Russen-Mafia räumte Postbank-Konten leer! In ganz Deutschland aktiv!

Das Gameboy-Spiel aus dem Internet sollte eine Überraschung für seinen Sohn sein. Doch nach mehreren Fehlversuchen, den Online-Kauf perfekt zu machen, brach Norbert Skowranek aus dem rheinischen Städtchen Windeck entnervt ab.

Eine Überraschung gab es doch noch, allerdings zwei Tage später und diesmal für den Familienvater: Unbekannte Täter hatten sein Konto bei der Postbank Köln abgeräumt – 2850 Euro waren verschwunden.

Die Polizei ermittelte rasch: Skowranek war Opfer eines Hacker-Angriffs geworden.

Beim Surfen im Internet hatte sich der heute 42-Jährige einen sogenannten Trojaner eingefangen. Das ist ein spezielles Computer-Programm, das unbemerkt seine vertraulichen Postbank-Zugangsdaten ausspionierte.

Diese Art von Datenklau heißt Phishing – ein Kunstwort aus „Password“ und „Fishing“.

Skowraneks Bankdaten waren bei der Russen-Mafia gelandet.

Sein Fall ist einer von vielen, die demnächst in einem Mammutverfahren vor Gericht kommen.

Im Februar beginnt vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen acht Handlanger der Russen-Bande (Az. 83 Js 225/10). Die 227 Seiten lange Anklageschrift handelt von bandenmäßigem Computerbetrug.

Man könnte es auch Bankraub ohne Waffen nennen, bei dem über einen Zeitraum von mehreren Jahren Hunderten Postbankkunden wie Skowranek per Computer insgesamt 1,3 Millionen Euro gestohlen wurden – der größte Phishing-Coup in Deutschland.

Die kriminelle Masche der Russen-Bande war so perfide wie wirkungsvoll: Die Drahtzieher vermutet die Polizei in Moskau.

Von dort aus spionierten sie mithilfe des Trojaners die Zugangsdaten der Postbank-Kunden aus.

Aus sicherer Entfernung steuerten sie rund ein Dutzend Komplizen in Deutschland – überwiegend Osteuropäer mit langem Strafregister von Drogenhandel bis zu schwerem Raub.

Jeder dieser Komplizen kommandierte wiederum mehrere Strohleute, sogenannte Finanzagenten, die jeder für sich ein Postbank-Konto eröffneten.

Auf die Konten dieser Strohleute überwiesen die Hintermänner aus der Ferne dann das Geld von den Konten der ausspionierten deutschen Postbank-Kunden.

Unmittelbar nach der Transaktion hoben die Finanzagenten das Geld bei verschiedenen Postbank-Filialen ab – in der Regel in gestückelten Beträgen. Danach verschwanden die Ganoven spurlos – bis zum nächsten Coup.

Die Online-Räuber waren in ganz Deutschland aktiv.

Nur weil ein Bandenmitglied auspackte, kam die Polizei den Ganoven auf die Schliche. Monatelang dauerte die großangelegte Observation und Telefonüberwachung.

Im Oktober 2011 verhafteten die Fahnder mehrere Bandenmitglieder.

Doch das Geld ist weg. Und von den Mafia-Bossen kennt die Polizei nicht einmal die Namen.

Die Postbank, die Skowranek und allen anderen betrogenen Kunden den Schaden umgehend ersetzte, bleibt auf dem Millionenverlust sitzen.

Ein Postbank-Sprecher bestätigte, dass seine Bank immer wieder Opfer von Hacker-Angriffen wurde: „Als größte deutsche Privatkundenbank mit den meisten Online-Kunden geraten wir häufiger ins Visier solcher kriminellen Gruppen.“

Die Betrüger würden technisch aufrüsten und immer raffinierter vorgehen: „Die Banken investieren seit Jahren in die Sicherheit. Deshalb greifen die Betrüger stärker auf der Kundenseite an. Für den, der alle Vorkehrungen trifft, ist Online-Banking aber absolut sicher“, beteuert der Banksprecher.

Autor:

Joerg Hessbrueggen aus Wesel

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