Corona-Krise: Familien sollten gemeinsame Zeit sinnvoll gestalten
"Leselernhelfer Niederrhein" gibt Familien Tipps: Lesen als Chance in der Krisenzeit

Die Schulen sind geschlossen und Schüler und Eltern lernen mit Aufgaben-Paketen Zuhause. Der Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Niederrhein e.V. rät, in dieser Situation gemeinsame Leserituale zu schaffen, um die Familienzeit positiv zu gestalten. | Foto: Andreas Endermann
  • Die Schulen sind geschlossen und Schüler und Eltern lernen mit Aufgaben-Paketen Zuhause. Der Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Niederrhein e.V. rät, in dieser Situation gemeinsame Leserituale zu schaffen, um die Familienzeit positiv zu gestalten.
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Die Schulen sind geschlossen und Schüler und Eltern lernen mit Aufgaben-Paketen Zuhause.  Der Verein "Mentor - Die Leselernhelfer Niederrhein e.V." engagiert sich in der Leseförderung in den Grundschulen am Niederrhein. Im Lesegebiet des Weseler / Xantener engagieren sich 64 Mentoren und fördern 113 Kinder.

Diese Kinder sind nun durch die Corona-Krise und der daraus folgenden Schulschließung ganz massiv von der Förderung abgeschnitten. Und wann die Förderung der Schüler weitergehen kann, ist ungewiss, da die meisten Mentoren zur sogenannten "Risikogruppe" gehören.

Gemeinsame Leserituale schaffen

Der Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Niederrhein e.V. rät, in dieser Situation gemeinsame Leserituale zu schaffen, um die Familienzeit positiv zu gestalten. Welche Chancen das eröffnet, erläutert Thomas Matzke, Vorsitzender von MENTOR Niederrhein:

Wieso empfehlen Sie Eltern in der Krise mit ihren Kindern viel zu lesen?

„Die Eltern können mit entspannten Lesezeiten den Tag mit den Kindern Zuhause positiv gestalten. Es geht darum, bei den Kindern die Lesefreude zu wecken und schöne Rituale in dieser ungewöhnlichen Situation zu schaffen.
Sie können gemeinsam fantasievolle und abwechslungsreiche Geschichten erlesen und erleben. Schaffen Sie eine gemütliche, entspannte Atmosphäre, wechseln Sie sich beim Lesen ab, sprechen Sie über das Gelesene und spinnen die Erzählungen aus. So schaffen Sie einfach schöne, gemeinsame Momente. Ihre Zeit zuhause wird für alle angenehmer und die Kinder werden dieses positive Gefühl mit dem Lesen verbinden.“, so Matzke.

Wäre es nicht wichtiger, mehr Zeit in die Schulaufgaben zu investieren?

„Die Aufgaben, die die Schulen den Kindern mitgegeben haben, sind wichtig. Aber Sie können die Phasen des Lernens mit entspannten Lesezeiten unterbrechen.
Das Lesen ist die Schlüsselkompetenz in unserer Gesellschaft und die Grundvoraussetzung für das Lernen in allen Fächern. Nur wer es richtig kann, d.h. den Sinn der Texte versteht, kann in allen Fächern den Inhalten folgen.
Daher legt Ihr Kind eine gute Basis, wenn es ein begeisterter Leser wird. Aber, bauen Sie keinen Druck auf. Für Ihre Kinder soll das Lesen eine positive Erfahrung ein.

Lesen ist die Grundlage für das Lernen, welche Vorteile hat es noch?

„Es öffnet ihnen das Tor zur Welt, es erlaubt Einblicke in fremde Welten und erweitert den Horizont. Lesen fördert die Persönlichkeitsentwicklung, weil es zur emotionalen Auseinandersetzung mit einem Thema, den Protagonisten und verschiedenen Formen sozialen Verhaltens anregt. Es regt die Fantasie an, vermittelt ganz nebenbei Wissen und vergrößert den Sprachschatz.“

Nicht jedes Kind liest gerne. Wie können Eltern ihre Kinder Zuhause dafür begeistern?

„Sie können so vorgehen wie unsere Lesementoren, die an den Schulen die jungen Menschen fördern:
Gehen Sie auf Ihr Kind ein, indem Sie Texte aussuchen, die es wirklich interessieren. Das können auch Comics oder Sachtexte in Kinderzeitschriften sein. Auch Emails, WhatsApp-Nachrichten oder Briefe zählen.
Wenn Kinder keine gedruckten Texte mögen, gibt es gute, digitale Lese-Apps mit sinnvollen Sprachspielen als Alternative. Darauf können auch die Eltern zurückgreifen, die selbst nicht in Deutsch lesen können.
Wichtig ist es immer, Situationen in entspannter Atmosphäre zu schaffen und Freude zu wecken. Was ihre Kinder in dieser Ausnahmezeit fühlen, wird ihnen lange erhalten bleiben.“

Das oberstes Prinzip für Mentor

Für die MENTOR – Vereine ist das oberstes Prinzip die 1:1-Betreuung:
Ein Mentor fördert ein Kind, einmal in der Woche, mindestens ein Jahr lang. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Bei MENTOR- Die Leselernhelfer Niederrhein e.V. fördern 296 LesementorInnen 404 Schüler.

Der erste MENTOR-Verein wurde 2003 in Hannover gegründet. Der Bundesverband mit Sitz in Köln gibt den Vereinen Hilfestellung in allen Bereichen. Schirmherren sind Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier.

Autor:

Lokalkompass Wesel aus Wesel

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