Verschiedene Laufzeiten und Produktklassen wählen
Treppen-Strategie für eine sichere Geldanlage in Inflationszeiten

Zinsen, die man bezahlen muss, gingen zum Jahresbeginn bei vielen Banken und Sparkassen nach oben: Die Bau- oder Kreditzinsen stiegen schnell von knapp einem auf derzeit rund vier Prozent. Zinsen, die man für Geld auf dem Konto bekommt, bleiben dagegen im Keller. „Wer Geld auf einem Tagesgeldkonto hat, bekommt in vielen Fällen nicht einmal ein Prozent Zinsen und profitiert damit kaum von den Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank“, kritisiert Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. „Beim Festgeld sieht es immerhin etwas besser aus, auch wenn viele klassische Filialbanken deutlich weniger bieten als Direktbanken.“ Die Verbraucherzentrale NRW gibt deshalb Tipps, wie Sparer:innen sinnvoll Geld anlegen können.

• Lohnt sich das Sparen in Zeiten der Inflation?

Leider nur auf dem Papier. Egal ob Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld – wegen der hohen Inflation machen Sparer:innen weiterhin reale Verluste, weil das angelegte Geld jeden Monat an Wert verliert. Beispiel: Wer 1.000 Euro zu einem Zinssatz von einem Prozent anlegt, erhält nach einem Jahr zwar 1.010 Euro. Bei einer unterstellten Inflation von acht Prozent bleibt aber nur eine Kaufkraft von knapp 935 Euro. Die Zinsen gleichen den Verlust also nicht aus. Die gleiche Geldanlage über zehn Jahre gerechnet bedeutet am Ende ein Kapital von knapp 1.104 Euro, in der realen Kaufkraft aber deutlich weniger. Schon bei einer durchschnittlichen Inflation von jährlich 3 Prozent beträgt die Kaufkraft nur noch rund 821 Euro.

• Die einfachste Lösung: Das Tagesgeld-Konto
Die Liquiditätsreserve sollte maximal zwei bis drei Nettomonatsgehälter betragen. Da es auf dem Girokonto keine Zinsen gibt, ist die einfachste Alternative ein Tagesgeld-Konto. Das bieten fast alle Banken an. Das Geld ist dort jederzeit verfügbar und es gibt zumindest ein wenig Zinsen. Viel ist es aber nicht, und die Spitzenwerte auf dem Markt (um die zwei Prozent) gelten oft nur für Neukund:innen und für eine begrenzte Zeit. Danach gibt es meist ein Prozent oder weniger. Sparer:innen können auch überlegen, zu einer anderen Bank mit besseren Konditionen zu wechseln oder dort zusätzliche Konten einzurichten.

• Mehr Zinsen: Das Festgeld-Konto
Beim Festgeld bieten einige Geldinstitute je nach Anlagezeitraum mittlerweile zwei bis drei Prozent Zinsen. Beispielrechnung: Erhält man für 10.000 Euro 2,3 Prozent Zinsen statt 0,3 Prozent, bedeutet das ein Plus von 200 Euro pro Jahr. Vorteil: Wie ein Sparbuch oder Tagesgeld zählt das Festgeld zur sicheren Geldanlage. Bis zu 100.000 Euro pro Sparer:in je Kreditinstitut sind durch die gesetzliche Einlagensicherung im Falle einer Bankenpleite geschützt. Nachteil: Festgeld ist während der Laufzeit nicht verfügbar. Wer in finanzieller Notlage vorzeitig mit Zustimmung der Bank über sein Geld verfügen will, verliert in der Regel die Verzinsung und muss oft auch Strafgebühren zahlen. Achten sollte man auf die Bedingung am Ende der Laufzeit: Bei manchen Banken muss das Festgeld vor Ende der Laufzeit ausdrücklich gekündigt werden, sonst verlängert sich die Anlage.

• Ausweg: Das Geld mit der Treppenstrategie breit streuen
Die Lösung des Problems liegt in der Regel nicht darin, in Zeiten hoher Inflation sein Geld möglichst schnell auszugeben. Vielmehr ist es ratsam, es über verschiedene Laufzeiten und Produktklassen zu streuen. Sicherheitsorientierte Sparer:innen können der Treppenstrategie folgen. Das bedeutet: Man parkt einen Teil des Vermögens auf einem Tagesgeldkonto und investiert weitere Teile in Festgeldanlagen mit unterschiedlichen Laufzeiten (zum Beispiel ein, zwei und drei Jahre). So kann man jedes Jahr die frei werdenden Summen zu den dann aktuellen Zinsen anlegen. Neben Tagesgeld, Festgeld und Sparanlagen sind langfristige Anlagen in Investmentfonds wie ETFs, Immobilien(fonds), oder auch Sachwerte wie Edelmetalle ein denkbares Mittel für die individuelle Streuung eines Vermögens. Sachwerten wie Aktienfonds und Immobilien wird oft nachgesagt, dass sie einen Schutz vor Inflation bieten. Aber auch diese Produktklassen bieten keine absolute Sicherheit und sollten abhängig vom individuellem Vermögen und der persönlichen Risikobereitschaft bei der eigenen Streuung berücksichtigt werden.

Weiterführende Infos und Links:
◦ Mehr zur Geldanlage unter: www.verbraucherzentrale.nrw/node/11534
◦ Beratung rund um Geldanlage und Altersvorsorge (kostenpflichtig) unter www.verbraucherzentrale.nrw/node/1310

Für weitere Informationen
Verbraucherzentrale NRW in Wesel
Tel. (0281) 473684 01
wesel@verbraucherzentrale.nrw

Autor:

Karin Bordin (Verbraucherzentrale NRW) aus Wesel

Webseite von Karin Bordin (Verbraucherzentrale NRW)
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