Zoff um Weseler Schulpolitik: KDG-Vertreter lehnen eine zweite städtische Gesamtschule ab!

So freundlich, wie Karen Schneider hier schaut, ist weder ihr noch den anderen Betroffenen zumute. | Foto: PSi/dibo
  • So freundlich, wie Karen Schneider hier schaut, ist weder ihr noch den anderen Betroffenen zumute.
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Die Direktorin des Weseler Konrad Duden-Gymnasiums ist stinksauer. Karen Schneider schreibt in einem offenen Brief an die Stadt Wesel: "Wir, die Schulgemeinde des Konrad-Duden-Gymnasiums, (möchten) Position beziehen und Ihnen darlegen, warum wir die Gründung einer zweiten Gesamtschule in Wesel nicht befürworten. Wir halten die derzeitige Krise für selbstverschuldet und für völlig unnötig."

Weiter heißt es in dem Schreiben: "Durch schulpolitische Fehlentscheidungen in der Vergangenheit (Schließung der gut laufenden Haupt- und Realschule in der Innenstadt) gibt es nun - aus unserer Sicht überhaupt nicht überraschend - zu wenige Plätze für die Kinder mit Hauptschulempfehlungen in Wesel."
 Was gegen die Gründung einer zweiten Gesamtschule spricht
Karen Schneider ist bestens im Thema. Sie argumentiert: "Analysiert man die Anmeldezahlen an den verschiedenen Schulen Wesels genauer, ist eines offenkundig: es gibt keine Kinder mit gymnasialer Eignung für eine zweite Gesamtschule in Wesel und damit für eine fünfte gymnasiale Oberstufe (neben den vier bereits bestehenden: AVG, KDG, Gesamtschule am Lauerhaas, Berufskolleg Wesel.) 225 Kinder mit gymnasialer bzw. eingeschränkter gymnasialer Empfehlung wurden zum kommenden Schuljahr an den beiden Gymnasien sowie an der Gesamtschule am Lauerhaas angemeldet.
Die Eltern dieser 225 Kinder haben sich mit großer Mehrheit für die beiden Gymnasien entschieden. 88 Prozent aller Kinder mit gymnasialer Eignung werden im kommenden Schuljahr an den beiden Gymnasien unterrichtet. Die große Mehrheit der Bevölkerung bevorzugt das Gymnasium, wenn die Kinder eine gymnasiale Eignung haben. Damit widerspricht die Gründung einer zweiten Gesamtschule doch deutlich dem Elternwillen."

Die KDG-Leiterin bemüht weitere Zahlen: Ausgangspunkt der Überlegungen zu einer Von 242 Interessenten wurden 26 Kinder an der Gesamtschule am Lauerhaas vorläufig abgelehnt, alle 26 haben eine Hauptschul-Empfehlung. Hier zeigt sich, welches Schulangebot wirklich in Wesel fehlt. Kann dies das Motiv für die Gründung einer neuen zweiten Gesamtschule sein? Nicht, wenn man den Anspruch des Gemeinsamen Lernens an einer Gesamtschule wörtlich nimmt. Es bleibt dabei: es fehlen für eine zweite Gesamtschule vor allem die Kinder mit gymnasialer Eignung. (...) Neben zwei Gymnasien und einer Realschule wird eine zweite Gesamtschule schleichend zu einer vom Rat der Stadt Wesel 2015 abgelehnten Sekundarschule.

Wenn eine zweite Gesamtschule in Wesel gegen den Elternwillen politisch durchgesetzt wird, gibt es nur eine Möglichkeit: Schließung eines der beiden Gymnasien bzw. Begrenzung der Zügigkeit der Gymnasien durch den Schulträger. Derzeit ist das AVG vierzügig, das KDG fünfzügig. Würde man z.B. beide Gymnasien zusammen auf 6-7 Züge deckeln, gäbe es rechnerisch 40 bis 50 Schüler mit Gymnasialempfehlung für eine weitere Gesamtschule. Aber: Die Rechnung wird mit Sicherheit nicht aufgehen. Eltern von Kindern mit einer gymnasialen Eignung werden sich bei begrenzten Gymnasialplätzen in Wesel nach Alternativen umschauen und diese finden, z.B. das benachbarte Gymnasium in Voerde-Friedrichsfeld oder aber auch Gymnasien in Rees, Bocholt, Rheinberg. Wir sind uns sicher: sie werden von dem für sie unattraktiv gewordenen Schulstandort Wesel in die umliegenden Kommunen abwandern und werden längere Schulwege für ihre Kinder in Kauf nehmen. Nicht nur der Schulstandort Wesel, sondern auch der Wirtschaftsstandort wird sich verschlechtern. Dies steht im krassen Gegensatz zu dem derzeitigem Bemühen, durch eine Werbekampagne die Attraktivität Wesels zu steigern („Ein perfektes Gemisch- Fachkräfte in Wesel“).

Weitere Argumente ...

Das Interesse an der Gesamtschule für Eltern z.B. mit Kindern, die eine eingeschränkte gymnasiale Empfehlung haben, wird außerdem auch noch geringer, weil der „Wettbewerbsvorteil“ der Gesamtschulen, nämlich 9 Jahre bis zum Abitur, mit der geplanten Rückkehr der Weseler Gymnasien zu G9 hinfällig wird.

(...)  Außerdem kooperieren KDG und AVG seit langem sehr erfolgreich in der Oberstufe, sodass gewährleistet ist, dass auch in naturwissenschaftlichen Fächern zuverlässig Leistungskurse zustande kommen und das vollständige Fächerangebot realisiert werden kann (z.B. Informatik-Leistungskurs, Physik-Leistungskurs, Chemie-Leistungskurs). Mit der Wahl dieser Leistungskurse hängt auch die erfolgreiche Wettbewerbsteilnahme zusammen, ebenfalls die Profilbildung der Schulen (wie z.B. MINT, bilingualer Zweig). All dies würde stark eingeschränkt, was absolut nicht in unserem Sinne sein kann, und auch nicht im Sinne der Stadt Wesel und im Sinne der externen Partner des KDG, wie etwa Byk-Chemie und Clyde Bergemann.

Das, was uns veranlasst, uns heute zu positionieren, ist die große Sorge, dass die Gymnasien und damit alle Kinder mit gymnasialer Eignung die Verlierer bei der aktuellen Schulentwicklung in Wesel sein werden. Denn unweigerlich wird man zwei sehr gute, sehr erfolgreiche und sehr beliebte Gymnasien qualitativ verschlechtern (ohne darüber öffentlich zu sprechen). Dagegen wehren wir uns." 

Eltern wünschen sich vielfältige und qualitativ hochwertige Schulangebote, weil sich auch die individuellen Neigungen der Kinder und Jugendlichen unterscheiden.
Daher wollen wir ein vielfältiges Schulangebot sicherstellen und alle Schulen qualitativ verbessern. (…)

Was gegen das Schulzentrum Nord als Standort der neuen Gesamtschule spricht
Größte Irritationen hat der Hinweis hervorgerufen, dass das Schulzentrum Nord ein möglicher Standort für eine Gesamtschule werden könnte, denn wir fragen uns dabei: Und wo sollen wir dann mit dem KDG hin? Oder gibt es uns dann bald nicht mehr? (...)
Wir fordern Mitspracherecht und Transparenz!

Kein Verständnis für Vorgehensweise der Stadt
Die Unterzeichner des Briefes  (Karen Schneider, Schulpflegschaftsvorsitzender Ulrike Freund und Schülersprecher Moritz Bohlen) machen deutlich: "Uns hat der Zeitungsartikel vom 26.04.2018 wirklich sehr empört. Es drängt sich die Frage auf, warum die Öffentlichkeit und diejenigen, die es betrifft, erst aus der Zeitung davon erfahren. (...) Wir haben wenig Verständnis für die intransparente Vorgehensweise, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass der Rat der Stadt Wesel am 7.11.2017 für die Weseler Schulen die Durchführung einer Schulraumentwicklungsplanung beschlossen hat. (...)  Uns drängt sich der Verdacht auf: Schulleitungen und Elternvertretern wurde suggeriert, dass sie bei der Schulraumentwicklungsplanung für Wesel Mitspracherecht hätten und dass sie ihre Expertise einbringen können. Dies wird konterkariert, wenn in Hinterzimmern eine Woche vor dem zweiten Steuergruppentreffen die Entscheidungen ohne die Beteiligten vorbereitet werden.

Diese negative Erfahrung haben die Schulleitungen und der Stadtelternrat bereits vor zwei Jahren gemacht, als ein Arbeitskreis zur Schulentwicklung in Wesel intensiv getagt hat und dann die abschließenden Empfehlung einfach ignoriert und die Gesamtschule auf 8 Züge vergrößert wurde.
Wir wollen keine gravierende Verschlechterung des Schulstandorts Wesel! Eltern soll auch zukünftig eine „echte“ Wahlmöglichkeit in Wesel geboten werden! Der Schulstandort „Schulzentrum Nord“ soll mit KDG und KDR erhalten bleiben.

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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