Stellungnahme zur von der SPD neu entfachten Kiesdiskussion in Wesel
Weiterer Vernichtung der niederrheinischen Landschaft Einhalt gebieten!
Die SPD Wesel rühmt sich, gegen Auskiesungsflächen in Obrighoven und Lackhausen gekämpft zu haben und lässt nicht locker, weitere noch größere Kiesflächen ins Spiel zu bringen, nachdem im Regionalplanentwurf keine neuen Auskiesungsflächen in Wesel vorgesehen sind. Dabei fordert sie, im Regionalplan nicht vorgesehene Flächen in Ginderich-Pettenkaul und in Bislich-Vahnum für den Kiesabbau freizugeben. Und das, um angeblich linksrheinische Nachbarkommunen zu „entlasten“, die sich vehement gegen jede weitere Abgrabung wehren.
Es soll künstlich ein Biotop geschaffen werden, nachdem vorher die vorhandene Natur, auch wenn es sich “nur” um Wiesen und Ackerflächen handelt, zerstört worden ist. Vogelschutz in Vahnum sei ein „Witz“, meint die SPD. Wasserschutzreservegebiet in Ginderich gäbe es nicht.
Die Weseler SPD ist die einzige Partei im Kreis Wesel, die sich weiter für die Ausweitung des Raubbaus an der Natur durch Kies- und Sandgewinnung einsetzt. Als ob gerade Wesel nicht schon über die Maßen dazu beigetragen hätte. Die Folgen solchen Tuns sind ihr anscheinend trotz der jüngsten Erfahrungen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten immer noch nicht bewusst.
Hochwasserschutz und Schaffung von Biotopen aus zweiter Hand müssen als Begründung herhalten, um die Interessen der Kiesindustrie zu unterstützen - denn darum geht es ihr in Wirklichkeit.
Der ehemalige Kraftwerkstandort zwischen Vahnum und Vissel, der bis zu den Abgrabungsseen auf Reeser Stadtgebiet reicht, ist Bestandteil des Vogelschutzgebietes „Unterer Niederrhein“ (DE-4203-401). „Schutzzweck ist die Erhaltung und Entwicklung einer großräumigen, grünlandgeprägten, möglichst offenen, störungs- und zerschneidungsarmen, naturnahen oder extensiv genutzten Auenlandschaft… als Brut- und Nahrungsgebiet sowie als Rast- und Überwinterungsgebiet…“ (Bekanntmachung des Umwelt-Ministeriums NRW vom 13. April 2016).
Dadurch ist die Rheinaue Bislich-Vahnum Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000, das „ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten [ist]. Mit derzeit ca. 27.000 Schutzgebieten auf 18,5 Prozent der Landfläche der EU ist Natura 2000 das größte grenzüberschreitende, koordinierte Schutzgebietsnetz weltweit. Es leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt in der EU.“ (Bundesumweltministerium)
Das Vogelschutzgebiet in Bislich-Vahnum ist das Überwinterungsgebiet für bis zu 200.000 arktische Gänse, die hier alljährlich im Zentrum eines einzigartigen Naturschauspiels stehen.
Wer glaubt, dass die Kiesindustrie nur Interesse daran habe, „Flachwasserzonen“ auszubaggern und nicht die Kiesmächtigkeit bis in 20 m Tiefe auszunutzen, macht sich und der Öffentlichkeit etwas vor. Woher die Auffüllmassen kommen sollen, um die tiefen Ausbaggerungen zu „Flachwasserzonen“ umzugestalten, bleibt ihr Geheimnis.
Wer sich für ökologische Politik und Bewahrung der natürlichen Ressourcen einsetzt, muss sich auch für den Schutz eines der höchsten Güter, des Trinkwassers, stark machen. Hochwasserschutz durch Rückverlegung von Deichen und Schaffung von Retentionsraum kann man auch erreichen ohne weitere riesige Flächen für die Kiesgewinnung bereitzustellen. Das beste Beispiel hierfür ist die Bislicher Insel, wo ein wunderbarer Naturraum entstanden ist, nachdem die dort von den Kiesunternehmen ursprünglich vorgesehenen Abgrabungen verhindert worden sind.
Es kann jetzt nur darum gehen, der weiteren Vernichtung der niederrheinischen Landschaft und dem Verlust an landwirtschaftlichen Flächen Einhalt zu gebieten.
Karlheinz Hasibether
Sachkundiger Bürger im Rat der Stadt Wesel
Autor:Grüne Wesel (M.Schramm) aus Wesel |
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