschland ist eines der Hauptanbauländer für Raps in der EU. Insgesamt sind allenfalls kurzfristig Engpässe zu erwarten. Die Verbraucherzentrale NRW in Wesel rät dringend von Hamsterkäufen ab, denn sie erzeugen künstliche Engpässe, die wiederum die Preise nach oben treiben.

• Wie steht es um Mehl und Brot?

Die Ukraine und Russland sind normalerweise wichtige Weizenproduzenten. Die Preise von Mehl, Brot und Backwaren sind aufgrund des Krieges gegen die Ukraine bereits gestiegen und können noch weiter steigen, weil die deutschen Getreidepreise sich am Weltmarkt orientieren. Ein Mangel droht bei uns aber nicht. Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Getreideproduzent in der Europäischen Union und importiert kein Brotgetreide. Auch beim Mehl sind also keine Hamsterkäufe angebracht. Problematisch wird es vor allem für Länder, die sonst viel Weizen aus der Ukraine und Russland importieren. Die Vereinten Nationen warnen deshalb vor Hungersnöten in vielen Ländern Afrikas.

• Was gilt bei Kartoffeln?
Deutschland gehört mit Polen, Frankreich und Rumänien zu den wichtigsten Kartoffelproduzenten in der Europäischen Union. Der europäische Kartoffelanbau kann bei normalen, durchschnittlichen Erntemengen den Bedarf in der EU decken. Zwar sind die Preise seit Herbst 2021 aus verschiedenen Gründen teils stark gestiegen (schlechte Ernte, weniger Anbaufläche, Öffnung von Gastronomie und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung), aber im März dieses Jahres sind die Preise wieder gesunken. Perspektivisch ist mit der Frühkartoffelernte in Südeuropa (Mai) und später in Deutschland (Juni) eine deutliche Entspannung zu erwarten.

• Wie hoch sind die Preise wirklich gestiegen?
Die Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen, dass Nahrungsmittel teurer geworden sind. Zwischen 2019 und 2020 lag der Preisanstieg knapp unter 1,5 Prozent – im Januar 2021 dagegen insgesamt bei 5,6 Prozent. Zuletzt wurden Lebensmittel im Februar 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat durchschnittlich um 5,1 Prozent teurer. Allerdings sind nicht alle Lebensmittel gleichermaßen davon betroffen. Und in den vergangenen 20 Jahren sind die Lebensmittelpreise deutlich weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten. Noch im Jahr 2020 haben die Menschen in Deutschland durchschnittlich nur etwa 12 Prozent ihres Einkommens für die Ernährung ausgegeben. Das liegt deutlich unter den Werten in vielen anderen europäischen Ländern.

Weiterführende Infos und Links:

Mehr zum Thema im FAQ der Verbraucherzentrale NRW unter www.verbraucherzentrale.nrw/node/71788

Autor:

Karin Bordin (Verbraucherzentrale NRW) aus Wesel

Webseite von Karin Bordin (Verbraucherzentrale NRW)
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