Internet-Handel kontra Live-Einkauf: Worauf müssen Gewerbler heutzutage achten?

Internet ist ‘ne tolle Sache, behaupten viele. Aber zumindest der Einzelhandel klagt eher über die Auswüchse des world wide web: Das macht uns das Geschäft kaputt! Wie sollten Gewerbetreibende im Einzelhandel auf die www-Konkurrenz reagieren? Was hat der fühlbare Einkauf im Geschäft dem Internet voraus? Zehn Antworten von Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Dienstleistungs- und Einzelhandelsverbands Niederrhein.

Redaktion: Was ist für Sie das Internet: Fluch oder Segen?
Bommann: „Wenn wir die Befragung unserer Einzelhändler auswerten, dann ist das Internet eher ein Fluch. Nichtsdestoweniger können wir den Online-Handel auch nicht wegdiskutieren. “

Redaktion: Welche Branchen haben durch Internethandel besonders starke Absatz-Einbrüche zu verzeichnen?
Bommann: „Der Internethandel hat inzwischen fast alle Branchen erreicht. Im Buchhandel, im Bereich von Computern/-zubehör oder Medien/Software/Games ist der Anteil des Onlinehandels überdurchschnittlich hoch.“

Redaktion: Ihr Kollege vom Dr. Peter Achten vom Rheinischen Einzelhandelsverband behauptet, clevere Händler können das Netz zu ihrem Vorteil nutzen. Sehen Sie das auch so?
Bommann: „Jeder Einzelhändler muss für sein Unternehmen prüfen, ob die Internetpräsenz für ihn erforderlich ist. Die Visitenkarte im Internet (Homepage) gehört fast zum Standard und ist häufig eine wichtige Informationsplattform.“

Redaktion: Geht es gar nicht mehr ohne Online-Shop?
Bommann: „Rund 30 Prozent sind sogenannte Multichannel Händler, das heißt der strategische Ansatz des Handels und der Dienstleister Konsumenten auf mehreren verschiedenen Kommunikationskanälen zu erreichen. Ein Online-Shop ist nicht zwingend erforderlich.“

Redaktion: Wo können sich Gewerbetreibende schlau machen, die sich bislang nicht um Internet-Fragen gekümmert haben?
Bommann: „Die Einzelhandelsorganisation bietet ihren Mitgliedsunternehmen eine Palette von Informationsmöglichkeiten an. Beispielhaft unsere HDE-Toolbox, welche den mittelständischen Einzelhändlern Wege im Online-Handel aufzeigen soll.“

Redaktion: Auf welche vertriebstechnischen Dinge sollte ein Firmenbesitzer unbedingt achten, um den Verzicht auf eine Internetpräsenz auszugleichen??
Bommann: „Der Preis ist nicht alles. Viele Verbraucher haben das auch erkannt und wissen, dass Service und Beratung vor Ort einen Preis hat. Fühlen, riechen und schmecken werden auch in Zukunft Shopping-Erlebnis bereiten.“

Redaktion: Gibt es Verkaufsstrategien, die Umsatzerfolge wahrscheinlicher machen??
Bommann: „Die Zukunft liegt in der intelligenten Verknüpfung von Online- und
Offline-Handel. Der Händler muss den Kunden dort abholen, wo er gerade shoppen will. Warum nicht interaktiv mit QR-Code in den Printmedien oder kostenlosem WLAN in den Geschäftsräumen operieren?“

Redaktion: Was macht nach Ihrer Einschätzung eine starke Gewerbe-Struktur in einer Stadt aus?
Bommann: „Es muss uns gemeinsam gelingen, dass Shopping Erlebnis, aber auch
den „normalen“ Einkauf, in unsere Städte oder Gemeinden zu bringen. Auch das Einkaufen im Supermarkt kann ein Erlebnis oder eine Inspiration sein.“

Kundenfreundlichkeit

Redaktion: Nennen Sie bitte die Vorteile eines Live-Einkaufs im Fachgeschäft gegenüber dem Online-Shopping!
Bommann: „Der Facheinzelhändler kann sich mit der Qualität seiner Beratungskompetenz und Kundenfreundlichkeit vom Internethandel positiv abheben. Er muss aber auch sein inneres und äußeres Erscheinungsbild ständig danach hinterfragen, ob es seinem Kunden gefällt. Im Idealfall ist der Facheinzelhandel besser, schneller, angenehmer, spezifischer und risikoärmer.“

Redaktion: Haben Sie persönlich schon mal „daneben gelegen“ mit einem Online-Kauf?
Bommann: „Ja, bei der Anschaffung eines Glaszylinders für eine alte Petroleumlampe.“

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