Hilfe zur Selbsthilfe: der Paritätische Wohlfahrtsverband greift Betroffenen unter die Arme
Man liest es regelmäßig in den regionalen Medien: die Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bietet ihre Unterstützung an. Zumeist geht es dann um Dinge, über die man nicht gern redet.
Vielen Menschen geht es schlecht. Körperlich, seelisch - oder sogar beides. Oft werden psychische Leiden wie Depressionen durch Krankheiten ausgelöst. Die Betroffenen geraten in einen Teufelskreis. Lösungen - zumindest eine Linderung des allgemein desolaten Zustandes - können näher rücken, wenn man sich Gleichbetroffenen anvertraut.
Selbsthilfegruppen im Kreis Wesel werden eben von dieser oben genannten Kontaktstelle betreut. Ludgera Geldermann und Sandra Tinnefeld vernetzen die Angebote. Letztere beantwortete uns sechs Fragen zum Thema.
Redaktion: Welche häufigen psychischen und physischen Probleme treiben betroffene Menschen in Zwangslagen?
Tinnefeld: Menschen wenden sich an die Selbsthilfe-Kontaktstelle, wenn sie Unterstützung bei der Bewältigung Ihrer Erkrankung oder anderer sozialer Probleme benötigen. Zu den häufigsten Gründen zählen chronische Erkrankungen, z.B. Multiple Sklerose oder Parkinson oder psychische Erkrankungen, da melden sich vor allem Menschen mit Angststörungen oder Depressionen. Das Thema Sucht ist ebenfalls ein großes, nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige. In Selbsthilfegruppen kommen Menschen zusammen, um sich ohne fachliche Anleitung über ihre Erkrankung auszutauschen und gemeinsam Strategien der Bewältigung zu entwickeln. Selbsthilfe hat eine große entlastende Wirkung und stärkt die Eigenverantwortung.
Redaktion: Was macht den Kranken mürbe? Das Leiden selbst? Fehlendes Mitgefühl der Mitmenschen? Isolation?
Tinnefeld: Aus unserer Sicht ist es eine Mischung aus vielen verschiedenen Aspekten, die die Menschen in einer solch krisenhaften Situation belasten. Zum einen natürlich die Diagnose und ihre Folgen bzw. die damit verbunden Einschränkungen, z.B. plötzliche Pflegebedürftigkeit, körperliche Einschränkungen oder Schmerzen. Zum anderen aber auch das eventuell nachlassende Verständnis des Umfeldes. Viele Betroffene ziehen sich dann zurück. In dieser Situation kann eine Selbsthilfegruppe unterstützen, denn dort sitzen andere Betroffene, die mich auch ohne viele Worte verstehen.
Redaktion: Sind Sie mit der Resonanz auf die Angebote der Kontaktstelle zufrieden?
Tinnefeld: Grundsätzlich sind wir mit der Resonanz zufrieden. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir uns darauf ausruhen. Mit dem Thema setzt man sich sowie so erst aktiv auseinander, wenn man selbst oder jemand aus dem näheren Umfeld betroffen ist. Mensch die gesund sind und nicht unter sozialen Problemen leiden beschäftigen sich in der Regel nicht mit Selbsthilfe.
Wir haben verschiedene Adressaten, zum einen die Selbsthilfegruppen im Kreis Wesel und deren Mitglieder, betroffene Menschen, die noch nicht den Weg in die Selbsthilfe gefunden haben und die Kooperation mit anderen Fachleuten aus dem Gesundheits- und Sozialbereich. Wir informieren mit verschiedenen Angeboten die einzelnen Zielgruppen, um auf die Arbeit der Selbsthilfe im Kreis Wesel aufmerksam zu machen.
Redaktion: Kommentieren Sie bitte die Wertschätzung Ihrer Arbeit auf der politischen Ebene!
Tinnefeld: Die Selbsthilfe-Kontaktstelle erfährt auch auf politischer Ebene durchaus positive Rückmeldungen und wir haben schon das Gefühl, dass unsere Arbeit als sinnvoll erachtet wird.
Redaktion: Wie gefällt Ihnen unser Internetportal und wie nutzen Sie es?
Tinnefeld: Das Internetportal gefällt uns sehr gut. Wir können schnell und unkompliziert auf Veranstaltungen und Themen hinweisen und erhalten häufig die Rückmeldung, dass die Menschen unsere Infos im Lokalkompass gelesen haben. Wir nutzen das Internetportal aber auch, um uns über andere Themen zu informieren.
Redaktion: Bitte richten Sie einen Appell an Menschen, die (aus diversen Gründen) nicht mit ihrem Leben klarkommen!
Tinnefeld: Das finde ich etwas schwierig zu beantworten, da gibt es keinen allgemeinen Appell. Selbsthilfe ist auch nicht unbedingt das erste Mittel in akuten Krisen, sondern da wären eher andere Beratungsstellen sinnvoll.Und das können je nach Problem oder Erkrankung verschiedene sein. Wir verweisen Betroffene auch häufig an die anderen Fachleute im Kreis Wesel oder auch darüber hinaus.Selbsthilfe ist kein Ersatz für eine medizinische oder therapeutische Behandlung, kann aber eine sinnvolle Ergänzung sein.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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