Betroffenen-Beratung in der EUTB® Kreis Wesel
Peer-Beraterin Martina Stöfken
Kreis Wesel, 07.09.2020 Die Mitarbeiter*innen der EUTB® Kreis Wesel beraten Menschen mit Behinderung, von Behinderung bedrohte Menschen sowie deren Angehörige zu allen Fragen der Rehabilitation und Teilhabe.
Ein zusätzlicher und wichtiger Bestandteil der EUTB® sind die Peer-Berater*innen. Peer-Beratung bedeutet, dass Betroffene andere Betroffene beraten. Diese berichten von eigenen Erfahrungen und können somit Hemmschwellen bei Ratsuchenden abbauen und sie darin bestärken, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten. Derzeit besteht das ehrenamtliche Team der Betroffenen-Beratung in der EUTB® Kreis Wesel aus fünf Berater*innen. Eine von ihnen ist Martina Stöfken:
Frau Stöfken, was hat Sie dazu veranlasst, als Peer Beraterin in der EUTB ® Kreis Wesel tätig zu sein?
Stöfken: 1992 wurde ich mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus eingeliefert mit dem Verdacht eines Herzinfarktes. Dieser konnte nach einer Untersuchung ausgeschlossen werden. Sowohl der Notarzt wie auch der behandelnde Arzt im Krankenhaus klärten mich nicht darüber auf, dass es sich möglicherweise um eine Panikattacke gehandelt hatte. Die Attacken verliefen in zeitlich großen Abständen, so dass ich nicht nach der Ursache forschte. Leider nahm ich meinen schlechten Zustand nicht ernst und habe einfach weitergemacht wie gewohnt. Erst nach vielen Jahren wurde bei mir im Jahr 2013 eine Angststörung diagnostiziert. In einer Reha-Maßnahme wurde festgestellt, dass ich aufgrund meiner Erkrankung nicht mehr in meinem erlernten Beruf arbeiten kann. Diese Perspektivlosigkeit hat mich sehr belastet. Bis heute habe ich viele Auseinandersetzungen mit mir selbst durchlebt. Aber ich hatte auch viele positive Begegnungen mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Angststörungen bin ich dann angesprochen worden, ob ich mir vorstellen könnte als Peer-Beraterin für die EUTB® Kreis Wesel tätig zu werden. Ich möchte Menschen, die sich Unterstützung wünschen, gerne beratend zur Seite stehend.
Welchen Hintergrund und welche Erfahrungen bringen Sie als Peer-Beraterin mit?
Stöfken: Als Betroffene verfüge ich nicht nur über eigene Erfahrungen auf dem Gebiet der Angststörung sondern habe mir über die Jahre auch Wissen in den Bereichen Ängste im Allgemeinen und irreale Angst angeeignet. So konnte ich mich auch durch die Selbsthilfegruppe weiterentwickeln. Durch die Gespräche mit anderen Betroffenen habe ich viele Methoden kennengelernt, die mir geholfen haben, mich mit meiner Angststörung auseinanderzusetzen.
Im letzten Jahr habe ich einen Befähigungskurs für die Sterbebegleitung erfolgreich absolviert. Dies ist mir gelungen, weil ich mittlerweile gelernt habe, wie ich mit meinen Ängsten umgehen und leben kann. Das hat mich soweit gestärkt, dass ich auch in der vor kurzem begonnenen Begleitung einer Sterbenden die Kraft hatte, ohne Angst dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Mich macht es stolz, nach einer langen Zeit des absoluten Rückzugs aus dem Leben, so eine neue Erfahrung machen zu können.
Was sind mögliche Inhalte einer Peer-Beratung mit Ihnen?
Stöfken: Die Inhalte einer Beratung bei mir können vielfältig sein. So könnte dies die Klärung von unterschiedlichen Ausprägungen von Ängsten und Methoden zur Bewältigung sein. Ich bringe Erfahrungen mit in der Auseinandersetzung, den beruflichen Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein und sich neue berufliche Perspektiven zu erarbeiten. Ebenso kann ich über die Teilnahmemöglichkeiten an einer Selbsthilfegruppe informieren.
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Sterbebegleiterin kann ich Informationen zur Bewältigung der Trauer beim Verlust eines nahestehenden Menschen und Möglichkeiten der Begleitung im Sterbeprozess befindlicher Menschen geben.
Wie kann man mit Ihnen in Kontakt treten?
Stöfken: Mich und meine Peer-Berater-Kolleg*innen, die zu unterschiedlichsten Behinderungen beraten, sind über die Mitarbeiter*innen der EUTB® Kreis Wesel Montag und Mittwoch von 8.00-18.00 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 8.00-16.00 Uhr und Freitag von 8.00-14.00 Uhr unter folgenden Telefonnummern zu erreichen: 02841 / 90 00 31 oder -32 und 0281 / 16 43 58 86 oder -87.
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