Warum ich froh bin das es die Linke gibt und ich an ihr hängen geblieben bin

Warum ich froh bin das es die Linke gibt und ich an ihr hängen geblieben bin

Es ist schon über 20 Jahre her, das ich anfing mich für Politik zu interessieren und zwar aus einem diffusen Gefühl heraus, das

1. es wichtig ist sich über politische Vorgänge und Prozesse der Willensbildung zu informieren
und
2. einer damals noch sehr unbestimmten Furcht heraus, das in meinem Land und dem Rest der Welt etwas vor sich ging das ich damals schon anfing für grundlegend falsch zu halten, weil es Dinge gibt, wichtige Dinge, die mit Geld allein nicht zu beziffern sind, selbst wenn sie kostbar sind und auch teuer in Anschaffung und Erhalt.

„Es gibt Geld wie Dreck auf der Welt, es haben nur die falschen Leute.“, hat Heiner Geissler (CDU) mal gesagt. Aber im TV hörte man zu dieser Zeit immer nur die Stimmen der Wirtschaft. Auch und vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien, die doch eigentlich ein Bild der gesamten Gesellschaft abbilden sollten und nicht nur das der wirtschaftlichen Interessen. Das hab ich damals überhaupt nicht verstanden und es hat mich frustriert und mich wütend gemacht.
Damals hörte ich auch zum 1. mal von Leuten die forderten die GEZ-Gebühren abzuschaffen, weil das eine „Zwangsgebühr“ sei die sich nicht rechtfertigen lasse weil auf ARD und ZDF ja auch Werbung liefe und TV solle sich doch lieber allein darüber finanzieren, denn das belebe ja auch die Konjunktur, die für unser Land und unsere Vormachtstellung in der Welt so wichtig sei.
Aber manch einer erklärte auch die GEZ-Gebühren mit der Wichtigkeit von unabhängigem Journalismus, den man auch als „Die Vierte Gewalt“ bezeichnet, neben Judikative, Exekutive und Legislative die in einer gesunden Demokratie immer unabhängig voneinander sein sollten.
Das erschien mir damals schon schlüssig, wenn ich auch zugeben muss das ich zu dieser Zeit noch nicht verstanden hatte, wie schnell sich die Gewaltenteilung auflösen kann, wenn man nicht höllisch aufpasst! (Siehe z.B. Polen und Ungarn)
Ausserdem fand ich den Betrag dieser „Zwangsgebühr“ für einen dauerhaften Aufreger einfach zu gering.
Es gab damals schon weitaus Wichtigeres und unabhängigen Journalismus allein aus Werbung zu finanzieren hätte ernsthaften Journalismus zu abhängig von der Wirtschaft gemacht. Und Freiheit im Denken kann schlecht aus finanzieller Abhängigkeit von nur einer Interessengruppe entstehen, oder?!

Fernsehen (speziell politische Talkshows) waren also gefühlt eine Sackgasse für mich, die mir keine Antworten gaben auf meine drängenden Fragen.

„Es gibt Geld wie Dreck auf der Welt, es haben nur die falschen Leute.“

Ein überzeugter Kapitalist zu sein ist keine große Herausforderung. Die Denkprozesse die dich zum Kapitalisten machen, folgen einfachsten, meist emotional aufgeladenen Gesetzmäßigkeiten mit denen wir „im Westen der Welt“ aufgewachsen sind und die wir immer noch für selbstverständlich halten … und für unüberwindbar.
„Das Gesetz des Stärkeren“ finden wir ja auch in der Natur, wo der Stärkere immer den Schwächeren frisst und selbst die anerkannte Wissenschaft behauptet schließlich, dass das einzige was uns von Tieren unterscheidet unsere Fähigkeit abstrakt zu denken ist.
Will sagen, im Kopf Verbindungen herstellen zu können, die sich der einfachen „Logik des Stärkeren“ entziehen.
Emphatie, Mitgefühl, Vertrauen, Zuversicht und dazu ein winzig kleiner Tagtraum darüber, dass die Welt ein etwas besserer Ort werden könnte, wenn wir nur Geduld bewahren und uns in Demut üben.
„Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, das es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt“ (Wikipedia)
Ich denke ausserdem, dass Demut auch dann glaubwürdig sein kann, wenn sie zu einer Verhaltensumkehr einer als hochmütig empfundenen Menscheneinheit resultiert.

Wir „im Westen der Welt“ waren viele Jahrzehnte so stolz auf unsere standfesten Demokratien aber auch wir sollten mittlerweile einsehen, dass Demokratie nur dann bewahrt und erhalten werden kann, wenn sie wirklich ALLE Teilnehmer mit einbezieht und eben nicht nur die Wirtschaft.

Und eben genau deswegen bin ich so froh das es die Linken gibt die mich mit Hoffnung und Verständnis umgaben und meine anfängliche Wut mit Wissen abzuschwächen wussten.
Hätte es die Linken nicht gegeben, wären die Wut und Hoffnungslosigkeit vermutlich immer weiter angewachsen und ich wäre heute ein Klimaleugner oder Corona-Schwurbler und mit mir auch viele andere sehr intelligente und sensible Menschen.
Und die AFD würde bei einer der nächsten Wahlen die Macht übernehmen und dazu beitragen dieses Land und die Welt ins Dunkel zu führen.

Autor:

Imke Schüring aus Wesel

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