World Kidney Day
Nierengesundheit für Alle / Interview mit Dr. Rüdiger Schmidt (EVK Wesel)
Immer mehr Menschen leiden an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD). Von Niereninsuffizienz ist ein Zehntel der gesamten Weltbevölkerung betroffen. Alleine in Deutschland sind laut Schätzungen vier bis sechs Millionen Einwohner daran erkrankt.
Das Heimtückische daran ist, dass die Betroffenen vor allem in der langen Anfangsphase keinerlei Symptome verspüren. Entsprechend ist alles vermeintlich harmlos. Doch bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sie in der Dialysepflichtigkeit, oder schlimmstenfalls sogar tödlich enden. Umso wichtiger sind Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Nierengesundheit.
Wesel. Die demographische Entwicklung bringt es mit sich, dass Nierenerkrankungen weiterhin zunehmen. Entsprechend braucht es eine spezielle Versorgungseinheit in der Region.
Basierend auf modernsten Standards steht das Zentrum für Nephrologie, eine Einrichtung des Evangelischen Krankenhauses Wesel, in Wesel und Umgebung für umfassende Diagnostik und Therapie von Nierenkrankheiten. Auch eine stationäre Dialyseeinheit wird vorgehalten. Denn droht Nierenversagen, ist ein solch externes Blutreinigungsverfahren überlebensnotwendig. Damit es jedoch gar nicht erst soweit kommt, und Störungen bereits frühzeitig erkannt werden, klärt Dr. med. Rüdiger Schmidt anlässlich des World Kidney Days auf.
Der mehrfach in Folge ausgezeichnete Top-Mediziner im Bereich Bluthochdruck, verdeutlicht im Interview anlässlich des Weltnierentages, der in diesem Jahr unter dem Motto ‚Nierengesundheit für Alle‘ steht, den Zusammenhang zwischen chronischen Nierenerkrankungen und der Volkskrankheit Hypertonie:
Was verursacht eine Nierenerkrankung bzw. wer ist besonders gefährdet?
Dr. Schmidt: „Entzündungen, chronisch-entzündliche oder angeborene Störungen der Niere, chronischer Schmerzmittelgebrauch, vor allem aber Diabetes mellitus und Bluthochdruck sowie Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für eine Nierenerkrankung enorm!“
Was genau versteht man denn unter einer chronischen Nierenerkrankung?
Dr. Schmidt: „Wenn die Nierenfunktion dauerhaft und fortschreitend vermindert ist, was in der Regel zum endgültigen Nierenversagen führt, spricht man von einer chronischen Nierenerkrankung. Oft geht dies mit Komplikationen wie Bluthochdruck, Anämie oder Herzkrankheiten einher“.
Wie erkennt man eine chronische Nierenerkrankung?
Dr. Schmidt: „Ein erstes Anzeichen kann häufiges nächtliches Wasserlassen sein. Chronische Müdigkeit, eine zunehmende Braunverfärbung der Haut, Juckreiz oder Blutarmut können Indizien für bereits weiter fortgeschrittene Stadien einer chronischen Nierenerkrankung sein.“
Viele Menschen bekommen die Diagnose ‚Metabolisches Syndrom‘. Hat das auch etwas mit den Nieren zu tun?
Dr. Schmidt: „Unter dem gefürchteten Metabolischen Syndrom leiden viele Menschen jenseits der 50. Es ist gekennzeichnet durch hohen Blutdruck, Übergewicht, einer Fettstoffwechselstörung einhergehend mit erhöhten Triglyzeridwerten sowie einer Zuckerstoffwechselstörung. Zusammen bilden diese ein gefährliches Quintett“.
Wie beugt man am besten vor?
Dr. Schmidt: Ich empfehle einen regelmäßigen Nierencheck alle zwei Jahre sowie eine jährliche Kontrolle des Cholesterin- und Blutzuckerwertes beim Hausarzt. Zudem gehören ausreichend Bewegung, vitamin- und ballaststoffreiche sowie fett- und kochsalzarme Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen für mich dazu. Stress gilt es zu vermeiden beziehungsweise Mechanismen zu finden, um diesen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Denn all diese Maßnahmen wirken sich positiv auf den Blutdruck aus. Denn was viele Menschen nicht wissen ist, dass Bluthochdruck und Nierenleiden sich langfristig gegenseitig bedingen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.“
Was kann denn passieren, wenn eine chronische Nierenerkrankung nicht rechtzeitig erkannt wird?
Dr. Schmidt: „Bei gesunden Menschen filtern die Nieren Stoffe aus dem Blut, damit diese mit dem Urin ausgeschieden werden können. Wenn die Nieren nun nicht mehr in der Lage sind, die anfallenden Stoffwechselprodukte auszuscheiden, beziehungsweise wenn die Nierenfunktion sehr stark abnimmt, muss das Blut künstlich im Rahmen einer Dialysebehandlung gereinigt werden.“
Wie kann man feststellen, ob eine Nierenerkrankung vorliegt?
Dr. Schmidt: „Dazu ist ein Blut- und Urintest notwendig. Dieser ist völlig schmerzfrei, aber sehr aufschlussreich. Sollten die Werte auffällig sein, ist eine weitere Diagnostik notwendig, z. B. eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung. Was viele nicht wissen ist, dass bereits die Ausscheidung geringster Mengen von Eiweiß eine beginnende Einschränkung der Nierenfunktion anzeigt und somit ein massiv erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen besteht.“
(Das Interview führte Evelyn Klingler)
Autor:Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel |
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