Freundlich sein oder Ellenbogen nutzen?
Immer wieder trifft man im Alltag Menschen, die sich sehr zurückhaltend, ja, abweisend verhalten. Die nicht nach links und rechts schauen, die unbeirrt ihren Weg gehen, ganz egal, was passiert. Menschen, die im besten Fall sachlich und höflich, gern aber auch egoistisch und rücksichtslos agieren, sei es im Straßenverkehr, an der Fleischtheke oder im Rathaus. Was ich bei vielen Zeitgenossen zunehmend vermisse, ist ganz einfach Freundlichkeit.
Ist Freundlichkeit ein Zeichen von Schwäche? Mache ich einen Rückzieher, wenn ich jemandem den Vortritt lasse, ihm vielleicht gar die Tür aufhalte, ihn zuerst grüße? Ist, wer sich freundlich verhält, nicht automatisch in der schwächeren Position?
Natürlich, die Vorteile der Ellenbogen-Mentalität liegen auf der Hand: Man vertritt seinen Standpunkt nachdrücklich, wird nicht ins Abseits gedrängt, kommt zu seinem Recht und ergattert vielleicht auch einfach das beste Stück vom Kuchen. Das ist etwas, das Kinder oftmals schon im Elternhaus vermittelt bekommen.
Zugegeben: Wer freundlich ist, zuvorkommend sogar, scheint auf den ersten Blick tatsächlich im Nachteil zu sein. Und doch: Wir bekommen eine Menge zurück – nicht an direkt messbaren Vorteilen, aber an Lebensqualität. Freundlich zu sein, kostet uns nichts, und dennoch verändern wir unser Umfeld – zwar unmerklich, aber vielleicht ein wenig wie der berühmte kleine Stein, der ins Wasser geworfen wird und Kreise zieht. Es lohnt sich also, es öfter im Alltag auszuprobieren.
(von Susanne Kappel; entnommen: Familienjournal 32 vom 14.08.2011)
Autor:Friedel Görtzen aus Wesel |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.