Wer sind diese Piraten? Eine Studie.
Die Piratenpartei. Wer ist das eigentlich? Und wer wählt die?
Klischees gibt es sehr viele. Jedoch stimmen nur die wenigsten davon.
Die Uni Leipzig ist diesen Fragen in einer Studie (PDF als Download) nachgegangen und kam zu Ergebnissen, die Manchen erstaunen werden.
Joungster mit Abi?
Ja, einen außergewöhnlich hohen Bildungsgrad und ein niedriges Durchschnittsalter, dass kennt man aus den Medien. Mit einem Durchschnitt von 34 Jahren hat sich aber das Bild in den letzten Jahren deutlich nach oben verschoben. Mittlerweile ist das gesamte Altersspektrum vom Schüler bis zum Rentner vertreten und auch aktiv.
Und wer hätte gedacht, dass viele gleichzeitig keineswegs zur besser verdienenden Gruppe der Bevölkerung zählen? (Die finden sich bei den Grünen und der FDP.) Und dass diese politisch sehr engagierten Menschen trotzdem eher zu den Optimisten zählen? Die Studie spricht davon, dass diese teils in prekären Verhältnissen lebenden Menschen "sowohl die Gesündesten als auch die am wenigsten Depressiven im Spektrum aller Partei-Anhänger" seien.
Am Rande sei erwähnt, dass die Studie ebenfalls sagt, dass der niedrigste Bildungsgrad bei den Wählern der extremen rechten Parteien zu finden ist.
Piraten - die Partei für Männer?
Auch mit diesem Klischee räumt die Studie auf. Fast die Hälfte (44,9 Prozent) der Wählerschaft ist weiblich.
Innerparteilich besetzen immer mehr Frauen höhere Parteifunktionen und machen da in jeder Hinsicht einen guten Job. Und das, obwohl die Piraten jede Form einer Quotenregelung strickt ablehnen und es insgesamt in der Partei noch bedauerlich wenige Frauen gibt.
Die Piratenpartei als Großstadtphänomen?
Und wieder muss hier ein Klischee seinen Platz räumen. Denn tatsächlich gibt es kaum Unterschiede bei der Beliebtheit der Piraten auf dem platten Lande oder in der großen Stadt. Natürlich haben es die Piraten in ländlichen Gebieten schwerer. Im Gegensatz zur Großstadtpolitik müssen sich diese mit teils sehr unterschiedlichen Begebenheiten in jeder einzelnen der Kreisgemeinden auseinander setzen.
Piraten und ihre Medien:
Weniger überraschend sind Art und Umfang von Mediennutzung bei den Piraten. Sie schauen wenig TV und empfinden die Tageszeitung eher als Internet-Infos von gestern. Mit Abstand belegen sie bei der Nutzung allerneuster Medien einen Spitzenrang gegenüber allen anderen Parteien. Man will nicht vorgefiltert informiert werden, sondern man macht es selbst und zieht dafür das gesamte verfügbare Spektrum heran.
Das wundert nicht wirklich, wenn man sich die aktuelle Berichterstattung über die Piratenpartei anschaut. Von Umfrageinstituten erst auf unglaubliche 13-15 Prozent hochgejubelt, kolportiert man nun - da die Piraten drohen eine ernste Konkurrenz für die etablierten Parteien zu werden - einen vermeidlichen Absturz in den Umfragewerten. Tatsächlich sagen diese Werte nun lediglich das gleiche, was auch die Wahlergebnisse zeigen.
Die Piraten sind da. Und sie entwickeln sich - entgegen aller Unkenrufe - rasant und positiv. Erst gestern feierte die Piratenpartei-Deutschland ihren 6. Geburtstag. Eine unglaubliche Flut von Programmideen aus allen nur denkbaren Politikbereichen wartet auf den kommenden Bundesparteitag im November in Bochum. Lange als Einthemenpartei herabgewürdigt, kann heute keiner mehr die immer breiter werdende Programmatik ignorieren.
Dinge abseits eingefahrener Strukturen neu denken, Probleme einer basisdemokratischen Parteistruktur auch mit Zehntausenden Mitgliedern bewältigen? Hier und da läuft das noch etwas chaotisch, man ist diskussionsfreudig teils bis zur Schmerzgrenze, und dabei trotzdem erstaunlich diszipliniert immer dann. wenn es drauf ankommt. Das sind die Piraten, die ihre Vision einer Politik 2.0 entwickeln. Sie lernen. Und das schnell. Und damit ist keineswegs gemeint zu lernen sich anzupassen, sondern wie sich eine verstaubte, im Volk gescheiterte und abgelehnte Politik wieder attraktiver und bürgernäher gestalten lässt.
Gruppenfoto bei einem Parteitag
Hinweis:
Dieser Artikel wurde von einem aktiven Piratenpartei-Mitglied verfasst und enthält neben Bezügen auf die Studie auch Meinungsaussagen.
Autor:Andreas Rohde aus Wesel |
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